FUSSBALL
Wieder als Einheit präsentieren
Nümbrecht - Landesligist SSV Homburg-Nümbrecht will nach einer Saison zum Vergessen nicht noch einmal ins Zittern geraten - Trainer Torsten Reisewitz arbeitet an der mannschaftlichen Geschlossenheit - Verletzungspech hat erneut zugeschlagen.
Der SSV-Motor stotterte in der vergangenen Saison gewaltig: Mit einem großen Kader und Vorschusslorbeeren auf die Reise geschickt, zeigte das Formbarometer nach einem akzeptablen Auftakt schon im Herbst in die falsche Richtung. Den Nümbrechtern gelang es nicht, ihr Potenzial auszuschöpfen. Erneutes Verletzungspech, eine hohe Patzerquote und eine schwache Chancenverwertung mündeten in einer Sieglos-Serie, von deren Folgen man sich nie richtig erholte. Als 13. der Rückrundentabelle verhinderten die Blau-Gelben gerade so eben den Super-GAU. Am Ende lag das Team von Coach Torsten Reisewitz lediglich dank der besseren Tordifferenz vor dem ersten Absteiger aus Flittard.
Kommen und Gehen
Die Transferaktivitäten hielten sich diesmal in Grenzen, was durchaus gewollt war. „Wir haben darauf geschaut, dass wir uns dort punktuell verstärken, wo wir Bedarf haben“, sagt Reisewitz. Als Alternative für den Angriff verpflichtete der Klub Niklas Clemens, der vom B-Ligisten VfR Marienhagen kommt und daher noch Eingewöhnungszeit benötigt. Doch der Coach ist überzeugt von den Fähigkeiten des Angreifers. „Er hinterlässt bisher einen ausgezeichneten Eindruck. Er bringt Geschwindigkeit mit und sucht die Lücken in den Schnittstellen.“ Jan-Frederick Göhsl vom Ligakonkurrenten Germania Windeck soll in die Rolle des Leaders schlüpfen. „Er ist jemand, der die Mannschaft durch Autorität und Qualität führen kann.“
Ob der Japaner Takaaki Ooka das SSV-Trikot tragen wird, ist offen. Reisewitz hofft, dass eine Einigung mit dem abgebenden FC Pesch gefunden wird. „‘Taka‘ würde uns absolut guttun. Er ist ballsicher und läuft für zwei.“ Mit Laurin Schenk hat auch ein Eigengewächs aussichtsreiche Chancen, einen Slot im Aufgebot zu ergattern. Talent Niklas Raddatz ergänzt die Torhüterriege. Zudem rückt Philipp Rüttgers aus der eigenen Reserve hoch. Fabian Förster übernimmt den Posten des Co-Trainers für Thomas Koch.
Mit Tom Barth, Sebastian Ghofranifar und Joscha Trommler haben drei langjährige Säulen den Verein verlassen. „Es ist schade, wenn Jungs, die seit Ewigkeiten mit dabei sind, gehen“, erklärt Reisewitz. „Aber vielleicht blühen andere dadurch jetzt noch mehr auf.“ Barth war mit seiner Unberechenbarkeit der „X-Faktor“ im Nümbrechter Spiel, während Ghofranifar und Trommler zuletzt wegen Verletzungen gar nicht oder nur sporadisch zum Einsatz kamen. Jonas Henscheid bleibt angemeldet, steht jedoch maximal als Aushilfe zur Verfügung.
[Torsten Reisewitz geht in Nümbrecht in sein viertes Trainerjahr.]
