HANDBALL
Derby-Prügel für Oberwiehl
Oberberg – Der Oberligaabsteiger zeigt gegen Liga-Neuling Nümbrecht II über 45 Minuten eine blutleere Leistung und kassiert die erste Saisonniederlage – Überragender Lukas Kirchner - Gelpe/Strombach II mit erstem Saisonsieg (AKTUALISIERT).
SSV Nümbrecht II – CVJM Oberwiehl 25:19 (13:8).
So hatte sich Oberwiehls Trainer Dirk Heppe seine Rückkehr nach Nümbrecht definitiv nicht vorgestellt. Nach einer blutleeren Leistung verlor der Oberligaabsteiger absolut verdient beim Landesligaaufsteiger. Für beide Teams war es das erste Aufeinandertreffen in einem Ligaspiel überhaupt. „Das war wahrscheinlich eins der souveränsten Derbys der vergangenen Jahre, für die Zuschauer aber wahrscheinlich auch eins der langweiligsten“, meinte SSV-Coach Mario Jatzke, der erneut aktiv ins Geschehen eingreifen musste. Ganz anders die Gefühlslage bei Dirk Heppe. „Das war eine Blamage“, wirkte er nach dem Spiel konsterniert, „das wird zwei Nächte dauern, bis ich dieses Spiel verarbeitet habe.“
[Niklas Witthaut trifft hier zum 3:1, während Johannes Schneevogt für das Foul eine frühe Zeitstrafe abbrummen musste.]
21:10 hieß es nach 49 Minuten, Oberwiehls Offensive wirkte bis zu diesem Zeitpunkt erschreckend ideenlos, die wenigen Chancen, die sich ergaben vereitelte zudem der bärenstarke Lukas Kirchner im Nümbrechter Gehäuse. Schon in der Anfangsphase hatte sich der spätere Spielverlauf angedeutet. 6:2 (9.) stand es, als Heppe erstmals mit einer Auszeit versuchte, sein Team wachzurütteln – erfolglos. „Unsere Körpersprache hat mir überhaupt nicht gefallen, es kam nie ein Derby-Gefühl auf. Das war lethargisch, passiv, ängstlich und wenig zwingend, niemand wollte Verantwortung übernehmen“, meinte er nach Abpfiff.
Ganz anders die Gastgeber. Besonders attraktiv war deren Handball zwar auch nicht, dafür aber gnadenlos effektiv. „Wir haben alle Vorgaben perfekt umgesetzt, waren gallig in der Abwehr und vorne im Vergleich zum Spiel in Köln wieder wesentlich effektiver. Dazu hatten wir mit Lukas Kirchner einen überragenden Rückhalt“, erarbeitete sich Jatzke mit seinem Team einen zwischenzeitlichen 12:6-Vorsprung (24.).
[Auch die sieben Tore Schneevogts konnten Oberwiehls Niederlage nicht verhindern.]
Für einen Spieler war es ein ganz besonderes Spiel. Nach über 15 Jahren im CVJM-Trikot traf Bastian Schneider erstmals auf seinen Heimatverein. „Natürlich war das ungewohnt und nicht ganz einfach für mich“, meinte er, zeigte gegen seinen Ex-Club aber auch eine gute Leistung. Bitter wurde es für Oberwiehl nach der Pause. Egal, was Heppe auch versuchte, Nümbrecht hatte immer die passende Antwort. Weder die Einwechslung von Mirco Gröbner, noch die 4+2-Deckung gegen Jatzke und Schneider oder einige Paraden von CVJM-Keeper Jannis Schoger sorgten dafür, dass die Gäste ins Spiel fanden.
[Lukas Kirchner (li.) gewann das Torhüterduell gegen Jannis Schoger (r.) und Chris Koch mit 16 Paraden deutlich.]
