HANDBALL

Last-Minute-Treffer macht Sommer zum Derbyhelden

pn; 07.11.2019, 23:40 Uhr
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Fotos: Michael Kleinjung --- Grenzenloser Jubel bei den VfL-Spielern nach dem Spiel.
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Last-Minute-Treffer macht Sommer zum Derbyhelden

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pn; 07.11.2019, 23:40 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach zittert sich zum Derbysieg über Ferndorf - Defensivreihen dominieren - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach - TuS Ferndorf 19:18 (11:9).

 

Das war nichts für schwache Nerven: Manch ein Handballfan dürfte sich am gestrigen Abend in der SCHWALBE arena tief in die 80er Jahre zurückversetzt gesehen haben, als die schnelle Mitte noch ein völliges Fremdwort war. Mit 19:18 endete das historische erste Ligaderby zwischen dem VfL Gummersbach und dem TuS Ferndorf. Am Ende war es ein Siebenmeter, der diese Abwehrschlacht entschied. Marvin Sommer gegen Lukas Puhl hieß das Duell. Der frühere Gummersbacher Nachwuchskeeper hatte drei Minuten zuvor bereits einen Strafwurf des VfL-Linksaußen entschärft.

 

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[In den ersten 20 Minuten hätte Alexander Hermann vermutlich auch blind auf das Tor werfen können und trotzdem getroffen.]

 

„Ich habe zu Torge geschaut und er hat mir signalisiert, dass er mir vertraut“, beschrieb Sommer die Sekunden vor dem Wurf, „vielleicht hat mir das die fehlenden zwei Prozent gegeben, die davor fehlten.“ Der 27-Jährige zeigte jedenfalls keine Nerven, auch wenn der glückliche VfL-Erfolg damit immer noch nicht besiegelt war. Fünf Sekunden blieben den Gästen nach einem Time-Out übrig – mehr als ein direkter Freiwurf sprang für die Ferndorfer aber nicht mehr heraus. Der Wurf von Patrick Weber endete im VfL-Block, anschließend hallte es „Derbysieger, Derbysieger“ durch die Gummersbacher Arena.

 

Gummersbachs Trainer Torge Greve war nach dem Spiel ehrlich, bezeichnete den Ausgang des Duells aufgrund des Spielverlaufs als glücklich. Dabei sah es über weite Strecken der ersten Hälfte überhaupt nicht nach der späteren Zitterpartie aus. Zwar zeigte sich bereits in den Anfangsminuten, dass es ein zäher Abend mit dominierenden Abwehrreihen werden würde, mit Alexander Hermann hatten die Hausherren aber den entscheidenden Trumpf auf ihrer Seite. Über 2:0 (6.) und 5:3 (11.) war Janko Bozovic beim 9:5 (18.) erst der dritte VfL-Torschütze – bis zu diesem Zeitpunkt hatten nur Marvin Sommer und eben jener Hermann getroffen. Beim 10:6 (19.) netzte der Österreicher bereits zum sechsten Mal.

 

[Die Abwehrreihen dominierten das Spiel, nahmen den Torhütern auf beiden Seiten viel Arbeit ab.]

 

Ein Knackpunkt sicherlich kurz vor der Pause ein fast zweiminütiger Angriff der Gäste. „Da waren wir im entscheidenden Moment nicht mehr wach, kassieren anschließend auch noch das 11:9 und gehen nur mit zwei Toren in die Kabine“, monierte Greve völlig zu Recht den deutlich zu knapp ausgefallen Halbzeitstand. Nach dem Seitenwechsel erzielte Gummersbach durch Tobias Schröter und Jonas Stüber zwar noch zwei schnelle Treffer, anschließend herrschte aber kollektive Ladehemmung. Während Ferndorfs überragender Abwehrchef Branimir Koloper eine nahezu unüberwindbare Deckung organisierte, verfielen die Oberberger in Aktionismus und konnten kaum noch spielerische Akzente setzen.

 

Greve probierte viel, wechselte auf mehreren Postionen, den Negativlauf vom 13:10 (32.) zum 13:16 (40.) stoppte das allerdings nicht. Den zuletzt starken Jonas Stüber ließ er dabei gezielt außen vor, nachdem dessen Spielweise den beiden Unparteiischen ein Dorn im Auge gewesen sei. Beim 15:18 (44.) durch den stark aufspielenden Patrick Weber waren die meisten der 3845 Zuschauer längst verstummt, lediglich der Ferndorfer Block feierte die Paraden von TuS-Torhüter Marian Durica ausgiebig.

 

[Die entscheidenden Sekunden: Robin Haller erkennt gedankenschnell, dass Mattis Michel deutlich im Raum steht. Den Siebenmeter verwandelt Marvin Sommer - zur Freude der VfL-Fans - eiskalt.]

