BLAULICHT

Tumult im Amtsgericht

ks; 12.09.2024, 19:15 Uhr
BLAULICHT

Tumult im Amtsgericht

ks; 12.09.2024, 19:15 Uhr
Gummersbach – Zwei Männer mussten sich heute wegen einer gemeinschaftlich versuchten räuberischen Erpressung vorm Schöffengericht verantworten.

Ob Beleidigungen, Drohungen, Verabredungen – zum Reden, aber auch zum Kämpfen –, bis hin zu einer Messer-Attacke: diverse Auseinandersetzungen rund um einen bestimmten Personenkreis beschäftigen derzeit die Justiz. Der Fall ist komplex, die involvierten Personen zahlreich. Heute war ein kleiner Teil des vielschichtigen Konglomerats Gegenstand einer Verhandlung am Amtsgericht Gummersbach. Vor dem Schöffengericht ging es um eine gemeinschaftlich versuchte räuberische Erpressung.

 

Die Staatsanwaltschaft warf Emir A. (48) und Adak A. (44; Anm.d.Red.: Alle Namen geändert) aus Wiehl vor, von dem 22-jährigen Paul M. zwischen dem 30. November 2022 und dem 3. Dezember 2022 eine Zahlung in Höhe von 10.000 Euro eingefordert zu haben – und das unter Androhung von Gewalt. Selbst übermittelt haben sollen sie diese Forderung aber nicht. Überbringer der „Zahlungsaufforderung“ soll der 27-jährige Ümmet O. gewesen sein. Letzterer äußerte sich aber nicht zu der Sache. Auch die beiden Angeklagten machten von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.

 

Im Vorfeld soll es laut Zeugenaussagen mehrere Auseinandersetzungen gegeben haben, an denen wohl auch ein Sohn von Emir A. beteiligt gewesen sein soll. Am 29. November soll Devran G. (22) wieder mit dem Sohn des Angeklagten aneinandergeraten sein – auch körperlich. Vor dem Amtsgericht sagte er heute aus, einen Tag später von mehreren Personen zusammengeschlagen worden zu sein. Damit hätte er in gewisser Weise „bezahlt“, und der Fokus danach auf Paul M. gelegen.

 

Wenige Tage später soll Paul M. von Ümmet O. angerufen worden sein. „Er wollte sich beim Handelshof treffen“, sagte der 22-Jährige heute aus. Tatsächlich sei er zu dem Treffpunkt gekommen. Dort habe Ümmet O. ihm gesagt, dass er 10.000 Euro zu zahlen habe, um keine „körperlichen Nachteile“ zu erfahren. Gezahlt habe er aber nicht. Bis Silvester soll die Lage relativ ruhig gewesen sein – doch dann soll er mit einem Messer attackiert und „angestochen“ worden sein.

 

Wie angespannt die Lage zwischen den Gruppierungen ist, wurde heute auch im Gummersbacher Amtsgericht deutlich. Neben den vier geladenen Zeugen wurde die Verhandlung auch von einigen Zuschauern verfolgt. Während einer Sitzungsunterbrechung gab es dann eine weitere Auseinandersetzung. Einige Personen gerieten direkt vor dem Gerichtssaal aneinander. Der Staatsanwalt verständigte daraufhin die Justizbeamten, es kehrte wieder Ruhe ein.

 

Letztlich sprach sich der Staatsanwalt für einen Freispruch aus. „Es ist nicht so, dass nichts gewesen ist“, sagte dieser, doch dass die besagte Bedrohung tatsächlich von den beiden Angeklagten ausgegangen sei, habe sich nicht nachweisen lassen. Die beiden Verteidiger sprachen zudem von Windungen und Widersprüchen in mancher Zeugenaussage. Und so entschied sich auch das Schöffengericht um Richter Ulrich Neef für einen Freispruch der beiden Männer. Weitere Vorfälle sind Gegenstand anderer Verfahren.

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