HANDBALL
Handball Nordrhein: Beginn einer neuen Ära
Oberberg – Die beiden Handballverbände Mittelrhein und Niederrhein verschmolzen am Wochenende zum neuen Verband Handball Nordrhein – Ligenstruktur wird zur Saison 24/25 dreizügig.
Von Peter Notbohm
Im Jahr 2010 kam erstmals die Idee auf, eine Kooperation der beiden Handballverbände Mittelrhein (HVM) und Niederrhein (HVN) anzugehen. Seit acht Jahren gibt es inzwischen den Verein „Handball Nordrhein“, der bislang den gemeinsamen Spielbetrieb organisierte. Doch damit ist nun Schluss: Am Wochenende lösten sich in der Duisburger Sportschule Wedau beide Handballverbände auf und verschmelzen nun ganz offiziell zum neuen Verband „Handball Nordrhein“ (HNR). Zwar muss alles noch ins Verbandsregister eingetragen werden und auch der Deutsche Handballbund muss den frisch gegründeten Handballverband, der nun der viertgrößte in Deutschland ist, noch offiziell aufnehmen – doch das dürfte nicht mehr als eine Formalität sein.
Seit 2019/20 arbeiteten die Funktionäre beider Verbände unter der Leitung des bisherigen HVM-Präsidenten Lutz Rohmer sehr konkret an der Umsetzung. Am Samstag war es um 12:04 Uhr so weit: Nachdem die zehn stimmberechtigten Mitglieder des HNR zunächst auf ihrer außerordentlichen Mitgliederversammlung die zwölf Handballkreise einstimmig aufgenommen hatten, wurde im Anschluss der Verschmelzungsvertrag von den nun 22 Mitgliedern ratifiziert. „Der Handball in unserer Region ist damit einen gewaltigen Schritt weitergekommen“, freute sich Rohmer, der im neuen Gebilde keine offizielle Funktion mehr übernehmen wird und von den Delegierten nach acht Jahren Vorarbeit mit stehendem Applaus verabschiedet wurde. Er wurde zum Ehrenpräsidenten des HVM und des HNR erklärt.
[Der neue HNR-Präsident Stefan Butgereit (li.) dankte Lutz Rohmer für seine Arbeit auf dem Weg zum neuen Verband. "Ich hatte viel Spaß die Vorstufe mitzugestalten, aber nach den Wahlen gibt es für mich nun keine Funktion mehr für mich. Das ist gut und richtig so", sagte der Ehrenpräsident im Rahmen seiner Abschiedsrede.]
Auch der bisherige HVN-Präsident und neue HNR-Präsident Stefan Butgereit sprach anschließend von einem „geschichtsträchtigen“ Moment: „Dieser Schritt bedeutet vor allem mehr Professionalität für unsere Handballvereine.“ Aus seiner Sicht muss der Handball noch mehr bei Jugendlichen und Schulen verankert werden, wo er immer noch unterrepräsentiert sei. Oberstes Ziel ist Mitgliedergewinnung: „Und das können wir nur durch mehr Professionalität schaffen.“
Helfen soll dabei vor allem die Hauptamtliche Geschäftsstelle in Düsseldorf. „Es wird sich immer mehr dazu entwickeln, dass man als Ehrenamtler eine Art Aufsichtsrat ist und Richtungen vorgibt. Die professionelle Arbeit aber durch Geschäftsstellen geleistet wird und das geht nur über Größe und Synergien“, so Butgereit weiter. Was sich ändern soll: Man will den Vereinen „viel an die Hand geben, um Mitglieder zu gewinnen“. Der neue HNR-Präsident verweist dabei bereits auf erste Erfolge wie die durchgeführte Handball-Mini-WM. Aber auch zur Europameisterschaft im eigenen Land im kommenden Jahr will man verstärkte Präsenz zeigen, zudem im Rahmen des Kibaz-Kindergartenprojekts bereits die Kleinsten für den Sport abholen.
