BLAULICHT
Razzia in Radevormwald: 19 Festnahmen, Steuerschaden in Millionenhöhe
Radevormwald – Der Zollfahndung Essen ist in Radevormwald ein Schlag gegen die internationale illegale Zigarettenproduktion gelungen – 27 Tonnen Rohtabak wurden sichergestellt.
+++3. Meldung (Donnerstag, 12:30 Uhr)+++
Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wuppertal haben Ermittler des Zollfahndungsamtes Essen gestern in Radevormwald und Velbert zwei professionelle, gesetzwidrig betriebene Herstellungsanlagen für illegale Zigaretten ausgehoben. Auf Nachfrage von OA sprach Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert heute von einem „großen Erfolg“. Er ist Leiter der Abteilung zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal, die die Ermittlungen geführt habe.
[Die Ermittler konnten über 104.000 Stangen dort produzierter, gefälschter Zigaretten verschiedener Marken sicherstellen.]
Wie das Zollfahndungsamt Essen am Vormittag in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Staatsanwaltschaft öffentlich gemacht hat, wurden gestern in den Hallen in Radevormwald und Velbert 19 Verdächtige bulgarischer, ukrainischer, moldauischer und rumänischer Staatsangehörigkeit überrascht und festgenommen – auch unter Einsatz von Spezialkräften der Bundespolizei. Die Verdächtigen sollen mit Antrag der Staatsanwaltschaft Wuppertal noch heute dem Haftrichter beim Amtsgericht Wuppertal vorgeführt werden.
Im April 2024 sollen Bedienstete des Zollfahndungsamtes Essen erste Hinweise auf eine illegale Zigarettenproduktion gewonnen haben, was zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal führte. Die Hallen der illegalen Zigarettenfabriken sollen durch die Gruppierung hochprofessionell und sehr aufwändig für ihre kriminellen Zwecke um- und ausgebaut worden sein, auch um das Entdeckungsrisiko zu minimieren.
„Bei diesen hochprofessionellen Anlagen zur Herstellung illegaler Zigaretten handelt es sich erneut um industrielle Ausmaße. Zum ersten Mal in Nordrhein-Westfalen wurden zwei Herstellungsanlagen zeitgleich sichergestellt“, wird die Leiterin des Zollfahndungsamtes Essen, Regierungsdirektorin Carolin Müller, in der Mitteilung zitiert. Die Zigaretten sollen nach derzeitigen Erkenntnissen hauptsächlich für den deutschen und europäischen Schwarzmarkt bestimmt gewesen sein. Allein der geschätzte deutsche Tabaksteuerschaden für die aktuellen Sicherstellungen soll sich auf über 4,3 Millionen Euro belaufen.
[Die Ermittler entdeckten bei den Durchsuchungen Umverpackungen für verschiedene Zigarettenmarken.]
Bei der Razzia entdeckten die Ermittler komplette Produktionsstraßen samt Herstellungs- und Verpackungseinheiten, Stromgeneratoren, Abluftanlagen, Tabakschneide- und Trocknungsmaschine sowie technisches Equipment. Darüber hinaus stießen sie auf Großmengen an Vorprodukten wie etwa 27 Tonnen Rohtabak, Filter- und Zigarettenpapier und Umverpackungen für verschiedene Zigarettenmarken. Weiter wurden etwa elf Tonnen Feinschnitt sowie 104.188 Stangen dort produzierter, gefälschter Zigaretten verschiedener Marken, die insbesondere auf dem britischen Markt gehandelt werden, sichergestellt.
Die intensiven Ermittlungen sollen die Fahnder auch auf die Spur verdächtiger Objekte in den Niederlanden und in Belgien geführt haben. Hier seien die Ermittlungen und Maßnahmen durch Europol koordiniert worden. So sollen gestern auch bei zwei Durchsuchungen in den Niederlanden 12.000 Stangen illegaler Zigaretten sichergestellt worden sein. Nach Spontanmitteilung an die belgischen Zollbehörden sollen bei einer weiteren Durchsuchung in Belgien zwölf Tonnen Rohtabak und zwei Tabaktrocknungsmaschinen entdeckt worden sein.
[In den Zigarettenfabriken entdeckte er Zoll circa 27 Tonnen Rohtabak.]
