Gummersbach – Gegen den THW Kiel wollen die VfL-Handballer die unnötige Niederlage in Hamburg vergessen machen – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach – THW Kiel (Donnerstag, 19 Uhr).

 

Auch zwei Tage nach der 30:31-Niederlage in Hamburg wirkt Gudjon Valur Sigurdsson am Dienstag noch bedient und spricht von einer „scheiß zweiten Halbzeit“. Ausgerechnet vor dem Kracher gegen den THW Kiel drückt die dritte Niederlage im sechsten Auswärtsspiel auf die Stimmung im VfL-Lager. Viel Zeit, das Spiel aufzuarbeiten, hatte der isländische VfL-Coach jedenfalls nicht. Seinen Fokus richtete er in der Videoanalyse bereits auf den deutschen Rekordmeister.

 

„Wir müssen das schnell abhaken“, meint Sigurdsson, der die Schuld für die Niederlage vollkommen auf sich nimmt: „Ich habe schlechte Änderungen in der Pause vorgenommen und würde im Nachhinein Vieles anders machen. Ich habe die Mannschaft im Stich gelassen, die Verantwortung liegt bei mir.“

 

Mit dem THW Kiel gibt nach Melsungen und Berlin am Donnerstag das nächste Spitzenteam seine Visitenkarte in der SCHWALBE arena ab, wo Gummersbachs Handballer weiterhin ungeschlagen sind. Die Kieler reisen mit der Empfehlung eines 34:21-Pflichtsieges gegen den polnischen Vertreter Ostrovia Ostrów in der European League ins Oberbergische. Und auch in der Liga zeigten sich die Zebras von der 34:36-Derbypleite in Flensburg, der bislang einzigen Saisonniederlage, beim 31:29-Heimsieg gegen Melsungen gut erholt. In der Vorbereitung trafen beide Teams bereits aufeinander: Bei einem internationalen Turnier in Doboj (Bosnien-Herzegowina) gewann Gummersbach mit 40:37.

 

Dass Kiel zwei Tage weniger Erholung hat und innerhalb von sechs Tagen drei Spiele absolvieren muss, sieht Sigurdsson nur als kleinen Faktor: „Natürlich stört sie dieses Spiel in der Vorbereitung auf uns, aber das Europapokalspiel war kein schwieriges Match für Kiel.“ Die Norddeutschen sieht er in diesem Jahr ohnehin wieder deutlich stabiler. Das hängt vor allem mit einem Mann zusammen: Spielmacher Elias Ellefsen á Skipagøtu. Der Färinger spielt bislang eine überragende Saison und ist mit 74 Toren sowie 29 Assists Dreh- und Angelpunkt der Zebras.

 

Auch Eric Johansson und vor allem Harald Reinkind nehmen nach der schweren Verletzung von Emil Madsen wichtige Rollen ein. Den Rekordmeister zählt Sigurdsson diese Saison jedenfalls wieder zu den Meisterschaftskandidaten. „Es ist einfach der THW Kiel“, meint Sigurdsson: „Groß, schwer, eine tolle Abwehr und Weltklasse-Torhüter.“ Aber auch Gummersbach genießt in Kiel großen Respekt: Kiels Trainer Filip Jicha spricht im Vorfeld von einer extrem hohen Hürde, „die man nur mit viel Willen überspringen kann“.

 

Zum Faktor gegen den aktuellen Tabellenvierten (15:3 Punkte) soll neben dem vollen Kader auch wieder die SCHWALBE arena mit den enthusiastischen VfL-Fans werden, auch wenn den VfL-Coach die bislang schwankenden Auswärtsleistungen hörbar nerven: „Gute Spieler können in jeder Halle und mit jedem Ball spielen.“ Nicht nur er stellt sich die Frage, warum sein Team phasenweise perfekten Tempo-Handball zelebriert, dann aber auch in der Lage ist, das genaue Gegenteil zu zeigen. Für ihn ist der Weg zu mehr Stabilität weiterhin ein Lernprozess: „Es ist auch eine Frage, was ich als Spieler von mir selbst in schwierigen Situationen verlange.“

 

Zumindest eine Nachricht von der Kieler Förde dürften am Mittwoch viele VfL-Fans aber gerne vernommen haben: Die Norddeutschen schoben mit der Vertragsverlängerung von Filip Jicha bis 2028 sämtlichen Gerüchten um einen Wechsel Sigurdssons nach Kiel einen Riegel vor. Ob der Isländer mit dem Gedanken spielt, seinen bis 2027 laufenden Vertrag im Oberbergischen nun ebenfalls vorzeitig zu verlängern? Dazu äußert sich der Isländer in seiner ganz eigenen Art, die weder als Dementi noch als Bestätigung taugt: „Mein Plan ist es, die U15-Mannschaft meines Sohnes zu trainieren, wenn wir nach Island zurückziehen.“