HANDBALL
Gegen den Trend: Neuer Landesstützpunkt für Mädchenhandball
Gummersbach – Der HC Gelpe/Strombach und der VfL Gummersbach erweitern ihre Kooperation und wollen den Mädchenhandball in der Region stärken.
Von Peter Notbohm
Man muss etwas tun – darin sind sich die Verantwortlichen des HC Gelpe/Strombach und des VfL Gummersbach einig. Fast 100.000 Mitglieder hat der Deutsche Handballbund (DHB) in den vergangenen zehn Jahren verloren, auf allen Ebenen kommt es zu einem Vereinssterben, immer mehr Jugendlichen hören mit dem Sport auf und brechen ihre sportliche Karriere spätestens mit dem Sprung in den Seniorenbereich ab – gerade im weiblichen Bereich schlägt der demographische Wandel komplett durch.
Bereits seit 2008 kooperieren die beiden Vereine und pflegen in der männlichen Jugend eine Partnerschaft. Diese Kooperationsvereinbarung soll nun ausgebaut werden, beide Vereine künftig auf Augenhöhe agieren und gemeinsam die Verantwortung für den Landesleistungsstützpunkt des Westdeutschen Handballverbandes (WHV) am Standort Gummersbach tragen. Dabei wird – wie bisher – der VfL Gummersbach die Verantwortung für den männlichen Bereich behalten, der HC Gelpe/Strombach wird federführend im weiblichen Bereich übernehmen. „Zwei starke Vereine tun sich zusammen und wollen proaktiv ein Angebot bieten, um den Jugendhandball am Standort Oberberg zu stärken und die Nachwuchsprobleme anzugehen“, sagt Stefan Winhauer, Vorsitzender der Abteilung Handball beim VfL.
Die vorhandenen Strukturen sollen genutzt und gestärkt, zudem auf den weiblichen Bereich übertragen werden. „Wir wollen dem Mädchenhandball denselben Stellenwert verleihen, den auch der Jugenhandball genießt“, sagt der HC-Vorsitzende Hartmut Markeli. Einen Schub will man erzeugen, Leistungs- und Breitensport auf breiter Ebene anbieten, dabei aber auch die Region stärken. „Wir wollen anderen Vereinen keine Spieler wegnehmen“, betont Markeli. Und auch Michiel Lochtenbergh, Sportlicher Leiter der Kooperation im weiblichen Bereich, ergänzt: „Es wird nichts bringen, nur den Standort Gummersbach zu stärken, von einer stärkeren Region profitieren alle Vereine. Aber es muss etwas passieren.“
Konkret soll das Projekt so aussehen: Beide Vereine bündeln ihre Kompetenzen, Ressourcen sowie Hallenkapazitäten und bieten künftig zwischen fünf und sieben Trainingseinheiten in der weiblichen D- und C-Jugend, in den beiden Jahrgängen darüber sollen es sechs bis acht Einheiten werden. Wer früher in dieser Intensivität trainieren wollte, musste schon bis nach Leverkusen fahren. Um daran teilzunehmen muss man aber nicht zwingend Mitglied in einem der beiden Vereine sein. „Auch eine Spielerin, aus beispielsweise Waldbröl, könnte dieses Angebot wahrnehmen, gleichzeitig aber in ihrem Verein bleiben“, betont Lochtenbergh noch einmal den stärkenden Ansatz der Region.
Dass solche Kooperationen funktionieren, beweisen derzeit zwei Spielerinnen des CVJM Oberwiehl, die dort in der Oberliga auflaufen, gleichzeitig aber auch ein Zweitspielrecht beim HCGS in der Nordrheinliga haben. Auch Lea Schoppmann (VfL B-Jugend und HC A-Jugend) sowie Celine Blumberg (VfL B-Jugend und HC-Senioren) profitieren bereits von der Verzahnung. Zudem sollen auch Gemeinschaftsprojekte mit den Schulen entstehen.
Gummersbachs Vorstandsvorsitzender Dieter Brüning hat große Hoffnungen in die erneuerte Vereinbarung und setzt sich für eine gelebte Kooperation ein: „Wir wollen nicht mehr von früher reden, sondern die Animositäten alter Tage weglassen und im Sinne der Sportler denken.“ Beim VfL Gummersbach wolle man auch den Breitensport wieder stärken. Wie gut das funktionieren könne, habe auch die Arbeit von Markus Krauthoff-Murfuni beim TuS Derschlag gezeigt. „Wir werden den demographischen Wandel sich nicht komplett aufhalten, aber wir wollen etwas dagegen tun“, sagt Lochtenbergh. Und noch einmal Winhauer: „Es gibt kein Kochbuch, aber die Zutaten haben wir, um eines zu gestalten. Der Kooperationsvertrag ist die Grundlage, um es zu entwickeln.“
KOMMENTARE
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Nun beginnt das "Klauen" von Spielerinnen auch im Mädchenbereich. Die Akademiekonzepte in Deutschland benutzen leider die Breitensportvereine für ihre schwachen oder nicht durchdachten Ausbildungsinhalte aus. Es werden die Breitensportvereine für die Gewinnung von Talenten nicht gestärkt, sondern es werden aus reinen wirtschaftlichen Gründen Kinder und Eltern etwas vorgegaukelt. Seit 2005, dem Start der VfL -Akademie, ist im HK Oberberg keine positive Entwicklung in den Breitensportvereinen mit den Mannschaftszahlen und den Kinderzahlen. Wer glaubt, er muss sich nur um die Spitze kümmern und vergisst die Basisarbeit zur Gewinnung von Talenten und wird irgendwann vor dem Nichts stehen. Hier sind neue Innovative Konzepte gefragt, sonst ist der Handball nur noch ein VfL mit HC.
reniar, 15.12.2019, 01:45 Uhr2
Ein hauptamtlicher Trainer beimTuS Derschlag war ein reiner Glücksfall gewesen. Jetzt wird sich zeigen, ob das gebaute System auch langfristig ohne Markus Krauthoff funktioniert. Jedenfalls mit einer Akademie in der Nachbarschaft ist leider noch kein Breitensportverein gestärkt worden. Unter Axel Renner gab es kostenlose Trainerfortbildungen für die Breitensportvereine. Hier fehlt dem VfL aktuell die Trainerkompetenz für den Jugendbereich mit dem Einblick in den Breiten- und Leistungssport und den neuen Anforderungen im Kinderhandball. Wo sind die erfolgreichen Trainer im VfL, die schon von den Minis bis zum Leistungssport in der A.-Jugend Erfahrungen haben? Beim HC Gelpetal/Strombach? In beiden Vereinen sind talentierte junge Trainer. Wer entwickelt ihr vorhandenes Potenzial weiter?
reniar, 15.12.2019, 16:42 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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