 

Nun kam dem Gummersbacher Taktikchef aber endlich die zündende Idee: Der Norddeutsche stellte die Deckung auf eine extrem offensiv orientierte 5:1-Variante um und zerstörte damit die letzten Ansätze der Ferndorfer Offensive. Die Aufholjagd dauerte dennoch gefühlte Ewigkeiten – nicht nur Tin Kontrec ließ beste Gelegenheiten liegen, so dass erst Marvin Sommer per Siebenmeter zum 18:18 (53.) egalisierte.

 

Die restliche sieben Minuten waren Dramatik, umstrittene Schiedsrichterentscheidungen auf beiden Seiten, technische Fehler und viel Wurfpech, ehe Robin Haller clever den finalen Siebenmeter zog. „Am Ende war es ein unglaublicher Kampf, denn nach dem 15:18 waren wir fast schon tot“, so Greve. Und auch Marvin Sommer atmete tief durch: „Das sind die Spiele, die uns zeigen, dass wir auch knappe Spiele, in denen wir richtig schlechte Minuten haben, noch drehen können.“

 

Gummersbach: Alexander Hermann (7), Marvin Sommer (6/4), Janko Bozovic (2), Tobias Schröter, Robin Haller, Jonas Stüber, Alexander Becker (je 1).

 

Ferndorf: Patrick Weber (7), Marijan Basic, Andreas Bornemann, Tim Rüdiger (je 2), Thomas Rink, Julian Schneider, Lucas Schneider, Jonas Faulenbach (je 1), Julius Lindskog Andersson (1/1).

 

Siebenmeter

4/5 – 1/1 (Sommer scheitert einmal an Puhl– Lindskog Andersson sicher).

 

Strafen

6:8 Minuten (Dayan, Sommer, Becker - L. Schneider, J. Schneider, Lindskog Andersson, Koloper).

 

Zuschauer

3845.

 

Schiedsrichter

Sascha Standke / Steven Heine.

Trainerstimmen

 

Torge Greve (VfL Gummersbach): Der Rahmen für das Spiel war phänomenal. Die Halle war fast komplett voll und die Stimmung war schon vor dem Anpfiff von beiden Seiten her super. Es war ein toller Derbyrahmen. Im Spiel haben wir zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten gesehen. In der ersten Halbzeit dominieren wir das Spiel. Da muss ich monieren, dass wir kurz vor der Pause bei einem ellenlangen Angriff nicht wach sind und Ferndorf dann plötzlich wieder rankommt. So gehen wir statt mit einer Vier-Tore-Führung nur mit 11:9 in die Pause.

 

In der zweiten Halbzeit kommen wir auch wieder gut raus, aber dann passiert wieder das, worüber wir vorher schon gesprochen haben. Wir laufen uns vorne fest, verzetteln uns und Ferndorf kommt über eine gute Abwehr wieder ins Spiel. Das war uns in der ersten Halbzeit gelungen ist, ist dann in der zweiten Ferndorf gelungen. Wir waren beim 15:18 quasi tot, haben uns dann aber super zurückgekämpft und sind dann am Ende froh, dass wir mit einem Tor gewonnen haben. Ein besonderer Dank von meiner Seite geht heute an die Physiotherapeuten und die Ärzte, die eine tolle Arbeit geleistet haben, so dass auch der ein oder andere Spieler, der leicht angeschlagen war, heute auflaufen konnte.

 

Michael Lerscht (TuS Ferndorf): Es ist schwierig nach dieser Partie hier ein Fazit zu ziehen. Uns wurde hier ein geiler Rahmen geboten, auch an einem Donnerstagabend. Es war eine dem Spiel würdige Stimmung. Das war ein richtiges Derby. Die Mannschaften haben sich bekämpft und in der ersten Halbzeit haben wir gerade gegen Hermann und Božović keine Mittel gefunden. Aber meine Mannschaft ist über den Kampf wieder ins Spiel gekommen.

 

Am Ende haben wir aber gegen die 5:1-Deckung leider kein Tor mehr geworfen und das hat uns dann auch die möglichen Punkte gekostet. Final muss ich meinen Jungs hier aber ein großes Lob attestieren. Darauf müssen wir aufbauen und das müssen wir in die nächsten Spiele mitnehmen. An Torge und die Mannschaft des VfL kann ich nur meine Glückwünsche zum knappen Sieg und alles Gute richten.

 

Ergebnisse und Tabelle

 

 

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

1

Tolles spannendes und dramatisches Spiel. Kampf, Abwehrschlacht und Dramatik, was den Handball teilweise aus macht, wurde geboten. Tolle Stimmung und viele Emotionen. Aber die Handballkultur ist in weiter Ferne. Auf beiden Seiten kaum ein Spieler mit höherer Technik und gutem Entscheidungsverhalten. Trainer bekommen dabei langfristig graue Haare und oder noch mehr.

reniar, 08.11.2019, 09:34 Uhr
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