GUMMERSBACH
Neue Heimat für Kreis- und Stadtbücherei gefunden?
Gummersbach - Die Stadt Gummersbach überlegt Flächen im Bergischen Hof anzumieten und nach dem Vorbild der Stadtbibliothek Langenfeld umbauen zu lassen.
Von Peter Notbohm
Finden die Kreis- und Stadtbücherei sowie die Gummersbacher Volkshochschule im Einkaufszentrum Bergischer Hof eine neue Heimat? Entsprechende Pläne auf die ehemaligen Flächen der geschlossenen Karstadt-Filiale zu ziehen, werden derzeit im Gummersbacher Rathaus geprüft. Das bestätigte Bürgermeister Frank Helmenstein im Gespräch mit Oberberg-Aktuell. Zuletzt war dort das oberbergische Impfzentrum untergebracht. Die Pläne, mit denen man auf den Eigentümer der Fläche zugegangen ist, orientieren sich dabei am Vorbild der Bücherei in Langenfeld und könnten relativ rasch umgesetzt werden, da entsprechende Konzepte schon in der Schublade liegen.
Ursprünglich sollten die Kreis- und Stadtbücherei und die Volkshochschule in das „Bergische Forum für Wissen und Kultur“ einziehen – entsprechende Ideen gab es bereits seit 2020. Das Regionale-Projekt wurde aber bekanntlich vor einem Jahr gestoppt (OA berichtete). Das brachte die Gummersbacher Verwaltung in Zugzwang. Denn: Die Kreis- und Stadtbücherei befindet sich seit 1976 an ihrem aktuellen Standort, der ehemaligen Turnhalle der einstigen Oberrealschule. Diese wurde im Zuge des Neubaus für das Gymnasium Moltkestraße und dem Bau der Eugen-Haas-Halle umfunktioniert.
Das in die Jahre gekommene Gebäude hat seine besten Zeiten hinter sich. Helmenstein spricht von einem „sehr hohen Sanierungsstau“ und „akutem Handlungsbedarf“: „Der Lebenszyklus ist deutlich überschritten.“ Das Bauwerk könne schon lange nicht mehr mit dem massiv ausgebauten inhaltlichen Angebot der Kreis- und Stadtbücherei mithalten. Die Stadt hatte aufgrund des angedachten Umzugs ins Bergische Forum in den vergangenen Jahren keine Investitionen mehr in den Komplex gesteckt. Eine Sanierung des Standorts würde die Stadtkasse nach vorsichtigen Schätzungen aus dem Rathaus mit mindestens fünf Millionen Euro belasten.
Geld, das man lieber anders investieren und die Bücherei daher ins EKZ Bergischer Hof mitten in die Innenstadt verlagern möchte. Diese Idee hat aus Helmensteins Sicht gleich mehrere Vorteile: Der Standort ist hervorragend an den ÖPNV angebunden, es gibt eine Bushaltestelle direkt vor der Haustür, dazu ein Parkhaus. Zudem ist er auch fußläufig optimal erreichbar und barrierefrei. „Das Ganze wird zu einer Belebung der gesamten Immobile führen“, ist sich das Stadtoberhaupt sicher.
[Eine Sanierung am aktuellen Standort würde mehrere Millionen Euro kosten.]
Nicht mitgedacht wurde in diesem Zusammenhang bislang eine Fusion mit der Volkshochschule Oberberg. Das Thema wurde im Rahmen des Bergischen Forums zwar geprüft, war aber zu keinem Abschluss gekommen. Helmenstein glaubt, dass es trotzdem Möglichkeiten geben wird, Räume zu schaffen, die man in Teilen trennen kann und spricht von potentiellen Synergieeffekten.
Auf die Bücherei in Langenfeld sei man auf Rat mehrerer Experten gestoßen. Bereits im Frühjahr habe sich eine Gummersbacher Delegation die Stadtbibliothek von Bürgermeister Frank Schneider zeigen lassen. Die dortige Konzeption, die nach niederländischem Vorbild und den Plänen des Architekten Aat Vos entstanden ist, bezeichnet Helmenstein als „Goldstandard“. Man habe hier in einem Bestandsgebäude mit überschaubaren Mitteln eine „hochattraktive“ Bücherei geschaffen. Vor allem das flexible Raumprogramm (hier gibt es eine 360 Grad-Tour) mit Sitzecken, Aufenthaltsbereichen und hellen ansprechenden Farben hat es Helmenstein angetan: „Das zeigt, man muss nicht immer neu bauen.“
Büchereien seien anders als noch in den 1970er und 1980er Jahren kein reiner Ort mehr, an dem man Bücher leiht oder abgibt. Diese hätten sich längst zu sogenannten „Dritten Orten“ entwickelt. Dabei handelt es sich um Orte des Aufenthalts, der Begegnung und mit einer hohen Verweilqualität. Insgesamt vier Generationen treffen in Langenfeld zusammen. Neben einer Ecke für Kleinkinder, gibt es auch eine für Schüler und Abiturienten. Auch die Buchausgabe und -annahme sei neben vielen weiteren originellen Ideen sehr gut gelöst worden. „Der Besuch war ein guter Impuls, der uns zusätzlich bestärkt hat“, so Helmenstein. In Gummersbach plant man im Falle einer Umsetzung künftig auch den Samstag als Familientag anzubieten – diese Idee sei vom Team der Stadtbücherei selbst gekommen.
Von der Politik sei die Projektidee „überaus positiv“ aufgenommen worden, sagt der Bürgermeister. Die Stadt müsste für den Umbau nicht selbst aufkommen, sondern würde als Mieter auftreten. Helmenstein betont, dass die neue Fläche keineswegs als Provisorium gedacht sei, sondern man langfristig plane. Die Ausbau- bzw. Umbaupläne sollen nun im Rahmen der anstehenden Haushaltsgespräche vorgestellt werden. Sobald der Verwaltungsvorstand im Rathaus informiert wurde, werde man das Projekt auch dem Stadtrat und der Kreispolitik vorstellen. Das soll noch dieses Jahr geschehen.
Für die Umbauphase rechnet Helmenstein mit einer Dauer von einem halben bis einem dreiviertel Jahr. Eröffnung könnte bereits 2025 sein. „Wir hoffen, dass eine große Aufgeschlossenheit besteht. Die Kreis- und Stadtbücherei hat eine Stahlkraft, die weit über Gummersbach hinausgeht.“
KOMMENTARE
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Ein Lebensmittel - Markt wäre viel wichtiger für Gummersbach im Zentrum. Der Dornseifer ist viel zu teuer. Die alten leute können nicht ohne Auto mit dem schweren Tütten durch die halbe Stadt rennen. Früher hatte Karstadt ein Lebensmittel Abteilung, es gab Edeka. [....]
Uwe Märtens, 31.08.2023, 12:44 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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