Die enge und intensive Zusammenarbeit auf europäischer Ermittlerebene soll durch die Einbindung von Europol schnell und reibungsfrei zum Erfolg geführt haben. „Selbst professionell tätige Tätergruppen können sich niemals vor einem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden sicher fühlen. Die Ausschaltung der illegalen Produktionsstätten verhindert erhebliche Mindereinnahmen der öffentlichen Hand“, so Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert.
Auch Regierungsdirektorin Carolin Müller freut sich über den Erfolg der Maßnahme: „Durch die funktionierende Zusammenarbeit aller beteiligten Behörden konnte die Tätergruppierung unseres Erachtens nunmehr nachhaltig gestört werden und ein beträchtlicher, auf Dauer angelegter Steuerbetrug in Deutschland verhindert werden.“ Die weitere Sachverhaltsaufklärung werde noch aufwändig und arbeitsintensiv sein. „Mein Dank gilt sämtlichen Einsatzkräften, die hervorragend zusammengearbeitet und diesen Ermittlungserfolg möglich gemacht haben“, so Baumert.
[Die fertigen Produkte scheinen in LKW aus den illegalen Fabriken abtransportiert worden zu sein.]
An dem Einsatz, der sich aufgrund der umfangreichen Maßnahmen über mehrere Tage erstrecken soll, seien etwa 300 Kräfte der Zollverwaltung, der Bundespolizei sowie des Technischen Hilfswerkes beteiligt. Das THW unterstütze den Einsatz „in gewohnt professioneller Weise“ beim Abbau und Abtransport der sichergestellten Maschinen, Materialien und Zigaretten. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Wuppertal sollen die Ermittlungen durch die Zollfahndung Essen mit Dienstsitz in Köln nun fortgeführt werden.
+++2. Meldung (Mittwoch, 13:05 Uhr)+++
Wie das Zollfahndungsamt Essen am Morgen öffentlich gemacht hat, durchsuchen Kräfte des Zolls seit den frühen Morgenstunden eine Lagerhalle in Radevormwald. Dabei sei eine illegale Zigarettenproduktion ausgehoben worden. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wuppertal werden insgesamt zehn Objekte in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg durchsucht. Eine Gruppe um einen 38-jährigen Moldauer soll im Verdacht stehen, seit mindestens Juli dieses Jahres eine illegale Herstellungsanlage in Radevormwald zu betreiben.
Seit April 2024 soll das Zollfahndungsamt Essen mit Dienstsitz in Köln unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Wuppertal gegen eine osteuropäische Tätergruppierung ermitteln. Im Raum steht laut einer Mitteilung des Zolls der Verdacht der bandenmäßigen Steuerhinterziehung in großem Ausmaß. Die Gruppe soll eine illegale Produktionsanlage für unversteuerte gefälschte Zigaretten betrieben und diese gewinnbringend auf dem deutschen und europäischen Schwarzmarkt verkauft haben. Damit gehe es auch um eine gewerbsmäßige Steuerhehlerei.
Die Zollfahnder aus Essen sollen durch Kräfte der Hauptzollämter Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Krefeld, Köln und Potsdam sowie des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg unterstützt werden. Darüber hinaus seien auch Spezialkräfte der Bundespolizei und des Zollkriminalamtes im Einsatz.
+++Ursprungsmeldung (Mittwoch, 10:55 Uhr)+++
Seit dem frühen Morgen wird in einer Lagerhalle in Radevormwald eine Razzia durchgeführt. Die Durchsuchung erfolgt im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wuppertal. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Baumert auf Nachfrage von OA. „Der Einsatz läuft noch. […] Wir sind noch sehr früh am Einsatztag“, sagte Baumert. „Und wir finden auch einiges.“
Die Durchsuchung erfolge im Rahmen eines großen Verfahrens wegen der Hinterziehung von Steuern. Konkret soll es dabei um die Produktion und den Handel von Tabak gehen. Derzeit sei eine Vielzahl von Kräften im Einsatz. Der WDR berichtet von Spezialkräften der Bundespolizei, des Zollkriminalamtes und des SEK.
Neben der Lagerhalle in Radevormwald werden unter anderem auch Orte in Velbert, Wuppertal und Essen sowie ein Ort in Brandenburg durchsucht. Dabei seien bereits zwei Fertigungsanlagen entdeckt worden. Bislang wurden laut Baumert 19 Personen vorläufig festgenommen. Einer der Haupttatverdächtigen soll ein 38-jähriger Mann aus der Republik Moldau sein.
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