GUMMERSBACH

Himmlische Comedy in der SCHWALBE arena

vma; 30.09.2024, 11:10 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Direkt aus dem „Comedy-Himmel“ kam Carolin Kebekus mit ihrem neuen Programm „Shesus“ in die SCHWALBE arena.
GUMMERSBACH

Himmlische Comedy in der SCHWALBE arena

vma; 30.09.2024, 11:10 Uhr
Gummersbach – Carolin Kebekus ist mit ihrem neuen Programm „Shesus“ auf Tour und machte dabei auch in Gummersbach Station.

Von Vera Marzinski

 

Mit ihrer vierten Solo-Tour und dem neuen Programm „Shesus“ füllte Carolin Kebekus die SCHWALBE arena und begeisterte die Besucher. Ein neues Programm habe sie geboren – und zudem ist sie zum ersten Mal Mutter. Daher dürfte es auch nicht verwundert haben, dass Kebekus sich vor allem über die Schwangerschaft, die Entbindung und die erste Zeit mit ihrem Kind lustig machte, auf ihre typisch ironische Art. So präsentierte sie zum Beispiel eine Liste von Dingen, die ihr bereits aus Versehen auf das Kind gefallen seien, und sprach auch über ihre Ängste, etwas falsch zu machen.

 

[Manchmal sehe das Baby aus wie ein 1990er-Jahre Politiker, der nicht sagen will, woher die Spendengelder kommen – was Kebekus auch gleich mal demonstrierte.]

 

Mit Goldrand-Umhang kam sie auf die Bühne. Sie warf ihn ab und war dann im jungfräulich weißen Jumpsuit auf den beiden Beamerwänden zu sehen.  „Wie größenwahnsinnig kann ein Intro sein“, fragte sie selbst. Nach dem auf das Kebekus-Vokabular angepasste „Vaterunser“ kam sie in Selbstironie wieder auf den Boden der SCHWALBE arena zurück. Sie ist eben Meisterin der ironischen Selbstinszenierung mit feministischem Anspruch.

 

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Es sei ihre erste Tour nach „dieser“ Zeit, in der sie etwas getan habe, was außer den Frauen nur Gott könne: Sie habe einen Menschen geschaffen, genauer gesagt ein Kind geboren. Ganz ohne Tabus plauderte Carolin Kebekus als „Shesus“ über ihre Schwangerschaft und das Muttersein. Man sei sofort drin in der Mütter-Bewertungs-Maschine. Zudem verriet sie, dass sie durch den Babyvater, der sich Backstage um den Nachwuchs kümmere, eine neue schwäbische Familie bekommen habe - und parodierte sogleich die Tante, die ihr verrückte Pflegetipps während ihrer Schwangerschaft gegeben habe.

 

[Gut gelaunt sowie mit viel Ironie und Spaß begeisterte Carolin Kebekus das Gummersbacher Publikum.]

 

Die Erwartung der Gesellschaft an eine Frau seien seltsam - erst heiße es „Pass auf, dass Du nicht schwanger wirst“ und plötzlich fragen alle „Wo sind Deine Kinder?“. Ihre Freundinnen hätten schon teilweise seit 15 Jahren Nachwuchs. Nun sei auch sie in einer „Mütter-Content-Bubble“ gelandet. Da schaue man Reels über Brownies aus Kichererbsen und wie man Butter schlage.

 

„Kommen Euch meine Gedanken zu unreif vor für ein Baby?“, fragte sie das Publikum nach einer Einlage über das Vapen – rauchen per E-Zigarette -, was so aussehe, als ob ein Veganer heimlich in eine Bifi beiße. Vom Nuckeln am Zigaretten-Ersatz kommt sie wieder aufs Stillen. Da regten sich die Leute auf, wenn sie auf der Parkbank stille, aber Männer mit ihren nutzlosen Nippeln, die eine der überflüssigen Konstruktionen der Evolution seien, dürften oben ohne durch die Gegend laufen.

 

Geburtsschmerzen gehören zum Package der Erbsünden, fand sie. Als Kind war sie gerne in der Kirche. Und sie betonte: „Ich glaube an Gott - und den 1. FC Köln!“. Sie glaube, „Gott und Jesus haben nichts gegen Frauen - die Katholische Kirche schon“. Die hätten als perfekte Familie den Vater, den Sohn und den heiligen Geist - frage sich nur: „Wer schlägt die Butter?“.

 

[Im Foyer befand sich ein Stand von „Umsteuern! Robin Sisterhood“ – eine Beratungsstelle für betroffene sexualisierter Gewalt im kirchlichen Kontext, die Carolin Kebekus mit anderen gegründet hat und unterstützt: Angelika Vogel (v.li.), Jochen Ringel, Leoni Braun, Christin Meyer und Maria Mesrian).]

 

Carolin Kebekus sorgte für Frohlocken unter den Comedyfans, denn sie bescherte mit „Shesus“ ein neues himmlisches Programm. So hieß es in der Ankündigung für die Tour treffend: „In ihren Messen wird die Hohepriesterin des Humors genau das zelebrieren, was wir Menschen gerade besonders brauchen: Eine nicht enden wollende Zeremonie hemmungsloser Heiterkeit“. Zum Schluss sang sie mit allen das unchristliche „Halleluja“, in dem sie textlich einen Teil des Programms einbaute und verabschiedete sich mit: „Shesus gibt Euch allen ihren Segen! Das Herz - weit wie ein Muttermund!“

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