HANDBALL

Gummersbachs Handballer sind hungrig auf Europa

pn; 23.08.2024, 22:00 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung
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Gummersbachs Handballer sind hungrig auf Europa

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pn; 23.08.2024, 22:00 Uhr
Gummersbach – Auf der Saisoneröffnungspressekonferenz geben Geschäftsführer Christoph Schindler und Cheftrainer Gudjon Valur Sigurdsson einen Einblick über den Zustand der Mannschaft und die Ziele für die kommende Saison – Neuzugänge werden offiziell vorgestellt und loben das harte Training in Gummersbach – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

Die Vorfreude auf das Qualifikationsspiel zur European League gegen den dänischen Vertreter Mors-Thy Handbold hört man bei den Handballern des VfL Gummersbach aus jedem Satz heraus. „Der VfL Gummersbach war jahrelang international vertreten und wir wollen uns mit den Besten messen“, sagte Cheftrainer Gudjon Valur Sigurdsson am Freitag im Rahmen des Saisoneröffnungspressekonferenz. Dazu zählt er auch die Dänen: „Das ist eine Mannschaft, die echt Qualität hat. Da werden wir eine Topleistung brauchen.“ Auch Geschäftsführer Christoph Schindler sprach von einer positiven Erwartungshaltung im Verein und im Umfeld.

 

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Noch klarer formulierten es die Spieler. Obwohl Julian Köster durch das Olympische Turnier im Sommer nur eine äußerst kurze Pause hatte, freut sich der VfL-Kapitän riesig auf die anstehende Saison: „Wir haben viel dafür gearbeitet, dass wir diese Qualifikationsrunde nun spielen dürfen.“ Auch bei Neuzugang Kentin Mahé, für den das internationale Geschäft quasi schon Routine ist, leuchteten die Augen beim Gedanken an die European League: „Das ist erst der Beginn. Der VfL Gummersbach war viel zu lange aus dem europäischen Geschäft raus. Wir wollen uns wieder etablieren und dabei führt der Weg über Mors-Thy.“

 

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Damit die Spieler fit für die anstehenden Aufgaben sind, mussten sie auch in diesem Sommer wieder das spezielle Trainingsprogramm von ‚Schleifer‘ Sigurdsson absolvieren. Über die Intensität gab es auf der Pressekonferenz allerdings doch recht unterschiedliche Ansichten. Der isländische Coach lobte angesichts der Problematik der Olympia-Abstellung den Zustand der Mannschaft. Die Spieler hatten im Vorfeld athletische Hausaufgaben bekommen.

 

„Das Trainingslager war sehr gut für mich. Ich hatte Spaß, die Jungs denke ich auch“, meinte Sigurdsson (Foto) mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. „Die Belastung war etwas geringer als in den letzten Jahren, wir konnten uns viel auf Handball konzentrieren und unsere Neuzugänge in unser System implementieren.“ Man habe ohne die vier Olympiafahrer im Training vermehrt auf U20-Talente zurückgreifen müssen und verschiedene Blöcke getestet. Mit dem Ergebnis ist Sigurdsson laut eigener Aussage zufrieden.

 

Was die Neuzugänge von Sigurdssons „Spaß“-Begriff hielten? Sein Landsmann Teitur Einarsson gab detailreiche Einblicke: „Wir haben super trainiert, aber drei Einheiten pro Tag waren schon ein bisschen brutal. Das Trainingslager bestand nur aus Schlafen, Essen und Training.“ Probleme hatte der Halbrechte damit aber keineswegs, schließlich hat er Ziele: „Wir wollen in der Liga, in Europa und im Pokal alle Spiele gewinnen. Dabei will ich der Mannschaft helfen und ein besserer Spieler werden.“ Auf den Gummersbacher Tempo-Handball freut er sich schon: „Das ist ein System, das ich spielen will und das mich zu einem besseren Spieler macht.“  Dass die Mannschaft als Teambuildingmaßnahme auch Kartfahren war, unterschlug der 25-Jährige übrigens.

 

 

Auch Torhüter Bertram Obling bewies, dass er nicht unbedingt zum Politiker taugt: „Hier wird richtig hart trainiert und es gibt einen klaren Plan. Der Verein ist topprofessionell. Alles ist viel besser geworden als in meinen letzten zwei Jahren.“ Dem Duell mit seinen Landsleuten blickt er gespant entgegen, auch weil mit Frederik Tilsted einer seiner besten Freunde dort spielt.

