GUMMERSBACH

Baugebiet in Hülsenbusch: Wütender Investor und skeptische Politik

pn; 26.06.2024, 18:00 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Reicht der Brunnenweg, um das Neubaugebiet in Hülsenbusch zu erschließen? Mit dieser Frage muss sich Gummersbachs Politik auseinandersetzen.
GUMMERSBACH

Baugebiet in Hülsenbusch: Wütender Investor und skeptische Politik

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pn; 26.06.2024, 18:00 Uhr
Gummersbach – Für das Neubaugebiet mit 44 Einfamilienhäusern gibt es nach neuen Planungen nur eine Zufahrt - Das ist der Politik zu wenig - Der Investor will endlich Fakten haben.

Von Peter Notbohm

 

Seinem Frust ließ Investor Andreas Stefanidis in der jüngsten Sitzung des Gummersbacher Ausschuss für Stadtentwicklung, Infrastruktur und Digitalisierung freien Lauf. „Ich bin seit über fünf Jahren an diesem Projekt dran. Wir stehen nun zum 27. Mal hier und sagen ‚jetzt müssen wir mal wieder gucken‘. Das kann man keinem mehr zumuten“, polterte er in Richtung der Gummersbacher Stadtverordneten. Eigentlich meinte er mit seiner Kritik allerdings den Kreis, der neue Vorgaben für sein Bauvorhaben gemacht hatte, die nun abermals von der Politik beurteilt werden mussten.

 

Konkret geht es um das Baugebiet im östlichen Teil der Gummersbacher Ortschaft Hülsenbusch. Hier sollen 44 Einfamilienhäuser zwischen 150 und 245 Quadratmeter Größe entstehen. Laut Projektarchitekt Christian Hötzel sollen die Häuser alle auf dem neuesten Stand der Technik gebaut werden. Geplant sind sie in mineralischer Massivbauweise mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss. Vorgesehen sind zudem sogenannte Pultdächer, die „exzessiv begrünt und mit Photovoltaikanlagen und Solarthermie“ abgedeckt werden. Energetisch sollen die Häuser damit nahezu vollständig autark sein. Damit wirke man auch der Flächenversiegelung entgegen. „Ökologisch und energetisch kann man das nicht besser umsetzen“, so der Architekt. Zusätzlich ist ein Spielplatz für das Gebiet geplant.

 

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Für Probleme sorgt noch die Erschließung des Gebiets. In der ursprünglichen Konzeption sollte das Neubaugebiet durch die Straße „An der Aussicht“ und den Brunnenweg erschlossen werden. Hiervon muss man sich nun aber verabschieden. Der Grund: im weiteren Planungsprozess stellte sich die Erschließung über die Straße „An der Aussicht“ als unrealistisch heraus.

 

Die Untere Wasserschutzbehörde meldete Bedenken an, dass sich nördlich der Plangebiets ein Quellbereich befindet, der nicht bebaut werden kann. Die geplante Straße, die in einem Wendehammer hätte enden sollen, könnte an dieser Stelle durch das hängige Gelände und den Einfluss der Quellbereiche nur unter nicht vertretbarem Aufwand hergestellt werden. Zudem hätte der Eingriff in den Wasserhaushalt in diesem Bereich nicht abzusehende Auswirkungen für die unmittelbaren Nachbarn. Bei einem Starkregenereignis drohen Überflutungen.

 

Das neue Konzept sieht nun eine Erschließung nur über den Brunnenweg vor. Das sorgte allerdings bei Teilen der Gummersbacher Politik für Beratungsbedarf. „Das ist eine ganz neue Lage für uns, mit der wir uns erst einmal auseinandersetzen müssen. Aus Bürgergesprächen wissen wir, dass das Thema der Erschließung wichtig ist“, wunderte sich Jürgen Marquardt (CDU), dass die Pläne nach zwei Jahren erneut umgeworfen wurden. Auch Thorsten Rinker (FDP) stellte das Bürgerinteresse in den Vordergrund und sprach von einer deutlichen Mehrbelastung für die Anlieger.

 

Helga Auerswald (SPD) nannte die Neubausiedlung ein „grundsätzlich schönes Projekt“, ihre Fraktion sehe eine Lösung mit nur einer Zufahrt allerdings kritisch und wolle eine zweite Zufahrt nachgewiesen haben, da die Belastung für den schmalen Brunnenweg deutlich zu hoch sei. Joachim Scholz (Grüne) äußerte Verständnis für die Erregung des Investors angesichts eines „langatmigen Prozesses“: „Aber während der Bauphase droht uns Ärger, wenn wir alles nur über eine Zufahrt laufen lassen. Daran sollten wir das Projekt aber nicht sterben lassen.“ Sein Parteikollege Andreas Dißmann verwies hingegen auf die Notwendigkeit von Häusern für verschiedenste Bevölkerungsgruppen und nannte 44 neue Gebäude „nicht die Masse“.

 

Von den anwesenden Hülsenbuscher Bürgern gab es dagegen kaum Widerspruch. Während ein Anwohner von einem „nicht zu unterschätzenden Wasserproblem“ an dem Hang sprach, regte Dirk Panske, der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Hülsenbusch, an, die künftigen Planungen direkt an die Dorfgemeinschaft weiterzugeben, „damit die Leute nicht aus allen Wolken fallen, sondern sie mitgenommen werden“. Damit hatte auch Investor Stefanidis überhaupt kein Problem: „Hauptsache die Politik schafft endlich Fakten.“

 

Dass die Grundstücke schnell vom Markt sein werden, davon ist er überzeugt. Aktuell baue seine Firma auch in Marienhagen 32 Häuser, die ihm „aus den Händen gerissen“ wurden. Auch für Hülsenbusch habe er bereits Listen mit über 100 Interessenten gehabt, „aber ohne Planungsrecht kann ich nicht verkaufen.“

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