GUMMERSBACH
Im standfesten Turm läuten wieder die Glocken
Gummersbach – Die evangelische Kirchengemeinde Gummersbach hatte anlässlich der Fertigstellung des sanierten Kirchturms, mit dem ein Meilenstein der Kirchensanierung geschafft ist, zum Fest eingeladen.
Von Vera Marzinski
„Alles neu macht der Mai“ heißt es - die evangelische Kirche in Gummersbach ist nicht neu, aber der Turm ist nach sechs Jahren fertig saniert. Das feierte die Kirchengemeinde mit einem Gottesdienst, einem anschließenden Festakt und einem bunten Nachmittag für Jung und Alt. „Celebration“ sang der Musicalchor unter der Leitung von Annette Giebeler.
Grund zum Zelebrieren bzw. Feiern hat die Gemeinde nach der Fertigstellung des sanierten Turms. Nach dem Song zum Schluss des Gottesdienstes läuteten die Turmglocken, ehe die Kirchen- und Festbesucher zum Festakt auf den Kirchenvorplatz zusammenkamen, wo der Posaunenchor der Kirchengemeinde Marienhagen-Drespe ein „Prelude“ und weitere festliche Stücke spielte.
[Nach dem Festakt vor einem der alten Ziffernblätter, die nachmittags versteigert wurden: Pfarrer Markus Aust (v.li.), Baukirchmeister Frank Vogt, Kreisdechant Christoph Bersch, Bürgermeister Frank Helmenstein, Pfarrer Dr. Oliver Cremer (Synodalassessor des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger).]
Von hier hatten die Gäste einen tollen Blick auf den Turm, in dessen Inneren neue Eichenbalken eine Einheit mit den alten Balken bilden, ein neues Kreuz mit Wetterhahn ziert zudem die Spitze. Die vergangenen sechs Jahre hatten sicher etwas von der „Magical Mystery Tour“ - wie das Beatles-Stück, dass der Chor zuvor gesungen habe, so Bürgermeister Frank Helmenstein. „Der Weg war das Ziel, das war und ist eine gute Sache“, betonte er.
Laut Synodalassessor Oliver Cremer habe dieser Turm Menschen zusammengeführt und zeige auf den Himmel zu Gott. Zudem übermittelte er Grüße und Glückwünsche vom Superintendenten des Kirchenkreises An der Agger, Michael Braun, der auf dem Kirchentag in Hannover weilte.
Mit großen und kleinen Aktionen kamen Spenden in Höhe von 600.000 Euro zusammen und auch die Veräußerung von „Tafelsilber“, wie die Gebäude auf dem Steinberg und in Strombach, trug zur Kostendeckung bei. 990.000 Euro investierte der Kirchenkreis - nicht nur in die Ehrwürdigkeit des „Oberbergischen Doms“, sondern auch in die Zukunft. So konnten die Kosten von über drei Millionen gedeckelt werden. Diese waren so hoch, weil ein Großteil der Grauwackesteine ausgetauscht werden musste. Zudem erfolgte die Verfüllung der Steinschüttung inmitten des dreischaligen Wandaufbaus mit Mörtel, was die Standfestigkeit massiv erhöht.
[Sechs Jahre lang haben die Glocken geschwiegen, während der baufällig gewordene Kirchturm von innen und außen instandgesetzt wurde.]
Halbstündig wurden Führung in den Turm angeboten. Dort konnten nicht nur die vier Glocken, die seit Weihnachten wieder läuten, bewundert werden, sondern auch die ersetzten Eichenbalken. Sowohl der Zahn der Zeit als auch Insekten und Feuchtigkeit hatten eine Erneuerung erforderlich gemacht Zudem wurde das Dach des Turms neu mit Schiefer gedeckt sowie die Uhren ausgetauscht. Dadurch war die Ersteigerung der alten Ziffernblätter möglich.
Pfarrer Markus Aust bedankte sich bei allen Beteiligten, vor allem beim Gummersbacher Architekturbüro Peter Wirsing und den beteiligten Baufirmen, für die Bewältigung der Mammutaufgabe. Auch Kreisdechant Christoph Bersch freute sich über die Erneuerung und betonte: „Ein hoher Turm braucht ein tiefes Fundament, gebaut mit lebendigen Steinen - das sind wir alle gemeinsam“. Seit Mitte des 9. Jahrhunderts sei Gummersbach mit einer Kirche gesegnet, die im 15. Jahrhundert zur evangelischen Kirche wurde, so Bersch. Die Kirche sei ein Wegweiser und Symbol der Hoffnung, betonte die aus Gummersbach stammende Theologin Corinna Kind. Und mit Blick auf die neuen Zifferblätter der Kirchturmuhr sagte sie: „Unsere Zeit liegt in Deinen Händen.“
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