GUMMERSBACH
Hier ziehen zehntausende Bücher um
Gummersbach – Fast drei Wochen bleiben den Planern der Neuen Bibliothek Gummersbach noch, dann soll Oberbergs modernste Bücherei wieder ihre Türen öffnen – Die Umzugsarbeiten sind im vollen Gange.
Von Peter Notbohm
„Leiht uns leer!“ hieß es Mitte August aus der Kreis- und Stadtbücherei Gummersbach. Und obwohl die Leseratten der Aufforderung nachkamen und die Bücher teilweise in Umzugskartons und Wäschekörben abholten, haben die Planer der „Neuen Bibliothek Gummersbach“ in diesen Tagen alle Hände voll zu tun, den neuen Standort im Einkaufszentrum Bergischer Hof mit Leben zu füllen.
Zuständig für den Umzug sind Büchereileiter Christian Bürgin und seine Stellvertreterin Katharina Scholl. Gemeinsam mit Christopher Suhr, Fachbereichsleiter für Kultur und Weiterbildung bei der Stadt Gummersbach, haben der 36-Jährige und die 33-Jährige bei einem Presse-Rundgang erste Einblicke in die neue Bibliothek zugelassen.
Noch stehen längst nicht alle Regale und auch die Bücher warten teilweise noch am alten Standort an der Moltkestraße darauf, in die Gummersbacher Innenstadt umzuziehen. Über 54.000 Medien, darunter 15.000 historische Schätze, wurden von den neun Mitarbeitern katalogisiert, eingepackt und mit dem neuen RFID-Chips für die geplante Open Library ausgestattet.
Die organisatorische Planung für diese Mammutaufgabe begann bereits vor zwei Jahren. Täglich verkehrt derzeit der Lastwagen mit den Möbeln, den Büchern und anderen Medien fünf- bis sechsmal zwischen den beiden gerade einmal 600 Meter voneinander entfernten Standorten. Das Ziel ist definiert: Ab dem 3. November sollen in der neuen Bibliothek wieder Bücher ausgeliehen und zurückgegeben werden können.
Immerhin: rund 15.000 Medien wurden im Vorfeld von den etwa 5.500 aktiven Mitgliedern ausgeliehen. Einige wenige Bücher mussten aufgrund des schlechten Zustands auch vernichtet werden, deutlich mehr wurden aber an das Unternehmen Ammareal gespendet und werden dort für einen guten Zweck weiterverkauft. Das betraf vor allem Medien aus dem Sachbuchbestand, der längst nicht mehr so stark nachgefragt ist.
„Auch der Buchhandel unterliegt einem Wandel. Da bringt es nichts, gegen den Strom zu schwimmen“, erklärt Bürgin. Ein spannendes Detail: Nicht nur Bücher können Leseratten ausleihen. Zum ausleihbaren Bestand gehören neben Konsolenspielen und Brettspielen auch ungewöhnliche Dinge: unter anderem eine Heckenschere, eine Eismaschine oder ein Pizzabackofen.
Wo ihr neuer Lieblingsplatz sein wird, ist eine der Frage an Katharina Scholl. Noch existiert der nur in ihrer Fantasie und auf Plänen. Sie ist sich aber sicher, dass das Baumhaus, in dem Kinder in einem eigenen Bereich spielen können, ein absolutes Highlight wird. Überhaupt erhalten Kinder und Jugendliche viel Raum in der neuen Bibliothek. Nicht ohne Grund, wie Bürgin erklärt: „Das ist unsere größte Zielgruppe. Kinder lesen auch heute noch sehr viel.“
Auch der kleine Cafébereich und der Universalbereich für Workshops sind bislang nur zu erahnen, genauso wie die große Theke mit Informationen zum Ausleihgeschäft. Arbeiten an Boden, Wänden und Decke sowie die Elektronikarbeiten sind aber bereits abgeschlossen, auch die Geräusche aus dem ein Stockwerk höher gelegenen Fitnessstudio sind dank guter Dämmung nicht mehr wahrzunehmen.
Insgesamt 1.775 Quadratmeter (davon 1.500 Quadratmeter reine Nutzfläche) werden künftig zur Verfügung stehen. Damit verdoppelt die Bücherei ihre Größe nahezu (ehemals: 775 Quadratmeter Nutzfläche). Angemietet sind die Räumlichkeiten auf 15 Jahre, mit einer Option auf eine Verlängerung. Die Kosten für den Umzug von Bücherei, VHS und Verwaltung betragen laut Stadtverwaltung insgesamt 1,6 Millionen Euro, von denen 360.000 Euro gefördert werden.
Die größte Änderung wird die Open Library, die im Frühjahr 2026 an den Start gehen soll. Dann soll neben den offiziellen Öffnungszeiten (Mo, Di, Do, Fr, jeweils von 10 bis 17 Uhr) die neue Bibliothek auch ohne Personal besucht werden können. Auf diesem Weg sollen Bücher auch am Wochenende ausgeliehen werden können, später eventuell auch mittwochs. Die Kameraüberwachung, deren Aufnahme nach 72 Stunden wieder gelöscht werden, sind dabei ein erprobtes System aus anderen Büchereien, sagt Bürgin. Ohnehin jederzeit erreichbar ist die sogenannte OnLeihe, über 30.000 weitere Medien abgerufen werden können.
An der Preisstruktur ändert sich vorerst nichts. 25 Euro kostet die Familienkarte, die Einzelkarte 20 Euro im Jahr. Die in der Stadtpolitik diskutierten Erhöhungen für Nicht-Gummersbacher durch den Rückzug des Kreises aus dem Projekt sind zum Start noch kein Thema. Bürgin und Scholl erhoffen sich nach der Eröffnung jedenfalls einen ähnlichen Run wie beim Vorbild-Projekt aus Langenfeld. „Dort wurden unsere Kollegen nach der Modernisierung überrannt und jede Ecke und jeder Tisch zum Lernen genutzt, weshalb auch wir großzügige Lernbereiche eingeplant haben“, so Bürgin.
Eingeweiht wird die „Neue Bibliothek Gummersbach“ am 31. Oktober. Bürgermeister Frank Helmenstein darf an seinem letzten Arbeitstag bei einem seiner Herzensprojekte noch das rote Eröffnungsband durchschneiden. Bürger sind eingeladen, schon einmal zu schnuppern, offiziell los geht es aber erst am 3. November. Christopher Suhr freut sich bereits auf die dann modernste Bibliothek im Oberbergischen: „So ein Projekt wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben.“
Und was passiert mit dem alten Standort? Darüber gibt es noch keine offiziellen Aussagen. Die Sanierung des alten Gebäudes würde mehrere Millionen Euro verschlingen. Katharina Scholl weiß zumindest, was sich die Schüler des Lindengymnasiums dort wünschen: einen Basketballplatz oder einen Aufenthaltsbereich.
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