HANDBALL
Aus Rivalen werden Partner
Bergneustadt/Gummersbach – Handball-Beben im Oberbergischen – Der TuS Derschlag und der TV Bergneustadt kündigen Handball-Spielgemeinschaft an.
Von Peter Notbohm
Duelle zwischen dem TV Bergneustadt und dem TuS Derschlag waren über viele Jahre von großer Rivalität geprägt, das Lokalderby der beiden Nachbarn birgt seit jeher jede Menge Zündstoff. Davon war am gestrigen Dienstagabend allerdings überhaupt nichts zu spüren, als Vertreter beider Vereine ein kleines Beben im oberbergischen Handball auslösten: Künftig will man als Handball-Spielgemeinschaft an den Start gehen. Kräfte und Kompetenzen bündeln und gemeinsam wachsen waren nur zwei der Schlagwörter, die sich beide Vereine auf die Fahnen geschrieben haben.
„Wir wollen hier etwas Positives entstehen lassen“, sagt Thomas Möller, Sportlichter Leiter des TuS Derschlag. Die Entscheidung treffe man keineswegs aus einer Not heraus, sondern gehe diesen Weg bewusst, um Stärken zusammenzulegen und auszubauen. Das fange bei den Spielstätten an, gehe über die Bündelung von qualifiziertem Personal bis hin zum breiter aufgestellten Team im organisatorischen Bereich. Bereits seit 2017 gibt es eine Kooperation zwischen beiden Vereinen im Jugendbereich. Bei den weiblichen C-Juniorinnen und den männlichen D-Junioren spüre man eine große Harmonie, die Zusammenarbeit sei stets reibungslos verlaufen und die Mannschaften stehen auf gesunden Beinen. „Wir sind über die Jahre zusammengewachsen. Eine Spielgemeinschaft ist jetzt die logische Konsequenz“, sagt Derschlags Vorstandsmitglied Jens Helmbold, der betont, dass der Jugendbereich des Oberligisten auch nach dem Abgang von Markus Krauthoff-Murfuni weiter gewachsen sei.
Auch Bergneustadts Abteilungsleiter Stefan Kuxdorf spricht vor allem von den Vorteilen einer Spielgemeinschaft: „In Zeiten der Corona-Pandemie wissen wir derzeit zwar nicht, wann und wie es weitergehen wird, aber wir wollen uns für die Zeit danach stark aufstellen.“ Möller sieht dabei nicht nur die beiden Vereine in einem Boot, sondern die gesamte Handball-Community: „Wir wollen mit unserem Angebot Spieler, Eltern, aber auch andere Vereine mitnehmen.“ Basis der Zusammenarbeit soll der Jugendbereich werden, über ihn sollen die einstigen Rivalen weiter zusammenwachsen und das Knistern vergangener Tage vergessen lassen. Langfristiges Ziel ist es natürlich, die Seniorenkader vor allem wieder mit vereinseigenen Talenten bestücken zu können.
Dass man mit der Spielgemeinschaft auch alte Zöpfe abschneiden muss, ist den Vertretern beider Vereine bewusst. „Wenn etwas Neues entsteht, muss man immer miteinander diskutieren. Aber die guten Gespräche zwischen uns, machen mir für dieses Projekt sehr viel Mut“, meint Bergneustadts stellvertretender Abteilungsleiter Michael Klinnert. Und Kuxdorf ergänzt: „Wir wollen hier etwas Gutes anbieten, werden damit vielleicht nicht jeden erreichen, aber die, die dabei mitarbeiten wollen, sind uns herzlich willkommen.“
[Fünf der acht Vorstandsmitglieder, die derzeit die Handball-Spielgemeinschaft ausarbeiten.]
Noch ist der Vertrag nicht unterschrieben, bis Ende Januar – dann müssen die Teams normalerweise beim Handballverband gemeldet werden – will man die Details und auch das sportliche Konzept ausgearbeitet haben. Im sportlichen Bereich sollen Thomas Möller und Dennis Hermann federführend sein. Auch wie die neue Spielgemeinschaft heißen soll, ist noch unklar. Man habe eine Umfrage bei den Vereinsmitgliedern gestartet und überlegt zudem, eventuell die Öffentlichkeit bei der Ideenfindung mit ins Boot zu holen.
