HANDBALL
„Wir sind auf die Solidarität unserer Fans und Partner angewiesen“
Gummersbach - VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler äußert sich zu den Folgen und Problemen des Saisonabbruchs sowie der Zukunft des Zweitligisten - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter Notbohm
Mit dem Entschluss, die Saison abzubrechen, hat die Handball-Bundesliga (HBL) am gestrigen Dienstag für Fakten gesorgt. An eine Fortsetzung der Saison hatte ohnehin kaum noch einer der 36- Clubvertreter geglaubt. Nach vielen Videokonferenzen hatte die HBL vergangenen Donnerstag eine Umfrage unter allen Mitgliedern der 1. und 2. Liga gestartet: Auf Basis einer deutlichen Mehrheit hatte das achtköpfige Präsidium schließlich das Saisonaus verkündet. Eine Entscheidung, die auch von VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler mitgetragen wird: „Ich denke, sie war nahezu alternativlos.“
Gerade das Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. August sorge dafür, dass ein geregelter Wiedereinstieg in Trainings- und Spielbetrieb nur sehr schwer vorstellbar gewesen wäre. Zwar seien zwischen den Vereinsvertretern durchaus interessante und kreative Ansätze diskutiert worden, die Saison doch noch auf einem sportlichen Weg zu einem Ende zu führen, „ich stehe mit meiner Meinung aber nicht alleine da, dass dies in der aktuellen Situation nicht möglich war.“ Gänzlich in der Schublade sollen die Gedankenspiele aber nicht verschwinden, schließlich bleibt vorerst ungeklärt, wie die zukünftigen Spielzeiten aussehen werden. Denn noch ist unklar, ob in der ersten Woche im September wirklich eine neue Saison starten kann.
Die aktuelle Saison abzubrechen, war für alle Vereine im Rahmen der Corona-Maßnahmen neben einer gesundheitlichen vor allem auch eine wirtschaftliche Frage. Dem VfL Gummersbach entgehen durch den Abbruch die Einnahmen aus fünf Heimspielen, weitere Auswirkungen werden sich zudem in den nächsten Tagen zeigen. Mögliche Regressforderungen der Zuschauer und Sponsoren stehen im Raum. Mit diesem Thema hat man sich beim Zweitligisten in den vergangenen Tagen intensiv auseinandergesetzt, von Seiten der Fans und Partner laut Schindler aber bereits eine große Welle der Solidarität erfahren. „Darauf sind wir in dieser Situation allerdings auch angewiesen.“
Natürlich hätte es der ehemalige VfL-Kapitän bevorzugt, die Saison auf einem anderen Weg zu beenden, „aber für die aktuelle Lage können wir genauso wenig wie alle anderen.“ Der Geschäftsführer betont, dass es dabei nicht um zusätzliches Geld für den Verein gehe, massive Rückforderungen aber auch das Aus für den Altmeister bedeuten würden. Die Nachrichten und Mails sprächen aber bereits eine deutliche Sprache: „Wir erleben eine sehr große Solidarität, wie es in Gummersbach schon immer der Fall war.“ Diese wolle man als Verein nach Bewältigung der Corona-Krise nach Möglichkeit auch ein wenig zurückgeben.
Wirtschaftlich kämpft Schindler aber auch an anderer Front. Der VfL Gummersbach sei zwar keineswegs wichtiger als andere Unternehmen, hofft aber dennoch auf Unterstützungen in Form von Hilfsmaßnahmen des Staates. Probleme macht dem Traditionsverein dabei seine Vergangenheit, sehr zum Ärger des 36-Jährigen: „Es kann nicht sein, dass bei einem Unternehmen, das sich seit anderthalben Jahren der Konsolidierung verschrieben und massiv Schulden abgebaut hat, der Zugang zu staatlichen Hilfsmaßnahmen erschwert wird und diese nicht greifen sollen. Für diese werde ich kämpfen.“
Trotz aller offenen finanziellen Fragen gilt es zudem die sportliche Zukunft nicht aus dem Blick zu verlieren. „Denn es wird auch eine Zeit nach Corona geben“, sagt Schindler. Ein Nachfolger für Trainer Torge Greve wurde noch nicht präsentiert, zudem soll der Kader durchaus noch auf zwei Positionen verändert werden und aktuell bleibt für die Profimannschaft weiterhin Kurzarbeit angemeldet. Auch Entscheidungen in der Drittligareserve und im Nachwuchsbereich stehen an. Die Budgetplanungen liefen bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, Stillstand ist aber nicht die Sache von Christoph Schindler: „Wir werden versuchen mit weniger Geld noch mehr Leistung herauszuholen. Das war auch schon vor Corona so. Ich bin zuversichtlich, dass wir diese schwere Zeit überstehen werden und hoffe, dass wir irgendwann zu einem halbwegs normalen Tagesablauf zurückkehren können.“
KOMMENTARE
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Bei all dem Leid kann man der Entscheidung über das Abbrechen der Saison aber auch etwas Positives abgewinnen. Keine Absteiger aus der ersten Liga bedeuten zwei Konkurrenten weniger, mit denen man sich in einer neuen Spielzeit um den Aufstieg in die Premium Class streiten muss. Und vielleicht greift ja tatsächlich dann der Zweijahresplan zum Wiederaufstieg. Viel Erfolg dafür.
Alex, 22.04.2020, 09:50 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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