HANDBALL
Derby-Drama: Caber krönt Monster-Comeback der Löwen
Oberberg - HBD Löwen nehmen Nümbrecht in einem ruppigen Derby einen Punkt ab – Urbach vergibt den SSV-Sieg per Siebenmeter - Die Handball-Oberliga wird präsentiert von ‚Sportsbar Lutter‘.
HBD Löwen Oberberg – SSV Nümbrecht 32:32 (13:17).
Maik Thiele und Manuel Seinsche haben in ihrer Karriere als Spieler und als Trainer einige Schlachten geschlagen. Nach dem Abpfiff konnten sich beide aber kaum erinnern, wann sie das letzte Mal solch ein elektrisierendes Derby erlebt hatten. Umjubelter Held des Abends war Löwenkeeper Alen Caber, der nach schwachen Anfangsminuten lange auf der Bank brummen musste, in der Schlusssekunde aber mit seinem rechten Arm den Siebenmeter von Johannes Urbach aus dem Winkel kratzte und damit eine furiose Aufholjagd der Hausherren krönte.
[Routinier Marijan Basic war einmal mehr Dreh- und Angelpunkt des Löwenspiels.]
Die Zuschauer in der gut gefüllten Halle am Epelberg erlebten ein Derby, dem es an fast nichts fehlte. Beide Teams gingen ruppig zu Sache: Provokationen, versteckte und teils überharte Fouls auf beiden Seiten sorgten für eine hitzige Atmosphäre auf dem Feld. Die Schiedsrichter hätten sich das Leben vermutlich einfacher machen können, wenn sie in der Anfangsphase Fabian Benger für sein Gegenstoßfoul an Norman Krause zum Duschen geschickt hätten und zudem die beiden harten Kopftreffer gegen Thorben Schneider und Benedikt Opitz (Seinsche: „Eine klare rote Karte!“) nicht ungeahndet gelassen hätten.
Dass wenig später Nils Welke nach einem von ihm provozierten Zusammenstoß mit Jannik Lang in der zweiten Welle berechtigterweise Rot sah, konnte die Gemüter längst nicht mehr abkühlen. Neben der Disqualifikation wurden insgesamt 14 Zeitstrafen verhängt. Selbst nach dem Schlusspfiff kam es zu unschönen Szenen: Philip Sauer und Dag Dissmann gerieten aneinander. Der Nümbrechter ging kurz zu Boden, die beiden wurden von Mitspielern getrennt.
[Löwentrainer Thiele adelte den erneut starken Jannik Lang nach dem Spiel: „Ohne ihn wegloben zu wollen. Er hat in dieser Liga nichts verloren und müsste höher spielen.“]
Handball wurde allerdings auch gespielt: Die Anfangsminuten verschliefen die Gastgeber dabei völlig. Beim 1:6 (9.) schwante Maik Thiele bereits Böses: „Defensiv waren wir überhaupt nicht wach und vorne haben wir viel zu schnell abgeschlossen.“ Die Wende brachte ein Torwartwechsel: Für Stammkeeper Alen Caber rückte Tobias Fraunhoffer zwischen die Pfosten und sorgte mit seinen Paraden dafür, dass Nümbrecht sich über 6:9 (13.) und 11:13 (24.) nie entscheidend absetzen konnte.
Strittig wurde es dann noch einmal vor der Halbzeit. Nach dem Siebenmetertreffer von Jannik Lang zum 12:17 vier Sekunden vor dem Pausenpfiff, feuerte Anthony Hudak-Domokos den Anwurf direkt Richtung SSV-Tor. Das war überraschenderweise verwaist, weil Torhüter Tom Rydzewski schon an der Seitenlinie stand. Die SSV-Fans hätten sich hier wohl den Videobeweis der Handball-WM gewünscht: Denn der hätte wohl aufklären können, wann der Ball die Torlinie überschritt. Nümbrechts Trainer Seinsche war jedenfalls felsenfest überzeugt, dass der Ball noch mindestens zwei Meter vor der Linie war, als die Sirene den ersten Durchgang beendete. Die Schiedsrichter gaben den Treffer aber. Die Gäste überlegten nach Spielschluss sogar, deshalb Einspruch einzulegen, verzichteten aber darauf, die Tatsachenentscheidung anzufechten.
