FUSSBALL
"Infektionsschutz und Wohl der Spieler genießen absolute Priorität"
Oberberg - Nachdem der Verband einen Antrag auf Spielverlegung abgelehnt hatte, tritt der FV Wiehl zum Landesliga-Derby gegen Eintracht Hohkeppel nicht an - Corona-Fall bei den Gästen als Auslöser (AKTUALISIERT).
Paukenschlag am Sonntag: Der FV Wiehl hat entschieden, zum heutigen Landesliga-Duell gegen Eintracht Hohkeppel nicht anzutreten. Am Freitag war bekannt geworden, dass ein Mitglied des Trainer- und Betreuerstabs - nicht wohnhaft im Oberbergischen - positiv auf Corona getestet worden ist. Er habe nach Angaben des Hohkeppeler Vereinsvorsitzenden Hakan Ekmen am vergangenen Sonntag zum letzten Mal mit den Spielern der 1. Mannschaft in Kontakt gestanden. Am Mittwochabend hatte er erste Symptome gezeigt und sich testen lassen. Das Ergebnis lag dann am Freitagabend vor. Anschließend informierte Ekmen die Staffelleitung und den FV-Vorstand.
Zunächst empfahl auch Ekmen eine Absetzung der Partie, nach weiteren internen Recherchen zu den Hintergründen kam er aber zu der Einschätzung, dass die Situation weniger kritisch sei als zunächst angenommen. Der Verein gehe sehr sensibel und verantwortungsbewusst mit der Corona-Thematik um. Sobald auch nur ein Verdachtsfall bekannt ist, würden die Trainingsaktivitäten der betroffenen Mannschaft laut Ekmen unverzüglich eingestellt – so geschehen beim Reserveteam, bei der Frauenmannschaft sowie bei den D-Junioren. Zudem hatte der Hohkeppeler Vorstand zuletzt, nach Rücksprache mit den Behörden, ein Zuschauerverbot im heimischen Achim-Lammers-Waldstadion verhängt.
Nach dem Informationsaustausch am Freitag stellten die Gastgeber einen Antrag auf Verlegung, der aber vom Staffelleiter mit Verweis auf die Spielordnung des Westdeutschen Fußballverbandes (Paragraf 47a), worin der Umgang mit Corona-Infektionen geregelt ist, abgelehnt worden sei. „Die weitere Bewertung, insbesondere ob sich Spieler der Landesliga-Mannschaft des SV Eintracht Hohkeppel infolge Kontakt der positiv getesteten Person infiziert haben, überlässt der Staffelleiter der Bewertung dem SV Eintracht Hohkeppel, da bisher keine behördliche Anordnung gegen Spieler des Vereins ergangen sei beziehungsweise man hierüber keine Kenntnis habe“, so die Wiehler Klubspitze, die auch das Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises befragte. Dort konnte man jedoch keine Bewertung abgeben, weil der Vorgang den Mitarbeitern nicht bekannt und für die Klassifizierung ein anderes Gesundheitsamt zuständig sei.
„Aufgrund der vorliegenden Informationen besteht für uns eine ungeklärte und auch in sich widersprüchliche Gesundheitsgefahrenlage, so dass wir unter diesen Umständen nicht bereit sind, unsere 1. Mannschaft gegen den SV Eintracht Hohkeppel antreten zu lassen“, erklärte der Wiehler Vorstand. Der Vorsitzende Manfred Noss betonte gegenüber OA: „Trainer, Mannschaftsrat und Spieler hatten Bedenken. Darüber konnten und wollten wir uns nicht hinwegsetzen.“
Noss und Ekmen kritisierten gleichermaßen, dass sich der Verband im vorliegenden Fall lediglich auf die Statuten berufen und nicht flexibel gezeigt habe. „Der Verband sollte grundsätzlich darüber nachdenken, die Saison abzubrechen. Wenn Vereine wegen eines Restrisikos gezwungen sind, nicht anzutreten, können wir alle aufhören“, meinte Ekmen. Hätte die Eintracht eine Verlegung beantragt, wäre dies auch abgelehnt worden, so der Hohkeppeler Vorsitzende. Von Behördenseite sei für keinen Spieler Quarantäne angeordnet worden, auch nicht nachdem sich das zuständige Gesundheitsamt am heutigen Sonntag bei der betroffenen Person gemeldet hat.
Dass die Punkte am grünen Tisch aufs gegnerische Konto wandern, nimmt der FV Wiehl in Kauf. „Der Infektionsschutz und das Wohl unserer Spieler genießen absolute Priorität und steht auch vor einer Wertung oder Sanktionierung durch den Fußball-Verband Mittelrhein wegen Nichtantritts, insbesondere auch vor dem Hintergrund der seit Freitag geltenden verschärften Corona-Maßnahmen in Nordrhein-Westfalen und dem klaren Appell unserer Bundeskanzlerin“, teilte der Klub abschließend mit.
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