FUSSBALL

Zwischen Vorfreude und Skepsis

lo; 10.03.2021, 08:55 Uhr
FUSSBALL

Zwischen Vorfreude und Skepsis

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lo; 10.03.2021, 08:55 Uhr
Oberberg - Die beschlossenen Öffnungsschritte bieten dem Amateurfußball einen Ausweg aus der Lockdown-Starre - Eine Umfrage bei den oberbergischen Vereinen zeigt aber, dass das Gros zunächst noch mit Vorsicht agiert.

Die Politik hat die Tür aufgemacht, können die Amateurfußballer aber auch hindurchgehen? Verlockend muten die Öffnungsschritte an, die Bund und Länder in der Vorwoche beschlossen haben. Trainingseinheiten mit bis 20 Kindern sind plötzlich möglich, sogar wenn der Inzidenzwert über einem Wert von 50 liegt. Demnächst sollen weitere Lockerungen kommen, das Kicken unter Wettkampfbedingungen scheint nicht mehr weit entfernt.     

 

Auch die obersten Fußball-Funktionäre, darunter DFB-Präsident Fritz Keller und dessen „Vize“ Rainer Koch, fordern die Wiederaufnahme der Aktivitäten, bestärkt durch die Ergebnisse einer DFB-Umfrage, wonach eine überwältigende Mehrheit der rund 100.000 Teilnehmer sich nach einer Rückkehr auf den Platz sehnt.

 

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Vielfältige organisatorische Herausforderungen (Hygienekonzepte, Kontaktnachverfolgung, die Durchführung von Corona-Tests, Strukturierung des Trainings- und Spielbetriebs) werden nicht als Störfaktor betrachtet. Auf Bedenken hinsichtlich steigender Infektions- und Inzidenzzahlen reagiert Koch so: „Wir werden niemals Forderungen erheben, wenn die Inzidenzzahlen hochgehen. Aber wenn der Sport ausgeübt wird, besteht keine höhere Gefahr. Im Gegenteil: Sport trägt sogar zur Gesundheit bei. Das Problem ist das ganze Drumherum: die Anfahrt, die Umkleiden, die Duschen. Wir brauchen aber nur in die Schublade zu greifen und das Hygienekonzept herauszuholen.“ Theoretisch alles ganz einfach, doch wie sieht’s mit der praktischen Umsetzung vor Ort aus?

 

Selbstverständlich brennen fast alle darauf, nach dem zermürbenden Lockdown dem runden Leder nachzujagen. Insbesondere für Kinder und Jugendliche soll der Einstieg rasch ermöglicht werden, die Seniorenkicker scharren ebenfalls mit den Hufen. Dennoch: An der Basis herrscht Skepsis - und die Zuversicht von Keller, Koch und Co. wird nicht überall geteilt.     

 

Oberberg-Aktuell hat eine Umfrage unter den 46 Fußballvereinen/-abteilungen in Oberberg gestartet, um zu erfahren, wer ab dieser Woche seine Sportstätten für das Training öffnen. 35 Vorsitzende, Abteilungsleiter oder Geschäftsführer haben sich zurückgemeldet. Eine hundertprozentige Rücklaufquote verzeichneten wir in der Landes- und Bezirksliga (vier von vier Vereinen), auch fast alle A- und B-Ligisten beantworteten den kurzen Fragebogen (22/25). Die Resonanz in der Kreisliga C und D (9 von 17) fiel geringer aus.

 

Die Ergebnisse der Befragung

 

Werden Sie ihre Sportanlage in der Woche ab dem 8. März vor dem Hintergrund der neuen NRW-Corona-Schutzverordnung wieder öffnen?

 

Ja: 3

Nein: 25

Steht noch nicht fest: 7

 

Wenn erste Frage mit „Ja“ beantwortet: Welche Mannschaften werden das Training wieder aufnehmen?

 

Senioren: 1

Junioren von 15 bis 18 Jahren: -

Junioren bis 14 Jahre: 2

alle Mannschaften: -

 

Wenn erste Frage mit „Nein“ oder „Steht noch nicht fest“ beantwortet: Warum warten sie mit der Wiedereröffnung (Mehrfachnennungen möglich)?

