Oberberg - Die Vorkommnisse beim Kreisliga D-Spiel SV Thier gegen DJK Gummersbach II waren Gegenstand einer mündlichen Verhandlung des Kreissportgerichts - Gästespieler wurden für ein Jahr bzw. zwei Jahre gesperrt.
Das Sportgericht des Fußballkreises Berg hat nach der Prügelattacke beim Kreisliga D-Spiel zwischen dem SV Thier und DJK Gummersbach II am 16. November lange Sperren verhängt. Das Gremium um den Vorsitzenden Stefan Flock verurteilte einen der Spieler der Gäste (29) wegen eines tätlichen Angriffs zu einer Sperre von zwei Jahren, sein 37-jähriger Teamkollege darf aus dem gleichen Grund für ein Jahr kein Fußball spielen. Der dritte beschuldigte DJK-Akteur (27) wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Das Match wurde zugunsten der Hausherren gewertet, zudem muss die DJK aufgrund des verschuldeten Spielabbruchs ein Ordnungsgeld von 100 Euro bezahlen.
Der Fall hatte für größeres Aufsehen gesorgt und war sogar von überregionalen Medien aufgegriffen worden. Zwei Fußballer des SV Thier wurden durch Schläge und Tritte so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Dies schilderten sie gestern auch im Rahmen der Befragung durch das Gericht. Ein Spieler trug Verletzungen am Rücken und am Kopf davon, ein anderer, der laut eigener Aussage seinen am Boden liegenden Mannschaftskameraden schützen wollte, erlitt eine Rippenprellung und musste deshalb krankgeschrieben werden. Die Beschuldigten hatten die Vorwürfe zu Beginn des Verfahrens abgestritten. Der 29- und der 27-Jährige betonten, lediglich schlichtend eingegriffen zu haben.
Diesen Beteuerungen schenkte das Gericht nach rund zweieinhalbstündiger Verhandlung sowie der Befragung diverser Zeugen und der Geschädigten keinen Glauben. Stefan Flock erklärte in der Urteilsbegründung, dass die durchschnittliche Länge von Sperren nach tätlichen Angriffen bei drei Monate liege. „Wir sind also mit dem Strafmaß in einen sehr hohen Bereich gegangen, aber wir haben es auch mit einem außerordentlichen Fall mit außerordentlicher Verletzungsfolge zu tun. Deshalb halten wir eine drastische Strafe für angemessen.“ Die zeitliche Abstufung bei den Sperren erfolge deshalb, weil der 29-Jährige nach Überzeugung des Gerichts neben Schlägen auch Tritte ausgeführt haben soll. Der 37-Jährige habe ebenfalls „mehrfach geschlagen“, ein Treten sei ihm aber nicht nachzuweisen.
Auslöser der Situation war ein Freistoß, den die Hausherren in der 69. Minute beim Stande von 1:1 in der Nähe der Mittellinie zugesprochen bekommen hatten. Der Schiri gab den Ball frei, woraufhin der Thierer Kapitän den Freistoß schnell ausführte und direkt Richtung Tor schoss. Die DJK war in dem Moment unsortiert – nebst Torhüter, der sich etwas weiter vor dem Gehäuse befand und das Spielgerät im Zurücklaufen nicht mehr erreichte. Nach dem Treffer rannte der 29-jährige Schlussmann zurück Richtung Mitte, wo sich der 37-Jährige durch den Torjubel eines SVT-Akteurs provoziert fühlte.
Daraufhin begann die körperliche Auseinandersetzung. Der Schiedsrichter zeigte dem 29-Jährigen noch die Rote Karte, der nach Angaben des Schiedsrichters „wahllos auf die Spielertraube geschlagen hat“. Wenige Momente später wurde der Keeper von mehreren Personen – inzwischen waren auf Zuschauer aufs Spielfeld gelaufen – zu Boden gebracht. Im Rahmen des Tumults kam es offenbar auch zu der Attacke des 37-Jährigen, der dies jedoch vehement abstritt. Er habe den jubelnden Spieler lediglich umklammert und später selbst auf dem Boden gelegen.
Der Unparteiische hatte die Partie derweil bereits abgebrochen. „Die Stimmung in der Traube war so aufgeheizt, dass ich keine andere Möglichkeit gesehen habe, als abzubrechen“, meinte er. Um die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen, verließ die DJK-Mannschaft das Sportgelände und machte sich auf den Heimweg. Kurz darauf trafen der alarmierte Rettungswagen sowie die Polizei vor Ort ein.
Die Polizei hatte gegen die drei Männer Ermittlungen wegen schwerer Körperverletzung aufgenommen (OA berichtete), der Verein suspendierte das Trio unverzüglich intern (siehe Bericht). Vorstandsmitglied Kamil Cankaya vertrat die DJK vor dem Sportgericht und entschuldigte sich bei den Geschädigten, nachdem sich der Vorsitzende Marcus Krämer unmittelbar nach dem Spiel bei den Verantwortlichen des SV Thier gemeldet, sich nach dem Befinden der Verletzten erkundigt und eine Entschuldigung ausgesprochen hatte.
Schläge seien durch nichts zu rechtfertigen und müssten sanktioniert werden, hob Cankaya hervor. Zugleich ärgerte er sich über Vorverurteilungen und Anfeindungen gegenüber dem Verein DJK Gummersbach im Allgemeinen. So sei man nach Bekanntwerden der Vorkommnisse mit einem „Shitstorm“ (Cankaya) in den Sozialen Medien konfrontiert worden. Dirk Kamenik, 1. Vorsitzender des SV Thier, verurteilte die Vorfälle aufs Schärfste und plädierte vor der Urteilsfindung für eine „gerechte Bestrafung“ der Beschuldigten.
Das Urteil ist berufungsfähig. Ob irgendeine Seite Rechtsmittel einlegt, stand gestern Abend noch nicht fest.
