FUSSBALL
Dramatik pur: Wiehl gleicht gegen Nümbrecht in der Nachspielzeit aus
Oberberg – Im Landesligaderby zwischen dem FV Wiehl und dem SSV Homburg-Nümbrecht sehen die Gäste schon wie die Sieger aus – In der Nachspielzeit fällt der Ausgleich - Die Sparkasse Gummersbach präsentiert die Landesliga (AKTUALISIERT).
Von Thomas Giesen
FV Wiehl – SSV Homburg-Nümbrecht 2:2 (1:1).
Torsten Reisewitz hatte gewarnt: „Die werden kämpfen, bis das Wasser in der Dusche angeht“, sagte der Nümbrechter Trainer im Vorfeld des Lokalkampfes und lobte die Mentalität der Hausherren, auch nach Rückständen nie aufzugeben. Und er sollte recht behalten. Die Nümbrechter sahen nach einem späten Führungstor schon wie die Sieger aus, am Ende jubelten aber nur die Wiehler, die in der Nachspielzeit noch den 2:2-Ausgleich schossen.
Auch der Auftakt in die Begegnung vor fast 900 Zuschauern im Wiehler Walter-Lück-Stadion gehörte den Gastgebern. Keine fünf Minuten waren gespielt, als Alexander Marks im Strafraum abschloss. Torwart Julian Schoepe ließ den Ball klatschen und Florian Liebelt staubte aus kurzer Distanz ab. Den frühen Schock verdaute der SSV jedoch schnell und mühten sich gegen die dicht gestaffelte Wiehler Abwehr, Chancen herauszuspielen. Erst eine Ecke sorgte für Gefahr und gleich für etwas Zählbares. Marvin Hennecken zirkelte den Ball an die Fünf-Meter-Grenze, Wiehls Torwart Maximilian Vollmer zögerte kurz beim Herauslaufen und Nümbrechts Kilian Seinsche köpfte das Rund zum 1:1-Ausgleich in die lange Ecke.
[Wiehls Trainer Sascha Mühlmann (oben) bejubelte den Führungstreffer.]
Die Nümbrechter hatten die Partie nun im Griff, kamen gegen die enge Doppelabwehrreihe der Hausherren offensiv aber kaum zum Zug. Es entwickelte sich ein zäher Kick, ohne große Höhepunkte. Wenn mal eine Aktion nach vorne vielversprechend aussah, wurde sie meist unsauber zu Ende gespielt. Torchancen waren Mangelware und kamen nur durch Einzelaktionen zustande. Nümbrechts Dean-Robin Paes dribbelte sich in Minute 34 durch die Wiehler Spielfeldhälfte, schoss aus rund 18 Metern aber deutlich über das Tor. Ein Freistoß von Moritz Becker wurde zur leichten Beute für Wiehls Schlussmann Vollmer. Nur vier Minuten später setzte sich Kilian Seinsche auf der rechten Außenbahn mit Tempo durch, die Hereingabe geriet aber zu schwach und zu harmlos und so ging es mit dem Unentschieden in die Pause.
In der Kabine gab es offensichtlich ein kleines Donnerwetter, denn die Nümbrechter eröffneten die zweite Halbzeit deutlich aktiver, pressten früher und kamen sofort zur ersten Chance. Wieder war es Seinsche, der über rechts in den Strafraum eindrang und auf Felix Klein ablegte. Dessen Schuss wurde jedoch geblockt (47.). Auch ein Abschluss von Dennis Kania wurde von Wiehls Dogukan Bülbül zur Ecke abgewehrt (51.), die Ricardo Bauerfeind über das Gehäuse köpfte (52.). Wiehls Trainer Sascha Mühlmann wechselte nun aus, nahm Ali-Can Gültekin, der als fast zwei Meter großer Wandspieler im Sturmzentrum auflief, heraus, sowie auch Yannick Zwiebel. Mit den eingewechselten Jan Peters und Vinzent Stoffel wurde das Wiehler Spiel nun besser. Gleich mit der ersten Aktion sorgte Peters für Gefahr. Seinen Steilpass nahm Florian Liebelt an und zog zum Tor, SSV-Außenverteidiger Felix Adamietz klärte jedoch (57.).
[Trainer Torsten Reisewitz (oben) war mit dem Ergebnis seiner Nümbrechter nicht zufrieden. Kilian Seinsche köpfte das 1:1.]
