BLAULICHT
Zahlreiche Vorwürfe: Angeklagter soll massives Alkoholproblem haben
Waldbröl – Ein 34-Jähriger aus Waldbröl muss sich unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Verstoßes gegen das Waffengesetz sowie mehrfacher Beleidigung und Bedrohung am Amtsgericht Waldbröl verantworten.
Von Peter Notbohm
Andreas L. (Anm.d.Red.: Name geändert) scheint ein echtes Alkoholproblem zu haben. Derzeit muss sich der 34-Jährige aus Waldbröl gleich wegen fünf Vorwürfen am Amtsgericht Waldbröl verantworten. Auffällig: Immer soll Alkohol im Spiel gewesen sein, der Mann ist vorbestraft und versucht sein Problem bereits anzugehen.
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sind schon ein wenig älter. Von Beleidigung, über Bedrohung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, mehrfacher Körperverletzung, Sachbeschädigung, gefährlicher Körperverletzung, tätlicher Beleidigung bis hin zum Verstoß gegen das Waffengesetz ist alles dabei. Die Taten sollen sich zwischen dem 12. Juli 2021 und dem 17. August 2022 im Waldbröler Stadtgebiet abgespielt haben. Für den Prozess sind insgesamt vier Verhandlungstage angesetzt. Zum Auftakt schwieg der Angeklagte, ließ aber über seinen Verteidiger erklären, sich zu einem späteren Zeitpunkt einlassen zu wollen.
Am schwerwiegendsten dürften die angeklagten Taten aus dem August 2022 sein. Nach Andreas L. wurde laut Anklage zu diesem Zeitpunkt wegen unerlaubten Tragens einer Schusswaffe gefahndet, als ihn Polizisten am Abend des 5. August im Stadtgebiet mit zwei weiteren Männern ansprachen. Noch bevor die Beamten ihn kontrollieren konnten, soll es ihm gelungen sein, eine Luftdruckpistole hinter einem Haus zu verstecken. Anschließend soll er auf die Polizisten losgegangen sein. Im folgenden Gerangel soll sich eine Polizistin Schürfwunden zugezogen haben. Ein Alkoholtest zeigte später 1,3 Promille an bei dem Waldbröler an.
Alkohol soll auch am 17. August eine Rolle gespielt haben. Gegen 9:20 Uhr soll Andreas L. mit seinem Fahrrad auf der Turnerstraße unterwegs gewesen sein, als ihm an einer Verkehrsinsel ein Auto auf der falschen Straßenseite entgegengekommen sein soll. Der Autofahrer soll laut Staatsanwaltschaft zwar noch rechtzeitig eingeschert sein, der 34-Jährige quittierte laut Anklage das Fahrmanöver aber damit, dass er durch das geöffnete Fahrerfenster spukte. Als der empörte Autofahrer ausstieg, soll Andreas L. sein Fahrrad nach ihm geworfen haben. Auch hier kam es wohl zu Schürfwunden.
Außerdem soll der Waldbröler am 24. März zwei Nachbarn mit einer Eisenstange aufgesucht und ihnen mit den Worten „Ich mach euch kaputt“ gedroht haben. Um dies zu untermauern, soll er im alkoholisierten Zustand mit der Stange auf einen geparkten VW eingeschlagen haben. Schaden: 200 Euro. Nicht so viel Glück hatte laut Anklage eine Frau am 14. Dezember 2021. Sie soll dem 34-Jährigen die Tür geöffnet haben, als er nachmittags in der Alsbergstraße unterwegs war. Weil der eigentliche Bewohner, zu dem er eigentlich wollte, nicht vor Ort war, soll er der Frau einen Faustschlag ins Gesicht verpasst haben.
Am ersten Verhandlungstag beschäftigte sich Einzelrichter Kevin Haase zunächst allerdings mit den Vorwürfen vom 12. Juli 2021. Hier soll Andreas L. ein Pärchen zunächst beleidigt und anschließend mit einer Waffe bedroht haben, zudem eine Mitarbeiterin der Sparkasse beleidigt haben. Ein 29-Jähriger aus Alfter berichtete, dass er mit seiner damaligen Freundin (25) in Waldbröl spazieren gegangen sei, als ihnen vor der Sparkasse ein laut fluchender und mit Beleidigungen um sich werfender Mann aufgefallen sei. Weil sie mit Kindern unterwegs gewesen seien, hätten sie den Mann aufgefordert, „sich zusammenzureißen“.
Der habe allerdings aggressiv reagiert und sie in russischer Sprache massiv beleidigt. Das habe der 29-Jährige nicht auf sich sitzen lassen wollen und den Mann ebenfalls beschimpft. Kurz darauf seien beide Männer fast Nase an Nase gestanden, als der Angeklagte in seinen Rucksack gegriffen habe und plötzlich einen Gegenstand in der Hand hatte. „Ich war mir zu zwei Millionen Prozent sicher, dass es sich dabei um eine Waffe handelt. Das sah für mich nach einem Magazinschacht aus.“ Zudem habe der Mann gedroht, sie zu erschießen. Eskaliert sei die Situation nur nicht, weil sowohl seine Freundin als auch eine Sparkassenmitarbeiterin bereits die Polizei gerufen hatten und man die herannahenden Sirenen schon gehört habe.
Der Verteidiger zerpflückte anschließend die Aussagen des Pärchens, sorgte mit seinen Fragen dafür, dass beide die Fassung vor Gericht verloren und sprach von wechselseitigen Beleidigungen: „Ich deeskaliere keine Situation, indem ich jemanden H****sohn nenne.“ Zudem habe man bei einer kurz darauf durchgeführten Durchsuchung keine Waffe im Rucksack seines Mandanten gefunden, sondern nur Drogen und einen Stock. Ob die Vorwürfe deshalb zumindest teilweise eingestellt werden, will das Gericht zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.
Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt.
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