Waldbröl - Bezirksliga-Aufsteiger SV Schönenbach hat sich zwar namhaft verstärkt, der dünne Kader könnte sich aber als problematisch erweisen – Trainer Michael Reed will sich so schnell wie möglich von der roten Zone absetzen - Wie wird der Abgang des Goalgetters kompensiert?

Nach mehreren gescheiterten Anläufen, den Aufzug Richtung Bezirksliga zu erreichen, hat der SV Schönenbach erstmals in der Vereinsgeschichte den Sprung geschafft. Dabei stand der Erfolg erneut auf wackligen Füßen, denn im ersten Halbjahr stellte sich die Mannschaft aufgrund von etlichen Ausfällen und der geringen Kadergröße fast an jedem Wochenende von selbst auf.

 

Doch die Elf von Michael Reed befand sich trotz der permanenten Personalnot zur Winterpause in Schlagdistanz zum Herbstmeister VfR Wipperfürth, den man dank einer fulminanten Rückserie (Bilanz: 40 von 45 möglichen Punkten) überholte, um sich am vorletzten Spieltag die Krone aufzusetzen. „Was die Jungs vor allen Dingen in der Hinrunde, wo wir viele Probleme hatten, geleistet haben, war sensationell“, erklärt Reed. „Man darf nicht vergessen, dass die Gegner gegen uns immer extrem motiviert und heiß waren. Aber damit ist die Mannschaft hervorragend umgegangen.“

 

Änderungen im Aufgebot ließen sich nach dem Aufstieg indes nicht verhindern. Davin Dresbach, Veli Ümit, Thomas Bernhardt und Otto Fehl haben den Klub verlassen, die Routiniers Mehmet Ümit, Ali Ümit und Andreas Littau die Stiefel an den Nagel gehängt. Ein echter Nackenschlag war der nicht einkalkulierte Abgang von Kapitän Salih Tatar zum Mittelrheinligisten Eintracht Hohkeppel. 39 Treffer und unzählige Assists steuerte der Goalgetter in der Meistersaison bei.

 

[Trainer Michael Reed betritt mit seiner Mannschaft nahezu unbekanntes sportliches Terrain.]

 

Die Schönenbacher reagierten auf dem Transfermarkt und erweiterten die Fraktion von ehemaligen Kickern des FV Wiehl durch Radion Miller, Philipp Sulzer und Waldemar Kilb. Neben vier Eigengewächsen, deren Entwicklung Reed positiv stimmt, konnte zuletzt mit der Verpflichtung der Keeper Frederic Löhe und Lars Füchtey sowie Laurenz Wassinger als potenzieller Tatar-Nachfolger namhaft nachgelegt werden. Mit 18 Feldspielern ist der SVS zwar weiterhin nicht auf Rosen gebettet (Reed: „Wir wissen, dass wir in der Abwehr dünn besetzt sind“), in qualitativer Hinsicht sieht der Trainer das Team jedoch besser aufgestellt.

 

Das externe Sextett verfügt mindestens über Bezirksliga-Erfahrung und soll diese auch einbringen. „Die Zugänge haben sich bereits super integriert“, schildert Reed. Er wird am gewohnten 4-2-3-1 zunächst nicht rütteln, wobei er den Wechsel auf eine Dreier-/Fünferkette je nach Gegner und Spielsituation in Betracht zieht. In der Kreisliga A hatte Schönenbach wegen der defensiven Ausrichtung der meisten Kontrahenten hohe Ballbesitzwerte. Das ändert sich vermutlich. „Wir wollen einen Tick schneller spielen“, liegt laut Reed ein Schwerpunkt darauf, nach Ballgewinnen Umschaltaktionen zu kreieren, anstatt das Tempo zu drosseln.

 

Zur Pressingmaschine mutiert der SVS allerdings nicht. „Wir haben einen relativ hohen Altersdurchschnitt und können nicht 90 Minuten Vollgas geben. Wichtig ist, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Wir werden definitiv nicht anfangen, uns hinten einzuigeln und die Bälle rauszuschlagen.“ Mit der Konkurrenz in der Bezirksliga Staffel 1 ist Reed noch nicht näher vertraut, zugleich dürften die Kölner Vereine wenig bis gar nichts über den Debütanten wissen. Diesen Überraschungsfaktor möchte man sich zunutze machen. Reed hofft außerdem auf die Konservierung der Heimstärke. In der Vorsaison wurden 14 von 15 Partien in der Waldarena gewonnen.

 

Bleiben die Schönenbacher diesmal vom Verletzungspech - momentan fällt lediglich Ali Kemal Celik (Kreuzbandriss) längerfristig aus - verschont, ist die Zielsetzung („Wir wollen so früh wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben“) realisierbar. Könnte es im Idealfall sogar höher hinaus gehen? „Wir sind meiner Meinung nach gut genug, um die eine oder andere Mannschaft von oben zu ärgern“, glaubt Reed, der Blau-Weiß Köln, den TuS Marialinden und die SpVg. Flittard als eventuelle Titelaspiranten nennt. Der Aufsteiger startet am 21. August auswärts bei Viktoria Frechen, ehe eine Woche später der TV Hoffnungsthal zur Bezirksliga-Premiere vor eigenem Publikum vorbeischaut.

 

Zugänge

Frederic Löhe (FC Gießen), Laurenz Wassinger (TuS Oberwinter), Lars Füchtey (vereinslos), Waldemar Kilb (FV Wiehl I), Radion Miller, Philipp Sulzer (beide FV Wiehl II), Martin Trojca (reaktiviert), Jakob Kalkkuhl, Lars Huhn, Paul Hankwitz, Frieder Burnicki (alle eigene U19)

 

Abgänge

Davin Dresbach, Veli Ümit (beide FV Wiehl I), Thomas Bernhardt, Otto Fehl (beide SSV Homburg-Nümbrecht II), Mehmet Ümit, Ali Ümit, Andreas Littau (alle Laufbahn beendet), Jannis Hofmeier (Fußballpause)

 

[Michael Reed mit den Neuzugängen.]

 

Der Kader

 

Tor

Lukas Hoffmann, Paul Hankwitz, Frederic Löhe, Lars Füchtey

 

Abwehr

Ali Kemal Celik, Firat Gelgec, Waldemar Kilb, Jonathan Noß, Christoph Roth, Philipp Sulzer

 

Mittelfeld

Leontin Asani, Frieder Burnicki, Tunahan Durmus, Malte Hartwig, Alexander Hettich, Lars Huhn, Kerem Kargin, Markus Wagner, Martin Trojca

 

Angriff

Amadou Balde, Jakob Kalkuhl, Laurenz Wassinger

 

Trainer

Michael Reed

 

Spielender Co-Trainer

Malte Hartwig

 

Physiotherapeutin

Vanessa Hecken

 

Sportlicher Leiter

Kilian Gärtner