 

Von Sigurdsson gibt es indessen nur Lob für seine neuen Spieler: „Wir haben an Qualität gewonnen. Das sind alles Profis, die Gas geben und direkt Leistung bringen. Es wird aber Zeit brauchen, bis alles so funktioniert wie in der letzten Saison. Das ist aber normal.“ Die Ziele für die Saison umreißt er klipp und klar: „Wir möchten unbedingt in die European League und im besten Fall mehr Punkte holen als im Vorjahr.“

 

Dafür habe er eine Mannschaft, die überall bestehen können, „aber auch Teams wie Kiel und Melsungen sind besser geworden“. Gespannt ist er wie sich Olympia auf die Liga auswirkt. Zwar seien seine Spieler in einem „extrem guten Zustand“ ins Oberbergische gekommen, „aber ich weiß, dass auch eine mentale Müdigkeit einsetzen kann.“ Positive Nachrichten gab es auch von Tom Kiesler. Der Abwehrspezialist hofft, kommende Woche wieder ins Training einsteigen zu können. Ob es bis zum Hinspiel gegen Mors-Thy reicht, konnte er aber noch nicht sagen: „Ich muss abwarten, wie das Knie reagiert.“

 

Doch nicht nur zum Sportlichen äußerten sich die VfL-Verantwortlichen. Geschäftsführer Schindler (Foto) betonte, dass man auch auf der Geschäftsstelle täglich daran arbeite, den Verein auf eine noch breitere Basis zu stellen: „Wir wollen jeden Tag besser werden, nicht nur im sportlichen Bereich.“ Es sei kein Geheimnis, dass mit den Neuzugängen auch die Erwartungshaltung gestiegen sei.

 

Trotzdem will sich der VfL auch weiterhin zu seiner DNA der letzten Jahre bekennen und junge Spieler ausbilden. „Dass das richtig ist, hat Olympia gezeigt“, so Schindler. Mit Mykola Protsiuk und Anel Durmic habe man daher auch erneut zwei Nachwuchsspieler mit einem Vertrag ausgestattet. Der erst kürzlich ausgeschüttete Ausbildungsbonus der Handball-Bundesliga (OA berichtete) zeige, dass sich das investierte Geld und die Arbeit lohne.

 

Finanziell machte Schindler hingegen wenig Angaben. Zum Etat gab es wie schon in den Vorjahren keine genauen Zahlen und auch beim Thema Schuldenabbau gab sich Schindler eher zugeknöpft. „Ich bin schlecht mit Zahlen“, sagte er mit einem Augenzwinkern, um ernst anzufügen: „Wir sind dabei, den Verein zu konsolidieren, machen weiter unsere Hausaufgaben und sind in allen Bereichen auf einem guten Weg.“

 

Klar sei, dass der Verein Partner brauche, die Sport auf Toplevel auch finanzieren. Für Spiele auf europäische Ebene deutete der Geschäftsführer an, dass man mit weiteren Sponsoren in Gesprächen sei. Auch zum Weihnachtsspiel gegen die Füchse Berlin in der LANXESS arena in Köln gab es ein Update: Hier habe man bereits 8.000 Tickets verkauft und hoffe, im Dezember ein ausverkauftes Haus vermelden zu können. Trotzdem soll der Ausflug nach Köln vorerst nur die Ausnahme bleiben.

 

Dass die European League insgesamt allerdings eher ein „Draufzahl-Geschäft“ ist, bestätigte Schindler erneut. „Ich sehe mich zwar immer noch zu 90 Prozent als Sportler, aber als Geschäftsführer muss ich sagen, dass dies rein wirtschaftlich nicht der beste Wettbewerb ist. Es sagt viel über den Handballsport aus, dass Vereine, die sich qualifizieren, überlegen müssen, ob sie auch teilnehmen“, sprach er von einem schwierigen Spagat zwischen dem, was man an Prämien von der EHF bekomme und was man für die Spiele investieren müsse. „Trotzdem freuen wir uns auf diesen Wettbewerb, weil wir darauf jahrelang hingearbeitet haben.“

 

Die komplette Pressekonferenz gibt es hier.

 

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