ENGELSKIRCHEN
50 Jahre Gemeinde Engelskirchen: Zeitzeugen im Gespräch
Engelskirchen - Ehemalige Ratsmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter haben die Gründung der neuen Gemeinde im Jahr 1975 miterlebt und trafen sich zum Zeitzeugengespräch im Rathaus.
Von Kathrin Roloff-Jamin
Die Gemeinde Engelskirchen ist 50 Jahre alt. Grund genug, um dieses besondere Jubiläum zu feiern. Als Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen fand am Montagabend ein Zeitzeugengespräch im Rathaussaal in Engelskirchen statt. Ehemalige Ratsmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter, die die Gründungsphase miterlebt und gestaltet hatten, berichteten über ihre Erlebnisse. Im Gemeinderat waren damals sechs Fraktionen vertreten, darunter die CDU, SPD und FDP.
„Schön, dass sie sich interessieren für das, was war, was ist und was kommen mag.“ Dies Worte richtete Bürgermeister Dr. Gero Karthaus an das interessierte Publikum und eröffnete den Abend. „Diese verantwortlichen Ratsmitglieder werden erzählen, was damals alles passiert ist, einen Blick auf die Geburtswehen der Gemeinde Engelskirchen und das daraus entstandene Baby werfen“, so Karthaus.
Die ehemaligen Gemeinderatsmitglieder Bruno Bosbach (90), Reinhard Pilatzki (75), Heinz Scherer (73) und Peter Ruland (76) sowie die Beigeordneten Hans Gries (85) und Peter Moll (74) kamen als Zeitzeugen zu Wort. Moderator Reiner Thies gab zuvor eine kleine Einführung ins Thema. „Hintergrund war die Gebietsreform, die dafür sorgen sollte, dass die Kommunen leistungsfähiger werden“, so Thies. 1975 wurde das Gemeindegebiet vom Rheinisch-Bergischen Kreis abgetrennt und dem Oberbergischen Kreis zugeordnet. Damit wurde auch die Verschmelzung der Gemeinden Engelskirchen und Ründeroth eingeleitet. Viele sprachen damals von einer „Vernunftehe“.
Unterschiede gab es reichlich und auch aus der Bevölkerung regte sich Kritik. Ein gutes persönliches Verhältnis zu Ründeroth hat beispielsweise Bruno Bosbach schon lange. „Ich hatte schon immer meine Kontakte und es gab keine Probleme“, sagte der 90-jährige.
Die neue Ausrichtung dauerte mehrere Jahre. Besonders kontrovers wurde der künftige Name diskutiert. Vertreter beider Orte brachten Vorschläge ein. Eine Einigung gab es keine, auch bei dem gemeinsamen Namen „Aggertal“ nicht. „Man wusste, dass die Ründerother in der schwächeren Position bei der Namensgebung waren. Engelskirchen fühlte sich dem Ort schon verbunden“, sagte Peter Ruland. Als Zugereister habe er allerdings für Engelskirchen gestimmt. Am Ende entschied der Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes über den zukünftigen Namen „Engelskirchen“.
[Heinz Scherer (v.li.), Peter Moll, Hans Gries, Peter Ruland, Reinhard Pilatzki, und Bruno Bosbach zusammen mit Dr. Gero Karthaus (außen).]
Ein weiterer Streitpunkt war das Thema Gemeindehauptsitz. Wo sollte er liegen, Ründeroth oder Engelskirchen? Am Ende hat die Verwaltung Mitte der 1980er-Jahre den Gebäudekomplex der alten Fabrik „Ermen & Engels“ in Engelskirchen bezogen. „Es ist eigentlich reibungslos verlaufen. Beide Seiten funktionierten gut. Die Neugliederung der Ämter ist gut über die Bühne gegangen“, sagte Hans Gries. Von Rivalität in der gemeinsamen Verwaltung keine Spur.
„Ich saß im Büro mit einer Kollegin aus Ründeroth in Engelskirchen und das hat gut funktioniert. Ich fand die neue Aufteilung eigentlich ganz spannend als junger Mann“, erzählte Peter Moll, der anfangs als Sachbearbeiter tätig war. Beim Thema Büroausstattung punktete übrigens Ründeroth. „Engelskirchen war Holzklasse und führte dazu, dass die Ründerother ihren Bürostuhl mitbringen sollten,“ so Moll schmunzelnd.
Inzwischen sind Engelskirchen und Ründeroth zusammengewachsen, auch im Karneval. Weil es zwei Karnevalsvereine gibt, aber nur ein Rathaus, ließ man sich auf einen Kompromiss ein. „Immer im Wechsel darf Engelskirchen zuerst einmarschieren und dann Ründeroth, im nächsten Jahr marschiert Ründeroth zuerst ein und dann Engelskirchen“, sagte Heinz Scherer. Die Gemeinde Engelskirchen, da waren sich die Zeitzeugen einig, sei trotz aller anfänglicher Probleme eine Erfolgsgeschichte. „Rückblickend ist der Zusammenschluss richtig. Einzeln hätten die Gemeinden keine nennenswerte Entwicklung erfahren“, sagte Reinhard Pilatzki. So seien vor allem die Einsparungen bei einer gemeinsamen Verwaltung wichtige Synergieeffekte gewesen.
Ihr 50-jähriges Bestehen begeht die Gemeinde Engelskirchen Anfang Juli auf dem Festplatz am Rathaus. Am Freitag, 4. Juli, steht DJ Hermann am Pult und wird zusammen mit den Mitarbeitern im Ehrenamt feiern. Am Samstag, den 5. Juli findet ein Open Air-Konzert mit Wounded Knees und Tünnes Deluxe statt. Und am Sonntag, 6. Juli, stehen die Familien im Mittelpunkt einer großen Party. Engelskirchener Vereine präsentieren sich und das Rathaus lädt zum Tag der offenen Tür.
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