 

Pandemie-Lage zu unsicher, Ansteckungsgefahr zu hoch: 22

Ergibt keinen Sinn, weil Duschen/Umkleiden geschlossen bleiben müssen: 3

Kommune erlaubt Öffnung der Sportanlage nicht: 9

Organisatorischer Aufwand zu groß: 3

Kontrolle der Schutzmaßnahmen kann auf Sportplatz nicht ausreichend gewährleistet werden: 1

Platzumbau soll in Kürze beginnen: 1

 

Sollten es die Inzidenzzahlen erlauben: Wären Sie für eine Fortsetzung des Liga-Spielbetriebs?

 

Ja: 16

Nein: 15

Unschlüssig: 4

 

Seit Montag darf einzeln oder zu zweit, mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten oder Gruppen mit bis zu 20 Kindern trainiert werden, doch die meisten Sportplätze bleiben vorerst geschlossen. Viele lassen Vorsicht walten und nennen die unsichere Pandemie-Lage beziehungsweise die zu hohe Ansteckungsgefahr als Grund für die Nichtöffnung, andernorts hat die Kommune bislang kein grünes Licht gegeben. Andere wollen die Entwicklung in den nächsten Tagen und Wochen abwarten und sich deshalb noch nicht festlegen. Ein Unsicherheitsfaktor ist die 7-Tage-Inzidenz, die in Oberberg seit vergangener Woche über dem Richtwert von 100 liegt.

 

Die Inzidenzen steigen, die Schulen sind noch nicht geöffnet. Wir beobachten die Situation und entscheiden dann gegebenenfalls kurzfristig neu“, schildert Dr. Burkhard Irnich, Vorsitzender des TuS Reichshof.

 

Auch beim SV Frielingsdorf nimmt man sich die notwendige Zeit für eine Entscheidung. Aktuell ist die ONI-Arena seitens der Gemeinde gesperrt. Es wird von den Hygienevorschriften abhängig sein, wie viele Spieler gleichzeitig auf den Platz dürfen und wie groß die Pause zwischen den Mannschaften, die trainieren, ist. Wir werden nicht jede Mannschaft sofort wieder in den Trainingsbetrieb bekommen“, meint der Vorsitzende Stephan Menzel, der zudem bemerkt: „Sport ist wichtig und hat auch eine soziale Verantwortung, allerdings darf Sport  nicht als Allheilmittel verwendet werden. Wir sollten das Impfen abwarten und danach in den Spielbetrieb einsteigen. Bis dahin haben wir genug Aufgaben, den Trainingsbetrieb und die Hygieneverantwortung zu organisieren und umzusetzen.“

 

Ähnlich äußert sich Christopher Pethe, Geschäftsführer des BSV Bielstein: „Wir benötigen etwas Vorlauf, um die Vorgaben zu Hygiene und Nachverfolgung neu aufleben zu lassen.“ Was die Kontakterfassung betrifft, beschäftige sich der Verein mit einer neuen App des Fußball-Verbandes Mittelrhein.

 

Marcus Krämer, Vorsitzender der DJK Gummersbach, macht sich Gedanken über die nächsten Öffnungsschritte, die je nach Inzidenz zum Beispiel vorsehen, dass Spieler nur mit einem tagesaktuellen Negativtest am Training teilnehmen können. „Wer soll denn hierfür die Verantwortung tragen? Wenn dies den gewählten ehrenamtlich tätigen Vorständen der Vereine und/oder auch den Übungsleitern übertragen werden soll, bin ich persönlich zur Öffnung der Sportanlage nicht bereit“, sagt er.  

 

Lediglich drei Vereine teilten mit, dass sie ihre Sportplätze mit sofortiger Wirkung für den Trainingsbetrieb freigeben, wobei einer ausschließlich die 1. Mannschaft nach den aktuell geltenden Regelungen auf das Geläuf schickt. Die beiden anderen werden Übungsstunden für Kinder bis 14 Jahren anbieten.

