FUSSBALL
Trotz Punkterekord keine Kampfansagen
Nümbrecht – Die Fußballer des SSV Homburg-Nümbrecht haben einen neuen Punkterekord aufgestellt: Noch nie holte das Team von Trainer Torsten Reisewitz in einer Landesligahinrunde 34 Zähler - Die Chance auf den Aufstieg in die Mittelrheinliga ist größer denn je.
Von Thomas Giesen
Die Saison begann für die Nümbrechter mit einer großen Feier. Robin Brummenbaum hatte am Samstag vor dem offiziellen Spielstart zu seiner Hochzeit geladen und alle wollten dabei sein. Ziemlich unglücklich allerdings, einen Tag später Landesligafußball spielen zu müssen. SSV-Trainer Torsten Reisewitz sah die erste Saisonniederlage schon kommen. Nachdem wochenlang versucht wurde, die Auftaktbegegnung beim FSV Neunkirchen-Seelscheid auf einen anderen Tag zu verlegen, wurde der Albtraum einige Tage vor dem ersten Spieltag dann doch noch abgewendet. Es konnte gefeiert werden und so trafen sich die Seelscheider und Nümbrechter erst am folgenden Dienstagabend zur Ligapremiere.
Die erste Saisonniederlage kam aber trotzdem. 0:4 verloren die Nümbrechter, vergaben dabei allerdings zahlreiche Torchancen und trafen nur Pfosten und Latte. Problematisch war neben des Chancenwuchers auch die Zahl der Gegentore. Schon vor dem Saisonstart sagte Reisewitz, dass der Fokus in der Vorbereitung auf die Stärkung der Defensive gerichtet gewesen sei. Zu viele Gegentreffer habe man in der vergangenen Saison kassiert. Eine Baustelle, die man unbedingt schließen wollte. „Ich kann mit Niederlagen ja sowieso nicht umgehen, aber das tut richtig weh. Es wird ein bisschen dauern, bis ich das verarbeitet habe“, zeigte sich der SSV-Coach nach der Pleite schwer enttäuscht. Wenige Tage später schossen sich die Nümbrechter mit einem 3:0-Erfolg gegen den 1. FC Spich zurück in die Spur, besiegten anschließend mit Borussia Lindenthal-Hohenlind einen der Titelkandidaten mit 3:2 und trennten sich 3:3 vom SSV Bornheim, der sich im Verlauf der Hinrunde als heißer Meisterschaftsanwärter entpuppte.
Mit dem wilden 8:5-Sieg beim Aufsteiger TuS Marialinden rückte der SSV am fünften Spieltag auf Platz zwei der Tabelle vor und die Auftaktniederlage in Seelscheid war endgültig verarbeitet. Die Zahl der Gegentore – bis zu diesem Zeitpunkt deren 14 – deutete jedoch darauf hin, dass bei den Nümbrechtern bei weitem noch nicht alles rund lief. Die Ernüchterung folgte eine Woche später beim Derby vor eigenem Publikum gegen den FV Wiehl. Zwei verwandelte Elfmeter reichten dem Gast, um die Platzherren zu besiegen und die Marke der Gegentore stand nun bei 16. Nach der Pleite gegen den Lokalkonkurrenten präsentierten sich die Nümbrechter in den folgenden Wochen jedoch wie ausgewechselt und legten eine Serie von sieben Siegen in Folge hin. In den neun Spielen bis zur Winterpause mussten die SSV-Torhüter nur noch achtmal den Ball aus dem eigenen Netz holen.
„Dass wir ausgerechnet nach dem Derby gegen Wiehl diese Serie gestartet haben, war Zufall. Aber klar, wir haben nach dem Spiel analysiert, was wir gut und was wir nicht gut gemacht haben. Es waren zwei Elfmetertore. Darüber hinaus haben wir defensiv ein gutes Spiel gemacht. Wir waren vorne nur zu eindimensional. Das Spiel hat uns gezeigt, woran wir arbeiten müssen“, erinnert sich Reisewitz und schildert, was sein Ensemble in den folgenden Wochen bis zur Winterpause stark gemacht hat: „Unsere Defensive fängt 25 Meter vor dem gegnerischen Tor an. Wir sind in der ersten Reihe extrem gut, dem Gegner Stress zu machen und haben deshalb viel höhere Ballgewinne. Der Weg zum Tor ist viel kürzer und deshalb schießen wir so viele Tore. Wir sind offensiv sehr zielstrebig geworden und auch breiter aufgestellt, als im vergangenen Jahr. Wir haben 13 verschiedene Torschützen. Und wir machen mannschaftstaktisch weniger Fehler. Bei den Gegentoren waren auch einige individuelle Klopper dabei. Berücksichtigt man, dass wir gegen Seelscheid und Marialinden in zwei Spielen neun Tore kassiert haben, waren wir sonst sehr stabil“, erklärt Reisewitz, dass die Arbeit an der Abwehrbaustelle doch Früchte getragen habe.
[Bei der Niederlage im Derby gegen den FV Wiehl war der Ärger groß. Anschließend startete Trainer Torsten Reisewitz mit seinem SSV Homburg-Nümbrecht eine Siegesserie.]
Bis auf das 0:1 beim starken SV Deutz 05 hielten sich die Nümbrechter zwischen Derby und Winterpause schadlos, erreichten mit insgesamt 34 Punkten eine neue Rekordmarke nach einer Landesligahinrunde und erzielten 44 Tore in 15 Spielen. Platz zwei ist der Lohn der Arbeit, nur zwei Punkte hinter dem Primus SSV Bornheim, aber schon acht Zähler vor dem selbsternannten Aufstiegskandidaten SC Rheinbach auf Rang drei. Die Chance, in die Mittelrheinliga aufzusteigen, war für die Nümbrechter nie größer. Torsten Reisewitz hatte vor dem Ligaauftakt alle Aufstiegsambitionen von sich gewiesen, schon beinahe traditionell den Klassenerhalt als vorrangiges Ziel ausgegeben und Platz fünf bis acht als realistisches Endergebnis genannt.
„Den Spaß mit dem Klassenerhalt kann ich weitertreiben, solange wir rechnerisch nicht gesichert sind. Aber klar, Rheinbach muss schon acht Punkte auf uns aufholen und ich kann hier niemandem mehr erzählen, dass wir Achter werden wollen. Wenn wir die Möglichkeit bekommen, aufzusteigen, dann werden wir uns dagegen nicht wehren. Natürlich will ich das auch. Aber ich werde keinen Druck aufbauen und sagen, dass wir jetzt hochgehen müssen. Vielleicht ist es in dieser Saison einfacher, weil es nicht zwei dominierende Teams wie Pesch und Merten in der letzten Saison gibt und, außer uns und Bornheim, kein anderes Team der Liga so richtig ins Laufen gekommen ist. Aber das wird vielleicht nicht so bleiben. An meiner Einschätzung zur Qualität der Liga hat sich nichts geändert. Jeder kann jeden schlagen, jeder Sonntag fängt bei 0:0 an und wir müssen uns immer strecken, um erfolgreich zu bleiben“, verzichtet Reisewitz auf Kampfansagen in Richtung Konkurrenz.
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