„Wir haben schlicht nicht stattgefunden. Nümbrecht hat uns mit ganz einfachem Handball geschlagen. Wir haben aber auch nie auch nur annähernd das gespielt, was wir seit Wochen trainieren und auch schon in der Liga gezeigt haben“, analysierte Heppe. Über 16:9 (38.) fand Oberwiehl erst nach Zeitstrafen gegen Philipp Donath und Mario Jatzke beim 21:10 (49.) in die Partie. In der Schlussphase gelang so immerhin noch ein wenig Ergebniskosmetik. „Kompliment an die Jungs. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, hier kann heute nichts passieren. Das kennt man aus diesem Derby eigentlich nicht“, so Jatzke. Durch den Sieg klettert der SSV zumindest bis Sonntag auf Platz fünf und damit drei Plätze vor den oberbergischen Rivalen.
Nümbrecht II: Niklas Witthaut (7/2), Marius Euteneuer (6), Stephan Bitzer, Philipp Donath, Daniel Funk, Ilja Schattner, Bastian Schneider (je 2), Robin Donath, Mario Jatzke (je 1).
Oberwiehl: Johannes Schneevogt (7/4), Sebastian Kruse, Jan Bluhm (je 4), Moritz Madel (2), Andre Rischikov, Daniel Rischikov (je 1).
[Nicht nur für viele CVJM-Fans ein ungewohnter Anblick: Bastian Schneider im SSV-Trikot. Auch der langjährige Oberwiehler sprach von einem seltsamen Gefühl.]
MTV Köln II – HC Gelpe/Strombach II 22:25 (10:11).
Ausgerechnet beim mit 6:2 Punkten stark gestarteten MTV Köln II gelang dem HC Gelpe/Strombach endlich der erste Saisonsieg. „Für die Moral war das ein ganz wichtiger Erfolg. Man hat den Jungs angesehen, was ihnen alles mit dem Schlusspfiff von den Schultern gefallen ist“, freute sich HC-Trainer Daniel Rodriguez und ging sogar noch weiter: „Ich denke, der Knoten könnte damit geplatzt sein.“ Ein wichtiger Faktor war dabei das Comeback von Kreisläufer Lars Rostalski, der der Defensive die seit Wochen vermisste Stabilität zurückgab. Dabei gehörte die Anfangsphase bis zum 6:2 (11.) zunächst den Kölnern. Erst eine Auszeit von Rodriguez brachte den Turnaround, bereits beim 7:7 (18.) fiel der Ausgleich.
Ein weiterer Faktor dabei der Torhüterwechsel: Zwar hielt Marvin Röttel bis zu diesem Zeitpunkt gut, Moritz Banaschewitz konnte dieses Niveau aber noch überbieten und nahm den Gastgebern gleich mehrere freie Würfe weg. Nach der Pause baute der HC seinen Vorsprung auf 14:17 (43.) aus und verteidigte ihn über 16:20 (49.) und 19:22 (56.) clever. „Das war geduldig, nie hektisch und eine tolle geschlossene Mannschaftsleistung“, befand Rodriguez, der zudem die Schiedsrichter für eine souveräne Leistung lobte. „Wenn wir die Leistung von heute häufiger abrufen, werden wir weiter punkten und manchem Gegner noch ein Bein stellen“, so der HC-Coach.
Gelpe/Strombach II: Marvin Scholz (6), Jan Höfer (4), Marcel Neese (4/1), Tom Bonfiglio (3/1), Fynn Schürmann, Leon Hagen, Tobias Müller, Lars Rostalski (je 2).
KOMMENTARE
1
Herr Heppe, was wird denn unter der Woche trainiert?
Ich habe selten so wenig Struktur in einer Oberwiehler Ersten gesehen, wie zum jetzigen Zeitpunkt!
blutleer trifft es auf den Punkt! Nur woher kommt dies?
2
Das war schon mehr als Prügel ..
Experte , 25.09.2022, 09:47 Uhr3
Dürfte keinen überraschen der Oberwiehl dieses Jahr verfolgt hat. Grausamer Auftritt. Heppe setzt anscheinend weiter auf die Teamstruktur des Abstiegsjahres. Das das schief geht hätte wohl jeder Zuschauer gewusst.
Desperado, 25.09.2022, 11:08 Uhr4
Zu kommentar 1Das solltest du nicht Dirk Heppe fragen! Sondern die verantwortlichen die den ganzen Verein vor die Wand fahren.
