GUMMERSBACH
Gus Anton reicht den Dirigentenstab weiter
Gummersbach - Mit einem XXL-Jubiläumskonzert beging der Quartettverein "Die Räuber" sein 60-jähriges Bestehen und feierte die Verabschiedung von Gus Anton, der nach 49 Jahren die Verantwortung als Chorleiter in die Hände seines Nachfolgers legte.
Mit "Freude schöner Götterfunken" von Ludwig van Beethoven erlebte das Publikum am Samstag in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Aula des Lindengymnasiums einen erhabenen und gleichzeitig brandaktuellen Auftakt zu einem ganz besonderen Räuberkonzert, ist das vertraute Werk doch seit 1972 als Europahymne bekannt. „Denken Sie an die Europawahl am nächsten Sonntag", betonte WDR-Moderatorin Ulrike Froleyks, die mit charmanter Fachkenntnis durchs Liederprogramm führte.
[Gus Anton zeigte sich gleichermaßen gewertschätzt und ratlos gegenüber dem Titel des Ehrenchorleiters. " Ich weiß noch nicht, was ich damit machen soll".]
Sie erinnerte an die Geburtsstunde des Chores, als 1959 zwölf Mitglieder des Kirchenchores St. Franziskus bei einem Spontan-Ständchen die "Ballade von den zwölf Räubern" zu Gehör brachten. Damit nahm eine wohl unvergleichliche 60-jährige Erfolgsgeschichte ihren Anfang, von denen 49 Jahre maßgeblich durch den musikalischen Leiter Gus Anton geprägt waren. Der Vollblutmusiker beeindruckt mit enormer Schaffenskraft, schuf über 2.000 Eigenkompositionen und Bearbeitungen musikalischer Werke, führte seinen Chor zu vielen Auszeichnungen und bedeutenden Konzertereignissen. Im ersten Teil des Liederabends erklangen so, neben Werke von Schubert und Mendelssohn, in Bearbeitung von Gus Anton, mit dem sakralen "Jerusalem", "Flieg hin Zeit" und dem 1986 bei einer Chorreise in Budapest uraufgeführte "Samogonski", auch Kompositionen aus der Feder Antons. Monumentales Klangkino, aus dem Publikum mit "Wahnsinn" kommentiert, bot Carl Orffs "In taberna", aus der mittelalterlichen Liedersammlung der Carmina Burana.
In seiner Festansprache ließ Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzender Hans-Dieter Teschke Werden, das Wachsen und Vorwärtskommen der Singgemeinschaft Revue passieren. Er erinnerte sich an Entwicklungen, die ab 1970 durch den neuen Remscheider "Chorerzieher" und Komponisten Gus Anton frische Impulse erhielten und ab 1971 mit den legendären Räuber-Silvesterkonzerten oberbergische Kulturgeschichte schrieben: „Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet, weil er die Räuber zu dem gemacht hat, was sie heute sind". Im zweiten Teil des Abend folgte die Verabschiedung des Dirigenten-Urgesteins unter dem Thema "Warum ist es am Rhein so schön?".
Dem Chor-Reigen verschiedener Kompositionen von Neumann, Humperdinck, Schumann und Abt setzte Stefan Lex mit meisterlich vorgetragenen Tenor Soli die Sahnehaube auf. „Das gibt es nur einmal, das kommt nie wieder", würdigte Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein den "Räuberhauptmann" und städtischen Kulturbeauftragten Anton als Virtuosen, dem es im Laufe der Jahrzehnte gelungen sei, stets adäquat auf sich wandelnde finanzielle und strukturelle Herausforderungen zu reagieren.
[Mit Glückwunsch und gerahmter Urkunde ernannte der Räuber-Vorsitzende Jürgen Trautner (vorn rechts) Gus Anton zum Ehrenchorleiter.]
Klar, dass der Rathauschef in seiner Laudatio auch auf die Schließung des Stadttheaters einging, das lange Jahrzehnte das "zu Hause" des Klangkörpers war. Er stellte für die Sommersitzung des Stadtrats die Vorstellung eines neuen Theaterkonzeptes in Aussicht. Als Vorsitzender des Quartettvereins "Die Räuber" würdigte Jürgen Trautner die Verdienste Gus Antons, der seinerzeit "Zucht und Ordnung" in den Chorproben eingeführt hatte. Mit dem ersten Räuber-Auftritt am 28. November 1970 unter dem aus Remscheid stammenden Dirigenten wurde gleichermaßen ein "Meilenstein der Chormusik" gesetzt, denn der "Neue" verfügte über beste Kontakte in die Welt der etablierten Operetten-und Musicalstars.
Trautner erinnerte an unvergessene Rundfunk-und Fernsehauftritte, an Chorreisen durch ganz Europa und Russland und erwähnte die Einspielung von sage und schreibe 23 Tonträgern, die der Chor unter Antons Leitung produzierte: „Die Räuber sind ohne Sie schwer vorstellbar, wir sind Ihnen zutiefst dankbar". Für seine achtbaren, langjährigen Verdienste für den Verein ernannte der Vorsitzende den Dirigenten zum Ehrenchorleiter. Der Geehrte legte dem Bürgermeister die Wiederbelebung des Theaters ans Herz und dankte neben den singenden Räubern deren Begleitern, Freunden und dem Vorstand. Seinen besonderen Dank richtete er an Sigrid Althoff, die sich als Klavierbegleiterin par excellence seit 1992 als Glücksfall für den Chor erwiesen habe.
Schnörkellos legte er die musikalische Verantwortung in die Hände seines Nachfolgers, Musikdirektor Maurizio Quaremba, einem diplomierten Pianisten, Dirigenten, Komponisten und Arrangeur aus Olpe und gab dem Publikum einen Rat mit auf den Weg: "Halten sie den Räubern die Treue, es lohnt sich".
Die Nächste Räuber-Veranstaltungen sind am Samstag, 16. November, 17 Uhr in der Aula Moltkestraße "Ein Strauß Überraschungen" sowie Sonntag, 22. Dezember, 17 Uhr in der Katholische Kirche Gimborn mit "Festliches Weihnachtskonzert".
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schalke 04
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