HANDBALL
Ein „C-Jugend-Fehler“ besiegelt vermutlich den Löwen-Abstieg
Oberberg – Acht Horror-Minuten kosten die HBD Löwen Oberberg vermutlich den Klassenerhalt, den man nun nicht mehr in der eigenen Hand hat - Die Handball-Oberliga wird präsentiert von ‚Sportsbar Lutter‘.
HBD Löwen Oberberg – ASV Süchteln 22:22 (12:11).
Nicht nur Thorben Schneider und seinem Trainer Maik Thiele stand nach dem Schlusspfiff die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Auch die restlichen Handballer der HBD Löwen Oberberg wussten, dass dieses Remis in der Oberliga-Abstiegsrelegation vermutlich zu wenig sein wird. Durch das 22:22-Unentschieden gegen den ASV Süchteln müssen die Löwen weiter um den Klassenerhalt zittern. Dem Club aus dem Viersener Stadtteil reicht kommende Woche gegen Polizei SV Köln ein Sieg mit vier Toren, um die Löwen in die Verbandsliga zu schicken. Auch ein Erfolg mit drei Toren würde bereits reichen, wenn Süchteln dabei 28 Tore erzielt.
Für die oberbergische Spielgemeinschaft war das zweite Relegationsspiel in der brodelnden Atmosphäre der gut gefüllten Halle am Epelberg ein Abziehbild einer von Verletzungen und vielen Fehlern geprägten Saison. Nach einer umkämpften ersten Hälfte, nach der die Löwen eigentlich bereits höher führen mussten, sah beim 20:14 (49.) vieles zumindest nach einem versöhnlichen Abschluss dieses Katastrophenjahrs aus. Doch die Schlussphase diente als letzte schlechte Handball-Pointe. Selbst beim 22:17 (54.) deutete nichts auf eine mögliche Aufholjagd der Gäste hin, die bis dahin kaum Gefahr aus der zweiten Reihe entwickelt hatten. Doch die Löwen brachten den Gegner selbst wieder ins Spiel und sich damit um den verdienten Lohn.
[Maik Thiele konne es nicht fassen. Seine Mannschaft verspielte in der Schlussphase eine Sechs-Tore-Führung und damit vermutlich den Klassenerhalt.]
„Ich fühle mich im Moment einfach nur leer“, meinte Löwen-Trainer Thiele nur wenige Minuten nach dem Abpfiff. Seine Wut und seine Enttäuschung richteten sich gegen einige Schiedsrichterentscheidungen (Thiele: „Ich hasse Ungerechtigkeiten und da waren einige Pfiffe nicht gerecht“), vor allem aber auch gegen seine eigene Mannschaft. Den entscheidenden Moment bezeichnete er als „C-Jugend-Fehler“: „Wir machen schon vorher wirklich schlimme Fehler, aber gerade den Wechselfehler verstehe ich nicht. Da müssen wir konzentrierter sein.“
Was Thiele meinte: Während Tobias Mlynczak eine Zeitstrafe absaß, brachten die Hausherren einen zusätzlichen Feldspieler für ihren Torhüter. Beim Zurückwechseln lief Marcel Neese aber über die gegnerische Wechselzone in die eigene, was einen Wechselfehler und damit eine weitere Zeitstrafe bedeutete. Doch damit nicht genug: Obwohl die Mlynczak-Strafe noch nicht abgelaufen war, kehrte ein weiterer Löwen-Spieler aufs Feld zurück. Den Offiziellen fiel dies erst einige Sekunden nach Wiederanpfiff auf. Die Folge: eine weitere Zeitstrafe. Die Überzahl nutzten die Gäste, denen nun plötzlich nahezu alles gelang, zum 22:21-Anschlusstreffer (58.).