 

Ein nahezu ausgeglichenes Abstimmungsverhalten gab es bei der Frage, ob die Saison  - bei entsprechenden Inzidenzwerten - fortgesetzt werden soll. 16 Vereine wollen weiterspielen, 15 nicht. Der Rest ist unschlüssig. Als Knackpunkt sehen einige der Vertreter die Länge der Vorbereitungsphase. So ist der TuS Lindlar einer der Befürworter des Liga-Restarts, „jedoch nur, wenn die Mannschaften eine Vorbereitungszeit von mindestens vier Wochen haben“, erklärt der Vorsitzende Wolfgang Waldheim.

 

Eine andere Meinung vertritt Nico Klein von der SpVgg. Holpe-Steimelhagen: „Wir freuen uns, dass unter bestimmten Voraussetzungen und Auflagen ein Trainingsbetrieb möglich ist, um mal wieder eine Murmel am Fuß zu haben. Eine voreilige weitere Kontakterhöhung, die der Wettkampf mit sich bringen würde, halten wir jedoch derzeit für nicht wünschenswert.“

 

Was sagt der FVM?

 

Gegenüber OA nahm der Fußball-Verband Mittelrhein am vergangenen Freitag auf Nachfrage wie folgt Stellung: „Der Fußball-Verband Mittelrhein begrüßt ausdrücklich die Öffnung des Sportbetriebs für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren ab Montag. Das haben wir in den vergangenen Wochen vehement gefordert. Sport dient der Gesundheit und fördert soziale Beziehungen. Das ist vor allem für Kinder und Jugendliche von grundlegender Bedeutung. Der FVM prüft derzeit alle Detailfragen, die sich aus der Auslegung der Corona-Schutzverordnung ergeben, und klärt diese zeitnah mit dem Landessportbund NRW.“

 

Für den Herren- und Frauenbereich hat der FVM Mitte Februar Grundsätze veröffentlicht, wie es mit der Saison weitergehen soll (OA berichtete). "Hieran hat sich durch die neue Verordnung nichts geändert", so der FVM abschließend.

KOMMENTARE

1

Es wird so kommen, dass alle Vereine wieder Ende März /Anfang April trainieren dürfen und die Hinrunde wird dann dementsprechend zu Ende gespielt, ziemlich sicher!

DFB, 10.03.2021, 10:46 Uhr
2

Sagt die Saison ab und wenn es soweit ist, können alle wieder trainieren und bis zur sommerpause testspiele absolvieren!

H.P., 10.03.2021, 17:04 Uhr
3

Saison abbrechen und annullieren.

Fan, 11.03.2021, 13:37 Uhr
4

Nein. Die Hinrunde sollte zu Ende gespielt werden.

DFB, 11.03.2021, 14:44 Uhr
5

Druck aus der ganzen Sache nehmen und die Saison abbrechen.
Vorschlag von Wiehl übernehmen und die restlichen Spiele als Freundschaftsspiele austragen je nach Fitnessstand damit es nicht zur evtl. neuen Saison schwere Verletzungen gibt.

Trainer, 11.03.2021, 14:46 Uhr
6

Dem kann man nur voll und ganz zustimmen.
Abbrechen und den Rest der Saison als Freundschaftsspiele austragen wäre für mich auch die beste Lösung.

Fan, 12.03.2021, 12:18 Uhr
7

Wer etwas ermöglichen will, findet Wege. Wer etwas verhindern will, findet Gründe.

Bernhard, 12.03.2021, 21:01 Uhr
8

Die Gesundheit steht über allem.
Gute Idee aus Wiehl dass man die Saison mit Freundschaftsspielen beendet.

Fan, 13.03.2021, 21:00 Uhr
9

Ich glaube kaum einer stand selbst auf dem Platz oder hat sich umfassend informiert...
Macht die Plätze wieder auf, natürlich unter strengen Auflagen, lasst die Leute wieder raus.
Drinnen ist die Infektionsgefahr viel höher.

Micha, 14.03.2021, 19:09 Uhr
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