HANDBALL

Handballakademie wird umstrukturiert: VfL will zwei Jahre Entwicklungszeit gewinnen

pn; 22.02.2024, 17:00 Uhr
Fotos: Thomas Wirczikowski ---- Goncalo Miranda (r.) und Jan Schwenzfeier werden sich ab kommender Saison noch intensiver um die Talente der Handballakademie des VfL Gummersbach kümmern.
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Handballakademie wird umstrukturiert: VfL will zwei Jahre Entwicklungszeit gewinnen

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pn; 22.02.2024, 17:00 Uhr
Gummersbach – Der VfL Gummersbach bildet in der Jugend-Bundesliga und der 3. Liga künftig einen großen gemeinsamen Kader – Miranda und Schwenzfeier sollen Bundesligaspieler ausbilden – Miranda wird Co-Trainer im Profiteam – Rokavec verlässt den Verein – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

Das Ziel ist klar definiert: Die Handballakademie des VfL Gummersbach soll in Zukunft deutlich mehr Bundesligaspieler entwickeln, als sie das bislang tut. Um das zu gewährleisten, hat der Handball-Bundesligist am Donnerstagnachmittag Umstrukturierungen im Bereich des Anschlusskaders offiziell bekanntgegeben. Betroffen sind vor allem der U19-Kader in der Jugend-Bundesliga sowie das U23-Team in der 3. Liga Männer. Die Kader werden künftig nicht mehr getrennt, sondern gemeinsam als U20-Kader auflaufen.

 

Wir haben im aktuellen U23-Kader viele Spieler, die jetzt den Sprung in die 2. Liga schaffen und vielleicht mit 24 oder 25 Jahren dann den ganz großen Sprung in die Bundesliga schaffen. Unser Ziel ist es, die Spieler noch früher an den Seniorenbereich heranzuführen, damit wir Bundesligaspieler entwickeln. Aktuell ist der Sprung in unseren Profikader, der sich inzwischen im oberen Bundesligadrittel festgesetzt hat, schlicht zu groß“, sagt Akademieleiter Jörg Bohrmann (Foto: Be.A.Star Productions).

 

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Ziel der Umstrukturierung ist es, dass die Spieler bereits mit 17 und 18 Jahren Verantwortung im Männerbereich in der 3. Liga übernehmen und sich damit noch schneller an das körperliche Niveau gewöhnen müssen. Dabei nimmt es der Verein auch in Kauf, nach zuletzt sehr erfolgreichen Jahren wieder einem dauerhaften Abstiegskampf in der 3. Liga ausgesetzt zu sein. „Wir wollen die Jungs noch schneller heranführen, damit sie länger Zeit haben, den Sprung nach ganz oben zu schaffen“, so Bohrmann, der als positives Beispiel Ole Pregler anführt. „Er hat in jungen Jahren schon zweite und erste Liga gespielt und ist schon jetzt mit 21 Jahren fester Bestandteil des Profikaders.“ Auch bei der Handball-Europameisterschaft hätte man bei vielen Nationen junge Spieler gesehen, die den Schritt in den Profibereich zwei Jahre früher gemacht hätten als dies zuletzt beim VfL Gummersbach der Fall war.

 

Der neue U20-Kader soll in etwa 20 Spieler umfassen, ständig um die talentiertesten Spieler aus der U17 ergänzt werden und eine stetige Doppelbelastung an den Wochenenden durch 3. Liga und Jugend-Bundesliga haben. Um eine optimale Entwicklung zu garantieren, soll künftig ein Trainerduo für das Team verantwortlich sein. Der aktuelle U23-Coach Goncalo Miranda und der U17-Trainer Jan Schwenzfeier werden die Aufgabe gemeinsam managen und haben Verträge bis 2026 unterschrieben. Miranda wird zudem wie von OA vor einigen Wochen bereits vermeldet Nachfolger von Co-Trainer Anel Mahmutefendic im Profiteam von Gudjon Valur Sigurdsson. Der Vertrag des aktuellen U19-Trainer Davor Rokavec wird dagegen nicht verlängert. „Das ist keine Entscheidung gegen Davor, der hier zwei Jahre lang hervorragende Arbeit geleistet hat, sondern eine Entscheidung für Goncalo und Jan“, sagt Bohrmann, der auch die Entwicklung von jungen Trainertalenten wie Schwenzfeier im Fokus sieht.

