BLAULICHT
Rückzugsort nach traumatischem Erleben
Waldbröl - In Anwesenheit von NRW-Innenminister Herbert Reul übergab die Polizeistiftung Nordrhein-Westfalen das Alte Forsthaus seiner neuen Bestimmung als Erholungsstätte und Rückzugsort für im Dienst verletzte und traumatisierte Polizeibeamte.
Von Ute Sommer
"Das Haus ist ein Riesengeschenk, ein Riesenglück und eine Riesenchance, denn die Situation belasteter Polizisten wird nicht weniger werden" zeigte sich NRW-Innenminister Herbert Reul nach Besichtigung der neuen Polizeierholungsstätte in Waldbröl beeindruckt. Tatsächlich sind für die rund 50.000 Frauen und Männer im NRW-Polizeidienst Beleidigungen, "Roheitsdelikte" oder allgemeine Bedrohungslagen integraler Bestandteil ihres Berufslebens, mehr als jemals zuvor gehört zunehmende Gewalt zum Alltag der Beamten.
[Mit guten Wünschen für alle Gäste der Polizei-Erholungsstätte verewigte sich Herbert Reul im Gästebuch des Hauses.]
Neben körperlichen Verletzungen tragen sie aus Einsätzen vermehrt posttraumatische Belastungsstörungen davon, die ihnen selbst und ihren Angehörigen die einfache Rückkehr in die Lebens-und Berufsroutine verwehren. Als direkt dem Innenministerium zugeordnet verfügt die NRW-Polizeistiftung über direkten Zugang zu täglichen Ereignismeldungen und sieht ihre Aufgabe in der unmittelbaren "Hilfe für die Helfer". Als Schnittstelle zwischen der Phase der medizinischen Betreuung und der Rückkehr in den aktiven Dienst bietet die heute eingeweihte Erholungsresidenz "Altes Forsthaus" den Polizeibeschäftigten und ihren Familien die Möglichkeit, auch den "inneren Menschen" innerhalb eines geschützten Raums wieder zu stabilisieren.
Waren betroffene Kollegen bisher auf Erholungszentren in Bayern angewiesen, steht jetzt das Alte Forsthaus bereit, um im Kreis der Familie Abstand zum Erlebten zu gewinnen, Entspannung und neue Kraft für Seele und Geist zu tanken. Mit einem symbolhaften Wandkreuz als gleichzeitigem Zeichen von Verletzung und Heilung, stellten die Polizeiseelsorger Dietrich Bredt-Dehnen und Rainer Dürscheid den Rückzugsort mit Worten aus Psalm 91 unter den Schutz Gottes. Bevor das Haus mit einem offiziellen Festakt in Dienst gestellt wurde, konnten sich die geladenen Gäste beim Hausrundgang einen eigenen Eindruck der neu entstandenen Wohlfühl-Atmosphäre verschaffen.
[Als sichtbares Segenszeichen überreichten der evangelische Polizeiseelsorger Dietrich Bredt-Dehnen (v.li.) und sein katholischer Kollege Rainer Dürscheid ein Wandkreuz an Diethelm Salomon.]
Rund eine Million Euro investierte die Polizeistiftung in die Runderneuerung des Hauses in dem jetzt vier Appartements mit gehobenem Wohncharakter, für jeweils vier Personen zur Verfügung stehen. Fitness-und Wellnessbereich sorgen für Abwechslung, das umliegende Gartenareal, mit Grillhütte, lädt ein zum Sonnen- oder Frischluftbad, im Kinderspielraum geht der Nachwuchs seinem Bewegungsdrang nach. Im volltechnisierten Seminarraum im Untergeschoss kann Erlebtes in der Gruppe verarbeitet werden. Nach der Begehung folgte im Saal des Klinikums Oberberg die offizielle Einweihung des neuen Refugiums.
Der Einladung der NRW-Polizeistiftung zum Festakt waren neben Innenminister Herbert Reul rund 150 Behördenleiter und Personalräte unterschiedlichster NRW-Dienststellen, Stiftungsgründer Edgar Moron, Michael Mertens als Landesvorsitzender der GdP, Erich Rettinghaus als Vorsitzender der DPolG, die stellvertretende BDK Vorsitzende Bianca Köster, Oberbergs Kreisdirektor Klaus Grootens und Waldbröls Bürgermeister Peter Koester gefolgt. " Für uns geht heute ein lang gehegter Traum in Erfüllung", bekannte Polizeistiftungsvorstand Diethelm Salomon, denn zwischen Idee und Umsetzung lagen rund vier Jahre intensiver Planungs-und Arbeitsphasen. "Mit der Erholungsmöglichkeit hier möchten wir konkret unsere Art des "Kümmerns" und der Wertschätzung zum Ausdruck bringen, die Betroffenen eine kostenfreie Auszeit nach der Genesung, vor Dienstantritt schenkt", unterstrich er.
Namentlich dankte er seinen Stiftungs-Kollegen Kay Wegermann und Erika Ullmann-Biller, sowie dem Bauplaner Max Zielenbach. "Dass ich hier bin ist eine Selbstverständlichkeit, denn unsere Beamten sind für jeden von uns, in schwierigsten Problemlagen tätig", betonte Innenminister Reul in seiner Begrüßung. Zwar sorge die Politik mit fundierter Ausbildung und bestmöglicher Ausrüstung für eine Risikominimierung, aber es gebe eben keine hundertprozentige Garantie die Einsätze unbeschadet zu überstehen. "Wenn es irgend möglich ist, werden wir ihre Arbeit unterstützen", dankte er der NRW-Polizeistiftung. Zusammen mit allen Rednern wünschte sich Reul, dass das Alte Forsthaus von hoffentlich möglichst wenigen Betroffenen in Anspruch genommen werden müsse.
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