Vervollständigt wird das neue Präsidium durch Frank Steinhaus (Vizepräsident Finanzen, bisher Niederrhein), Michaela Hufschmidt (Vizepräsident Jugend, bisher Niederrhein), Annika Heider (Vizepräsidentin Mitgliedergewinnung, bisher Mittelrhein), Falko Pühler (Vizepräsident Recht, bisher Mittelrhein), Andreas Caris (Vizepräsident Schiedsrichter, bisher Niederrhein), Karl-Walter Marx (Vizepräsident Spieltechnik, bisher Mittelrhein) sowie der Verbandsmanagerin Claudia Rendenbach, die die Geschäftsstelle leitet. Damit sind mit Heider (SSV Overath), Pühler (CVJM Waldbröl) und Marx (CVJM Oberwiehl) gleich drei Handballer aus dem Oberbergischen in dem neuen Gremium vertreten. Mit Finn Jürges (TV Bergneustadt) gehört zudem ein weiterer dem Verbandsspruchausschuss an.
Für die Vereine bedeutete die neue Saison ein Übergangsjahr, in dem man sich qualifizieren muss. Zwar läuft der Spielbetrieb bereits unter dem neuen Verband, doch die Ligenstrukturen können erst zur Saison 2024/25 angepasst werden. Das bislang vierzügige System (Nordrheinliga, Oberliga, Verbandsliga, Landesliga) wird wieder auf ein dreizügiges zurückgefahren. In den Durchführungsbestimmungen für die kommende Spielzeit ist zwar noch von der neuen Oberliga-Nordrhein die Rede, die vierte Liga soll nach einem DHB-Beschluss ab dem 1. April des kommenden Jahres aber bundesweit Regionalliga heißen. Darunter sollen die Oberliga und die Verbandsliga folgen. Bei den Namensbezeichnungen kann es aber noch zu Änderungen durch den DHB kommen, erklärt Marx auf Nachfrage.
Insgesamt werden ab der Saison 2024/25 noch 84 Mannschaften im Männerbereich und 56 Mannschaften im Frauenbereich auf HNR-Ebene spielen. Für die Vereine im Mittelrhein bedeutet dies im Männerbereich, dass sich bis auf den Meister der Nordrheinliga (Aufsteiger zur 3. Liga) sowie die beiden Absteiger (sofern es nicht mehr als einen Drittligaabsteiger gibt) alle Vereine für die neue höchste Klasse qualifizieren werden. Ergänzt werden diese zwölf Vereine durch den letzten Mittelrhein- und den letzten Niederrheinmeister.
Unter der Regionalliga wird es bei den Männern drei HNR-Oberliga-Staffeln mit jeweils 14 Mannschaften geben. Diese 42 Teams werden sich aus den bisherigen Oberligateams sowie den vier besten Mittelrhein-Verbandsligavertretern und den zehn besten Niederrhein-Verbandsligavertretern zusammensetzen. Die restlichen 28 Mannschaften werden in der neuen HNR-Verbandsliga antreten, die aus sechs Staffeln mit jeweils 14 Teams bestehen wird. Um auf die Soll-Zahl von 84 Mannschaften zu kommen, müssen folglich in der neuen Saison 14 Mannschaften (4 aus dem HVM und 10 aus dem HVN) aus den bisherigen fünf Landesliga-Staffeln absteigen.
Damit zudem die zwölf Kreismeister ebenfalls einen Platz im neuen Verband finden, muss es zudem zwölf weitere Absteiger geben. Diese werden laut Durchführungsbestimmungen aber ausschließlich aus dem ehemaligen Niederrhein-Gebiet kommen. Der von vielen HVM-Landesligavereinen befürchtete Massenabstieg bleibt damit aus. Der letzte Spieltag wird übrigens auch in dieser Saison nicht parallel stattfinden. Das sei der Wunsch der Vereine gewesen, sagt Marx.
Bei den Frauen wird es unter der Regionalliga (14 Teams), zwei Oberliga-Staffeln (je 14 Teams) und vier Verbandsliga-Staffeln (je 14 Teams) geben. Auch hier wird in der neuen Verbandsliga der zusätzliche Abstieg durch die Kreismeister durch einen vermehrten Abstieg aus dem ehemaligen Niederrheingebiet kompensiert. Aus der ohnehin nur zehn Teams starken Mittelrhein-Landesliga wird trotzdem die Hälfte aller Teams in die Kreise absteigen müssen.
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