Die Schlussminuten waren anschließend pure Dramatik. Zunächst wurde Olivier Goergen außerhalb des Sichtfelds der Schiedsrichter heftig im Halsbereich getroffen, was ungeahndet blieb. Wenig später wurde Thorben Schneider ein aus Thieles Sicht klarer Siebenmeter verwehrt. Henrik van Vlodrop erzielte im Gegenzug den 22:22-Ausgleich bei 50 Sekunden Restspielzeit. Den letzten Wurf nahm sich Anthony Hudak-Domokos unter großer Bedrängnis wenige Sekunden vor der Schlusssirene – auch hier forderte Thiele vergeblich einen Freiwurf.
Die Schuld suchte er anschließend aber vor allem bei sich und seinen Spielern: „Es war ein Nervenspiel, bei dem jeder alles gegeben hat. Wir führen mit sechs Toren und sind die bessere Mannschaft, bringen uns durch dumme Fehler und Undiszipliniertheiten aber um den Lohn.“ An ein Wunder kommende Woche glaubt er nicht mehr: „Ich rechne damit, dass Süchteln das am Samstag ziehen wird.“
[Das Spiel musste kurz vor der Halbzeitpause unterbrochen werden, nachdem es nach einigen Beleidigungen und Bedrohungen zwischen beiden Fanlagern auf der Tribüne fast zu einer körperlichen Auseinandersetzung kam. Die Ordner hatten alle Hände voll zu tun, die Situation in den Griff zu kriegen, da einige Gästefans stark alkoholisiert waren. Auch mehrere kleine Kinder liefen während des laufenden Spiels mehrfach über die Spielfläche, was zu Unterbrechungen führte.]
Auch auf Hilfe aus der 2. und 3. Liga können die Oberberger wohl nicht mehr hoffen. Dem TV Aldekerk bliebe in der Abstiegsrelegation der 3. Liga zwar noch eine Mini-Chance durch die Hintertür, falls die Eulen Ludwigshafen aus der 2. Liga absteigen sollten. Gerüchten zufolge soll der Niederrhein-Vertreter aus finanziellen Gründen aber kein Interesse an einem weiteren Relegationsspiel gegen den HC Burgenland haben, sodass den Löwen Platz zwei in der Oberliga-Abstiegsrelegation nicht ausreichen würde. Thiele abschließend: „Wir warten das Ergebnis kommende Woche ab, müssen jetzt aber wohl für die Verbandsliga planen. Der Verein muss entscheiden, wie es dort weitergeht.“
HBD Löwen: Anthony Hudak-Domokos (5), Thorben Schneider (4), Olivier Goergen (4/4), Marko Köster (3), Marcel Mesenhöler, Till Malek (je 2), Nils Welke, Daniel Rischikov (je 1).
Süchteln: Henrik van Vlodrop (5), Lukas Schneider, Daniel Vogels (je 4), Christoph Kleineluetzum (3/2), Christoph Muth (2), Aaron Stapper, Felix Himmel, Yannik Warkus, Ben Borkenhagen (je 1).
KOMMENTARE
1
Wer die letzten 10 Minuten so auftritt, hat es leider auch nicht verdient in der Oberliga zu bleiben. Ja, die Schiedsrichter Entscheidungen waren schwierig und teilweise auch frech, aber diese Amateurfehler sieht man noch Nicht mal in der C Jugend, so wie es die Überschrift sagt.
Sollte Süchteln das kommende Samstag über die Bühne bringen, glaube ich das dies leider der Genickbruch für die Vereinsfusion im herrenbereich ist.
Viele Spieler würden aufhören oder andere Wege gehen. Von unten fehlt es leider ja auch an Optionen.
Einfach ein trauriger Tag heute für schwarz weiß :-(
2
wie Schade...
nun gibt es mit hoher wahrscheinlichkeit kein einziges Derby in der Oberliga.
Wer hätte gedacht, dass die Zweitvertretung von Gelpe/Strombach Oberliga spielt und Derschlag "nur" Verbandsliga...
Eventuell passiert ja noch ein Wunder.
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