Auf der Gegenseite köpfte Innenverteidiger Tom Hillenbach nach einer Ecke knapp neben den Torpfosten (58.) und Dennis Kania schoss aus 16 Metern rund acht Meter am Kasten vorbei (62.). Kania fand später mit einem Distanzschuss seinen Meister in Torwart Vollmer (69.), ehe auch die Gastgeber mal wieder offensiv auffällig wurden. Nach einer Flanke von Eren Kütük an den zweiten Pfosten, schlenzte Jan Peters den Ball knapp am Nümbrechter Torwinkel vorbei (70.). Echte Aufreger gab es nicht zu bestaunen und es roch nach einem schiedlich-friedlichen Remis der beiden Lokalkonkurrenten. Doch der eingewechselte Robin Brummenbaum hatte etwas dagegen. Nach einem Freistoß von Joscha Trommler zog der Mittelstürmer ab. Vom Innenpfosten schlug der Ball ins Netz ein und die Nümbrechter feierten, als hätten sie das Spiel schon gewonnen.
[FV-Stürmer Collins Ihekaire (links) musste häufig in den Zweikampf mit Nümbrechts Lukas Grünberg.]
Doch noch lief das Wasser in der Dusche nicht. Zweimal verpasste Jan Peters mit Schüssen den Ausgleich (88., 90.), ehe Mühlmann ein Näschen bewies und Andi Sadrija aufs Feld schickte. In der zweiten Minute der Nachspielzeit bedankte sich der Joker mit einem Kracher aus 15 Metern in den Torwinkel.
Nümbrechts Trainer Torsten Reisewitz war völlig bedient: „Es ist schon hart deprimierend, wenn man den Sieg so einfach wegschenkt. Wir hatten den Ball in der 90. Minute tief in der Hälfte des Gegners. Wenn ich den in Richtung Autobahn schieße, dann ist das Spiel wahrscheinlich zu Ende“, klagte der Coach. „Heute war es nicht einfach. Wiehl hatte zwei Busse vor dem Tor geparkt. Die verteidigen mit Mann und Maus. Das war Steineklopfen. Wir mussten geduldig auf unsere Chance warten und die kam dann ja auch. Aber es ist sehr enttäuschend, dass wir wieder ein Gegentor in der Nachspielzeit bekommen, weil wir zu gierig sind. Aber damit müssen wir umgehen“, so Reisewitz.
[Kilian Seinsche (links) erzielte den Ausgleich für die Gäste.]
Mühlmann war hingegen vollends begeistert: „Es war kein schönes Fußballspiel, aber ein sehr intensives. Ich behaupte, es ist ein sehr gerechtes 2:2, denn wir haben bis auf die beiden Standardsituationen kaum eine echte Torchance des Gegners zugelassen. Nümbrecht hat natürlich eine brutale Qualität, aber die hatten wir heute recht gut im Griff. Ich muss meinen Jungs ein Riesenkompliment machen. Es war kein verkehrtes Derby. Wir haben es erzwungen, auch wenn es am Ende natürlich glücklich ist. Es ist für uns ein gewonnener Punkt, der für uns noch sehr wichtig werden kann“, so Mühlmann.
[Jubel nach dem späten Ausgleich. Der FV Wiehl traf in der Nachspielzeit. Trainer Sascha Mühlmann war außer sich vor Begeisterung.]
Tore
1:0 Florian Liebelt (5.), 1:1 Kilian Seinsche (19.), 1:2 Robin Brummenbaum (86.), 2:2 Andi Sadrija (90.+2).
FV Wiehl
Maximilian Vollmer; Dogukan Bülbül, Kevin Derksen, Bastian Schwarz, René Gailowitz, Yannick Zwiebel (55. Vinzent Stoffel), Eren Kütük (90. Andi Sadrija), Alexander Marks (74. Jan Krieger), Collins Ihekaire, Florian Liebelt, Ali-Can Gültekin (55. Jan Peters).
SSV Homburg-Nümbrecht
Julian Schoepe; Felix Adamietz, Tom Hillenbach, Moritz Becker, Ricardo Bauerfeind (82. Mike Großberndt), Lukas Grünberg, Marvin Hennecken (82. Fritz Schäfer), Kilian Seinsche, Felix Klein (59. Niklas Goße), Dennis Kania (71. Robin Brummenbaum), Dean-Robin Paes (59. Joscha Trommler).
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