In Zeiten des zweiten Lockdowns sprühen beide Vereine derzeit vor Ideen, versuchen besonders die jungen Sportler immer wieder zu animieren. Neben Zoom-Trainingseinheiten für Zuhause, werden virtuelle Challenges über die „Fit4Handball“-App des DHB angeboten, interne Videos gedreht und zuletzt auch ein Weihnachtsgrußevent gestartet. „Wir machen trotz Corona Sport“, sagt Kuxdorf. So lange das nicht in der Halle möglich sei, werde man immer nach Alternativen suchen, schließlich habe der Sport auch eine gesellschaftliche Aufgabe.
KOMMENTARE
1
Spielgemeinschaft über Spielgemeinschaft. Hauptsache ja die höchstmögliche Liga erreichen. Unnötig. Ähnlich wie der TV Gelpetal als er sich ohne Not, mit breitem Jugendunterbau und solider Kreisliga Herren dem TV Strombach anschloss um bloß ohne Aufstieg an hochklassigerem Handball teilzuhaben. Sowas macht den Handball im Kreis kaputt ! Demnächst können wir hier mit 6 Vereinen in Oberberg spielen, aber hauptsache die ersten Mannschaften spielen dann Oberliga ...
Hkoler, 02.12.2020, 17:03 Uhr2
Die letzte Spielgemeinschaft des TVB mit dem VfL Gummersbach vor vielen Jahren ist kläglich gescheitert. Herr Klinnert war daran auch nicht unbeteiligt. Auch der TUS hat es erfolglos versucht in den 90er Jahren. Ich habe große Zweifel, dass es diesmal anders wird. Dafür sind die Ansichten in beiden Vereinen zu unterschiedlich. Aber vermutlich ist es die einzige Chance in Bergneustadt höherklassigen Handball in den nächsten Jahren zu etablieren. Mit eigenen Kräften wird man es nicht schaffen. Ich bin gespannt.....
Kurt, 02.12.2020, 18:31 Uhr3
Namensvorschlag für die Zusammenschluß: DERBERG
, 03.12.2020, 10:41 Uhr4
Da können wir gespannt sein, wie sich diese Partnerschaft entwickelt. Beide Vereine haben ja bereits Erfahrung mit Spielgemeinschaften. Die letzte Spielgemeinschaft des TVB mit dem VfL Gummersbach ist krachend gescheitert und hat das Ende von hochklassigem Männerhandball in Bergneustadt eingeleitet. Und auch der TUS hat wenig gute Erfahrungen diesbezüglich gemacht. Es bleibt abzuwarten, ob eine Zusammenarbeit von langer Dauer ist. Für den TVB ist es vermutlich die einzige Chance auf ambitionierten Männerhandball in den nächsten Jahren. Mit eigenen Kräften wird man es nicht schaffen. Das zeigen die letzten Jahre mehr als deutlich.
Experte, 03.12.2020, 11:49 Uhr5
Namensvorschlag: HSG Aggertal
AKi, 03.12.2020, 12:08 Uhr6
Ich lese aus dem Text, dass es erst nur im Jugendbereich zur HSG kommt. Das finde ich gut, denn Vereine klagen oft über Nachwuchs und junge Spieler hören auf, wenn am Spieltag keine komplette Mannschaft da ist. Man hat ja dann noch ein Jahr Zeit zu testen, wie die Spielgemeinschaft funktioniert, ehe der Seniorenbereich fusioniert. (Saison 22/23)
Ulla, 03.12.2020, 13:05 Uhr7
Nur negative Stimmen. Natürlich muss kritisch beäugen werden, aber gerade für den Jugendbereich ist es meiner Meinung nach der richtige Schritt, um Mannschaften in allen Altersklassen anbieten zu können und Kinder in die Hallen zu locken. Ebenfalls für die Seniorenmannschaften ist es meiner Meinung nach eine große Chance um zukünftig nicht die Spieler aus dem Balkan/Osteuropa rekrutieren zu müssen, wie es ja beim TUS oft praktiziert wurde, sondern aus der Region. Der TVB ist aufm richtigen Weg diese Saison und hat gute Jungs aus Oberberg.
Ebenfalls der angesproche Mannschaftsschwund ist stand jetzt nicht gegeben. Falls der Seniorenbereich fusioniert bezweifle ich, dass nur eine Mannschaft gemeldet wird. Ich vermute eher Oberliga, Landesliga (Verbandsliga) und Kreisliga sowie Frauenteams.
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