Als Ausrede wollte Seinsche dieses Tor ohnehin nicht heranziehen, schließlich zog sein Team nach dem Seitenwechsel sogar auf 15:21 (37.) davon und verteidigte diesen Vorsprung bis zum 21:27 (45.). Die Löwen gaben sich zwar nicht auf, über 24:27 (49.) deutete beim 26:31 (54.) allerdings kaum etwas auf das nun folgende Herzschlagfinale hin. Für die Schlussminuten verordnete Thiele seinem Team nach dem 28:32 (55.) eine 4:2-Deckung und setzte den Gegner damit plötzlich schachmatt.
[Der Versuch, ein Stürmerfoul zu provozieren, ging nach hinten los: Nach 20 Minuten war die Partie für Nils Welke vorzeitig beendet.]
Die Gastgeber verkürzten Tor um Tor, auch weil der inzwischen wieder eingewechselte Alen Caber nun zwei wichtige Bälle hielt und kamen 20 Sekunden vor Schluss durch Norman Krause zum Ausgleich. Den von Fabian Benger erarbeiteten letzten Strafwurf (Thiele: „Über den kann man auch streiten“) konnte Urbach bekanntlich nicht verwandeln. Seinsche machte seinem Linkshänder deshalb aber keine Vorwürfe: „Wir sind es selbst Schuld. Es darf gar nicht erst so weit kommen, dass dieser Siebenmeter noch spielentscheidend ist. Wir hätten den Sieg schon viel früher erzwingen müssen.“ Von einem möglichen Titelkampf mit Dormagen II will er nichts mehr hören: „Das muss jetzt endgültig raus aus den Köpfen. Auf den Höhenflug der Hinrunde können wir nicht mehr aufbauen.“
Löwencoach Maik Thiele freute sich dagegen über einen wichtigen Zähler im Abstiegskampf und lobte sein Team: „Wir haben bis zum Schluss gefightet. Bis zur 55. Minute war der Punkt vom Spielverlauf her sicherlich unverdient, aber ein Spiel dauert nun mal 60 Minuten. Aber da vergleiche ich uns heute mal mit der spanischen Nationalmannschaft. Die spielen auch immer hässlich, aber meistens erfolgreich.“
HBD Löwen: Norman Krause (10/5), Marijan Basic (9/3), Thorben Schneider, Tobias Mlynczak (je 4), Malte Müller (3), Eldar Starcevic, Anthony Hudak-Domokos (je 1).
Nümbrecht: Jannik Lang (9/2), Johannes Urbach (7/1), Benedikt Opitz (5), Markus Meister (4), Sebastian Deilmann, Dag Dissmann (je 2), Fabian Benger, Moritz Menger, Dominik Donath (je 1).
KOMMENTARE
1
Glückwunsch an die Löwen! Stark gekämpft und den Punkt am Ende verdient eingesackt. Nümbrecht muss sich selber die Frage beantworten, wie man diesen Punkt hier noch herschenken konnte. Will man ernsthaft um den Aufstieg spielen, darf so etwas nicht passieren. Vielleicht hätte man sich mehr aufs Spiel und weniger auf die Scharmützel mit den Gegenspielern konzentrieren sollen?
Negative Höhepunkte des Spiels waren sicher die beiden Herren in gelb, die das Derby zu keiner Zeit im Griff hatten und auf beiden Seiten durch unverständliche Pfiffe (oder eben nicht) glänzten. Eine klare Linie war hier leider nicht erkennbar. Unschön auch, dass nach Abpfiff einige wenige alkoholisierte Fans des Gegners aus Frust auf das Spielfeld laufen um das Heimteam zu bepöbeln. Nicht nice!
2
[...]
Glückwunsch an die Löwen und den Coach. Deckungsumstellung war eine gute Entscheidung. Der SSV wird mit dem Aufstieg nichts zu tun haben. Mit Jannik Lang steht nur ein Spieler zur Verfügung der höheres Potential hat.
3
@Neutraler Beobachter:
da muss ich dir leider Recht geben. Dadurch, dass die Schiedsrichter am Anfang nicht gut durchgegriffen haben, wurde es zu ruppig. Da hätte ich mir mehr Konsequenz gewünscht.
Ansonsten starke Aufholjagd von den Löwen
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