, 25.09.2022, 11:12 Uhr5
Schon bitter für den CVJM, dass es jetzt auch gegen Nümbrechts Reserve nicht reicht. Aber entweder stimmt es im Team selbst nicht oder zwischen Trainer und Mannschaft ist etwas im Argen. So wie gestern kann man sich in einem Derby nicht präsentieren.
Beobachter, 25.09.2022, 11:23 Uhr6
Da hat wohl Heppe in diesem Spiel kein Spaß am Handball gefunden.
Rückraumbomber, 25.09.2022, 11:23 Uhr7
@desperado was würdest du denn anders machen? Die Jungspunde standen doch schon auf dem Platz, wirkliche Alternativen gab es ja gestern nicht.
Heppefan, 25.09.2022, 13:44 Uhr8
Die Ideenlosigkeit im Rückraum des CVJMs war sehr auffällig, weder durch Einzelaktionen, noch durch gute Kombinationen konnte man zum Erfolg kommen. Sehr schwache Kollektivleistung, für den Oberbergischen Handball kann man sich nur wünschen, dass sich das schnell ändert.
Derbysieger, 25.09.2022, 14:56 Uhr9
Es geht nicht um jung oder alt. Es sieht von Außen neben fehlender taktischer Linie so aus, das nicht alle Spieler die erste Mannschaft als Privileg erkennen und dafür brennen. welche Alternativen der Verein in der Reserve hat kann man von außen nicht beurteilen. Aber im Zweifel schlägt Mentalität Qualität. Und zu Kommentar 4, die verantwortlichen haben weder gecoacht, noch gespielt.
Desperado , 25.09.2022, 15:25 Uhr10
Zu Kommentar 9 Woran liegt es denn Dirk Heppe ist erst fünf Spieltage Training in Wiehl und er soll die Missstände der Letzten Jahre auf sich nehmen.Es ligt an den Leuten im Vorstand und an den Spielern [....]. Der Zusammenhalt passt nicht.
, 25.09.2022, 16:24 Uhr11
Lasst doch mal die Kirche im Dorf. Für einen Absteiger ist der Start wirklich nicht gelungen. In den vergangenen Jahren hat Oberwiehl wahrscheinlich über dem eigenen Limit gespielt. Der Verbandsliga-Titel unter Hühn war verdient, aber überraschend. Seitdem (und vorher) hat der CVJM personell gelitten. Mannschaftsabmeldung, keine A-Jugend etc... Das muss sich irgendwann auswirken.
Fakt ist: Wenn es spielerisch nicht reicht, dann muss der Einsatz stimmen und das kann man infrage stellen, ob das bei allen, egal ob jung oder alt, passt. Heppe sollte beim CVJM weiter Zeit bekommen und so wie Oberwiehls Verantwortliche in der Vergangenheit getickt haben, wird dies auch passieren. Nach der Hinrunde sollte man Bilanz ziehen. Jetzt ist es noch zu früh.
Viel Erfolg Oberwiehl und Glückwunsch dem SSV
12
Ich denke, Trainer Dirk Heppe braucht und benötigt eine gewisse Zeit um mit der Mannschaft erfolgreich zu arbeiten. Er ist ein hervorragender Trainer. Das hat er bereits in Nümbrecht gezeigt, als er eine junge Mannschaft aufgebaut hat. Der CVJM war am WE einfach nur schlecht. Der SSV konnte sich auch noch aus dem Oberligerkader bedienen und hatte einige gestandene am Start. Top war, die volle Halle !
, 26.09.2022, 08:47 Uhr13
Da hatte Basti Schneider wohl wieder Spaß am Handball
Firework, 26.09.2022, 11:47 Uhr14
Danke für die sachlichen Kommentare 11 & 12! Wahrscheinlich hat Oberwiehl in den vergangenen Jahren wirklich nahe am Optimum agiert und ruft jetzt das "Normale" ab. Die Frage ist, ob Heppe dazu in der Lage ist, auch die Extraprozente der Vorjahre herauszukitzeln. Der Kader gibt es her und Verletzungen gibt es (noch) nicht.
Noch längerer CVJM Fan, 26.09.2022, 18:58 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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