 

Bohrmann bestätigte gegenüber Oberberg-Aktuell zudem, dass die Gerüchte stimmen, wonach nahezu der komplette Kader der erfolgreichen Drittligamannschaft nach der Saison den Verein verlassen wird. Lediglich Mykola Protsiuk soll auch kommende Saison das VfL-Trikot weitertragen. Der zuletzt eigentlich noch in Gummersbach gehandelte Giacomo Hrovatin werde dagegen in die 1. Liga in Slowenien wechseln.

 

Aus Bohrmanns Sicht wird das neue U20-Team vor allem im athletischen Bereich noch mehr gefordert werden: „Wir versuchen den Schritt in den Männerhandball um zwei Jahre zu verkürzen. In Skandinavien sieht man, dass die Körperlichkeit eine immer größere Rolle spielt. Zudem muss man als A-Jugendlicher in der 3. Liga schon viel früher eine ganz andere Spielintelligenz entwickeln. Unser Sport wird immer schneller, sodass die Spieler zunehmend athletischer werden müssen“ Wie das aussehen kann, zeige aktuell das Beispiel Hannover-Burgdorf. Bundestrainer Alfred Gislason hatte bei der EM gleich drei junge Spieler der Recken in seinen Kader berufen.

 

Wie die Handballakademie künftig unterhalb der U20 aufgebaut sein wird, steht noch nicht endgültig fest. „In der B- und C-Jugend befinden wir uns noch in einem Findungsprozess“, sagt der Akademieleiter. Das umfasse auch die Postion des Trainers der U17, wo sich der Verein in guten Gesprächen befinde. Künftig ist auch eine zweite U17-Mannschaft unterhalb der zur kommenden Saison neugeschaffenen B-Jugend-Bundesliga auf Nordrheinliga-Ebene geplant. Aus Bohrmanns Sicht sinnvolle Ergänzung, sofern die Kaderzahlen dies möglich machen: „Nicht jeder Spieler schafft sofort den Sprung in die B-Jugend-Bundesliga. Das Ziel muss es daher sein mit einer zweiten Mannschaft gegen körperlich starke Mannschaft auf der höchsten Ebene darunter anzutreten.“ Den Eltern der Akademiespieler hat man in den vergangenen Wochen die Pläne bereits vorgestellt.

 

Goncalo Miranda freut sich bereits auf die neuen Aufgaben: „Ich bin wirklich stolz und dankbar für Goggis Vertrauen und weiß, dass es eine große Verantwortung ist, aber ich habe in den letzten Jahren von Goggi und seinem Trainerteam viel gelernt und werde mein Bestes für den Verein und die Mannschaft geben.“ Mit Jan Schwenzfeier will er eine „Verbindung von der Akademie zur ersten Mannschaft herstellen“: „Ich bin sicher, dass wir gemeinsam mit dem gesamten Team jungen Spielern dabei helfen werden, gute und professionelle Handballspieler zu werden.“ Sigurdsson lobt die Arbeit des 30-jährigen Portugiesen, der schon seit zwei Jahren bei fast jeder Trainingseinheit Aufgaben übernimmt: „Er ist ein sehr talentierter Trainer, der noch jung und lernfähig ist, aber auch schon eine große Erfahrung besitzt.“

 

Auch Schwenzfeier, der bereits seit 2019 Trainer der Handballakademie ist, das Team vergangene Saison bis ins Halbfinale der Deutschen B-Jugend-Meisterschaft führte und seit 2022 auch den Data- und Performance-Bereich des Bundesligateams verantwortet, freut sich auf die Aufgabe. „Als junger Trainer befinde ich mich in der Zusammenarbeit mit Goggi, Goncalo und Jörg in einem optimalen Entwicklungsumfeld. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem neuen Konzept unsere Spieler im Anschlussbereich noch besser in Richtung Hochleistungssport entwickeln können.“

 

Bohrmann ist überzeugt vom Erfolg der Umstrukturierungen: „Ich freue mich unglaublich, mit Goncalo und Jan zwei solche Trainer hier zu haben, die auch Angebote von anderen Vereinen hatten. Aber wir haben hier noch ganz schön viel vor und es gibt noch viele Dinge zu verbessern.“

 

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