BLAULICHT

Prozess: Falsche Polizisten ergaunern fast 380.000 Euro bei Senioren

pn; 22.05.2025, 16:50 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Vier junge Männer müssen sich derzeit wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs vor dem Landgericht Köln verantworten - Eins ihrer Opfer lebt in Lindlar.
BLAULICHT

Prozess: Falsche Polizisten ergaunern fast 380.000 Euro bei Senioren

pn; 22.05.2025, 16:50 Uhr
Lindlar/Köln – Vier Männer sollen als falsche Polizisten Bargeld und Goldbarren bei Senioren ergaunert haben, in einem Fall in Lindlar – Vor Gericht legen sie Geständnisse ab, sind aber wohl nur ein Rädchen im Getriebe einer noch größeren Bande.

Von Peter Notbohm

 

Die Masche ist immer dieselbe, bekannt und funktioniert trotz aller Aufklärungskampagnen immer wieder: Am Telefon meldet sich ein netter Mann und gibt sich wahlweise als Polizist oder Staatsanwalt aus – in Wahrheit handelt es sich um einen Betrüger. Er warnt vor angeblichen Kriminellen oder betrügerischen Geldinstituten und rät leichtgläubigen Opfern, meist ältere Menschen, ihr Geld und ihre Wertgegenstände zu sichern. Durch geschickte Manipulation werden die Opfer vom angeblich besorgten Kripo-Beamten schließlich davon überzeugt, ihre Wertsachen von einem Beamten in Zivil abholen zu lassen. Sei es, um Spuren sichern zu lassen oder sie schlicht in Sicherheit bringen zu lassen.

 

Am Landgericht Köln müssen sich seit Donnerstag vier junge Männer genau wegen dieser Masche wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs verantworten. Sie sollen zwischen dem 7. Juni 2022 und dem 26. August 2022 in vier Fällen Menschen in Lindlar, Plettenberg und Wenden um ihr Erspartes erleichtert haben. Drei von ihnen waren zum Tatzeitpunkt noch Heranwachsende. Dabei traten sie laut Anklage der Staatsanwaltschaft als Logistiker, Abholer und Fahrer auf. Der dabei entstandene Schaden beträgt fast 380.000 Euro. Sie sind aber wohl nur kleine Rädchen in einem viel größeren Netzwerk. Für jeden Betrugsfall sollen sie jeweils mit maximal 10.000 Euro abgespeist worden sein, die sie untereinander aufteilen mussten.

 

Vor Gericht legten die vier Deutschen (24, 23, 23 und 23) aus Halver, Medebach, Winterberg, und Geseke heute Geständnisse ab und räumten die Vorwürfe vollumfänglich ein. Nur einer von ihnen spielte seine Rolle etwas herunter: Er sei lediglich Beifahrer und nicht Fahrer gewesen und haben nach der zweiten Tat einen Rückzieher gemacht, „weil ihm das alles zu heiß wurde“, wie sein Verteidiger erklärte.

 

In Lindlar war das Opfer eine 73-Jährige. Sie soll laut Anklage mehrere Anrufe erhalten haben, in denen sich Unbekannte als Kriminalpolizei oder Staatsanwaltschaft ausgegeben haben und davor warnten, dass ihr Vermögen in Gefahr sei. Man riet ihr, ihre Wertpapiere zu veräußern und in Gold umzutauschen, um dieses im Bankschließfach zu deponieren. Das tat die leichtgläubige Frau fünf Tage später dann auch.

 

Einige Tage später folgte ein weiterer Anruf: Man habe festgestellt, dass die fünf Goldbarren im Wert von 113.730 Euro unecht seien. Diese müssten zu polizeilichen Ermittlungen untersucht werden. Auch dem schenkte das Opfer Glauben, holte die Goldbarren von ihrer Hausbank ab und übergab sie einen Tag später an einen falschen Zivilbeamten - mutmaßlich einer der Angeklagten.

 

Ähnlich lief es bei den Fällen in Plettenberg und Wenden ab. In Plettenberg war der Geschädigte 68 Jahre alt. Auch er kaufte sich wegen einer angeblichen rumänischen Diebesbande Goldbarren und übergab diese an einen falschen Polizeibeamten. Der Schaden: 75.000 Euro. In Wenden fielen eine 83-Jährige und ihr Lebensgefährte (84) gleich zweimal auf die Masche herein. Beim ersten Mal übergaben sie 48.400 Euro Bargeld, was angeblich Falschgeld war, sowie ihre Sparbücher. Diese warfen die Betrüger bei ihren Opfern noch in derselben Nacht wohl wieder in den Briefkasten und kontaktierten das Paar tags darauf erneut mit der Anweisung, das Guthaben in Goldbarren umzutauschen. Auch hier kamen die Senioren dem nach und übergaben die Barren im Wert von über 140.000 Euro.

 

Was die vier jungen Männer in ihren Aussagen einte: Sie alle berichteten von schweren Kindheiten mit abgebrochenen Lehren, Gelegenheitsjobs und Schulden. Auch Drogen spielten teilweise eine Rolle. Kennengelernt hatte man sich während der Jugendzeit in Winterberg. Einer von ihnen sitzt derzeit eine widerrufene Bewährungsstrafe im offenen Vollzug in Attendorn ab. Der älteste Angeklagte deutete an, dass sein „schwerkrimineller Bruder“ ihn damals kontaktiert habe: „Er hat gefragt, ob ich Geld verdienen will.“

 

Für den Prozess sind sechs Verhandlungstage angesetzt. Durch die Geständnisse könnte das Verfahren sich aber verkürzen. Das Urteil soll am 26. Juni fallen.

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