Mannschaft, Spielsystem, Taktik
Die Analyse der verkorksten Vorsaison ist erfolgt. Reisewitz weiß, welche Stellschrauben er zu bedienen hat, um erfolgreicher Fußball zu spielen. „Auch wir als Trainer haben es nicht geschafft, die Stärken der Jungs auf den Platz zu bekommen“, führt der Übungsleiter aus. „Womöglich haben wir uns am Anfang davon blenden lassen, dass wir den Kader vergrößern konnten, und geglaubt, dass es von selbst läuft. Allerdings muss man in dieser Liga Sonntag für Sonntag 100 Prozent abliefern. Und das ist uns häufig nicht gelungen.“
In Partien gegen Mannschaften, die auf Umschaltaktionen lauern - und davon gibt es in der Landesliga nicht wenige - war Nümbrecht optisch überlegen, ohne Durchschlagskraft zu entwickeln. Es mangelte an Kreativität, spielerische Lösungen wurden mehrheitlich erzwungen. „Unser Ballbesitz muss zielgerichteter sein und darf nicht als Selbstzweck dienen. Oft haben wir den Ball in den ersten 20 Minuten gut zirkulieren lassen und uns dann durch den ersten Fehler das 0:1 eingefangen.“
Der Trainer fordert ein höheres Aggressivitätslevel im Gegenpressing, um den Gegnern das schnelle Umschalten zu erschweren. Dafür sind Geschlossenheit und Disziplin unabdingbare Voraussetzungen. „Als Mannschaft müssen wir geordneter gegen den Ball arbeiten. Mit viel Tempo war es einfach, Tore gegen uns zu erzielen“, so Reisewitz, der zu Hause beziehungsweise auf kleineren Plätzen mit einem 3-5-2 oder 3-6-1 reüssieren will, „damit wir die Räume im Mittelfeld besser zustellen und in der Rückwärtsbewegung schneller zupacken können.“
Im vorderen Bereich werden die Karten neu gemischt. In der abgelaufenen Spielzeit war Robin Brummenbaum in zentraler Spitze der Alleinunterhalter. Wenn der Goalgetter eine Flaute erlebte, hatte der SSV ein Problem. Clemens und der wiedergenesene Daniel Kelm sind andere Stürmertypen und sollen Brummenbaum entlasten. Das Rennen um die Nachfolgebesetzung auf den offensiven Außenpositionen, wo bislang Henscheid und Barth die Platzhirsche waren, ist eng. Hierfür hat Reisewitz verschiedene Varianten im Kopf.
Saisonziel, Einschätzungen zur Liga
Zwei Absteiger, die nichts unversucht lassen werden, um in die Mittelrheinliga zurückzukehren, stark besetzte Aufsteiger und ambitionierte Vertreter wie Viktoria Köln II, Schlebusch oder Bonn-Endenich – die Landesliga als Haifischbecken zu bezeichnen, ist keine Untertreibung. „Es wird wieder ein Hauen und Stechen“, konstatiert Reisewitz, der Merten und Alfter ganz vorne sieht. „Und ich denke, dass niemand so abfällt wie Heiligenhaus oder Rheidt im letzten Jahr.“
Die Nümbrechter können damit wuchern, über einen erfahrenen Stamm und einen gewissen Erfahrungsschatz in der Spielklasse zu verfügen. „Klar ist aber auch, dass wir alle eine Schippe drauflegen müssen. Wenn wir dann gleichzeitig von Verletzungspech verschont bleiben und als Einheit funktionieren, sind wir in der Lage, eine gute Saison abzuliefern. Von der Qualität der Mannschaft bin ich total überzeugt“, erläutert der Coach. „Sollten wir am Ende auf einem einstelligen Tabellenplatz reinlaufen, hätten wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.“
Stichwort Verletzungen: Die Defensivkräfte Michel Hock (Knorpelschaden im Sprunggelenk) und Philipp Wirsing (Schambeinentzündung) fallen bis zur Winterpause aus.
Zugänge
Jan-Frederick Göhsl (Germania Windeck), Niklas Clemens (VfR Marienhagen), Laurin Schenk (eigene Jugend), Niklas Raddatz (eigene Jugend)
Abgänge
Tom Barth (TuS Marialinden), Sebastian Ghofranifar (TuS Marialinden), Joscha Trommler (SSV Wildbergerhütte-Odenspiel), Jonas Henscheid (tritt kürzer)
[Torsten Reisewitz mit Jan-Frederick Göhsl, Takaaki Ooka, Niklas Raddatz, Philipp Rüttgers, Niklas Clemens und Laurin Schenk (v.li.).]
Der Kader
Tor
Pascal Rüsche, Christian Salmen, Niklas Raddatz
Abwehr
Tom Hillenbach, Alexander Epstein, Aron Jungjohann, Jan Luca Krämer, Johannes Volk, Michel Hock, Felix Jäger, Philipp Wirsing
Mittelfeld
Christian Rüttgers, Ricardo Bauerfeind, Dennis Kania, Thomas Ziegler, Julian Opitz, Julian Schwarz, Jonas Wagner, Jan-Frederick Göhsl, Philipp Rüttgers, Laurin Schenk, Eduard Kelm jr.
Angriff
Robin Brummenbaum, Mike Großberndt, Niklas Clemens, Kilian Seinsche, Daniel Kelm
Trainer
Torsten Reisewitz
Co-Trainer
Fabian Förster (für Thomas Koch)
Sportlicher Leiter
Ralph Köhler
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