HANDBALL

„Für Erfolg muss man Extrameilen machen“

pn; 15.02.2020, 08:00 Uhr
Fotos: Sportfotoseisenach.de --- Markus Krauthoff-Murfuni lebt für den Handball.
HANDBALL

„Für Erfolg muss man Extrameilen machen“

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pn; 15.02.2020, 08:00 Uhr
Oberberg - Im Gespräch mit Oberberg-Aktuell spricht Markus Krauthoff-Murfuni über seine Arbeit beim ThSV Eisenach, den TuS Derschlag und seine Zukunft.

Von Peter Notbohm

 

Sein Herz hängt immer noch am Oberbergischen. „Das ist nicht nur meine handballerische Heimat, meine Frau und meine Tochter leben weiter dort – einfach alles, was mir wichtig ist“, sagt Markus Krauthoff-Murfuni. Knapp ein halbes Jahr ist es mittlerweile her, dass der 43-Jährige sein Amt als Jugendkoordinator des TuS Derschlag aufgab und dem Werben des ThSV Eisenach erlegen ist, dort Co-Trainer von Sead Hasanfendic in der 2. Liga zu werden. Seitdem pendelt der Handball-Verrückte zwischen seiner beruflichen Wahl- und seiner Herzensheimat. In der Wartburgstadt, die sechstgrößte Stadt des ostdeutschen Bundeslandes, hat er eine kleine Wohnung, nutzt aber jede Gelegenheit die Familie zu besuchen – häufig in Fahrgemeinschaft mit seinem Chef, der kroatischen Trainerlegende, der ebenfalls ein Haus im Oberbergischen besitzt.

 

„Wir können vieles im Auto besprechen, sodass ich den Kopf zu Hause frei habe“, erzählt der Familienvater, der froh ist, dass die Strecke nach knapp zweieinhalb Stunden bewältigt ist, sodass er nahezu wöchentlich seine Tochter und seine Frau sehen kann. Während seiner Station in der Schweiz sei dies unmöglich gewesen. Über zu wenig Arbeit kann er sich aber auch bei seinem neuen Arbeitgeber wahrlich nicht beschweren. Denn neben dem Job als Co-Trainer hat „Kraudi“, wie er eigentlich von jedem gerufen wird, auch in Eisenach den Job des Nachwuchskoordinators übernommen – ein Fulltime-Job.

 

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Knapp 70 Prozent seiner Zeit arbeitet er Sead Hasanefendic zu, ist insbesondere für die Videoanalyse der kommenden Gegner zuständig und fungiert als Bindeglied zur Mannschaft, die restlichen 30 Prozent investiert er – wie schon beim TuS Derschlag - mit viel Herzblut in die Jugendarbeit des Vereins. „Ich bin eigentlich den ganzen Tag in der Halle“, sagt er mit einem Schmunzeln. Mitte Januar erhielt der gerade erst aus der 3. Liga zurückgekehrte Traditionsverein das Jugendzertrifikat der Handball-Bundesliga. Hier konnte Krauthoff-Murfuni zwar auf bestehende Konzepte und Strukturen zurückgreifen, dennoch waren noch mehrere Fortbildungen und Trainermaßnahmen zu organisieren.

 

Frischen Wind brachte er dagegen in den Bereich der „jüngsten Handballer“. Denn Grundlagenarbeit gehörte schon immer zu seinem Credo: „Ich erzähle das nicht nur, ich will das auch sehen. Für Erfolg muss man auch Extrameilen machen.“ Während der Mini-Handball im Oberbergischen geradezu boome und strukturiert aufgestellt sei, genieße er in Thüringen nicht annähernd diesen Status. Handball-AGs in Schulen werden zwar angeboten, „aber in Kindergärten ist hier noch niemand gegangen“, sagt Krauthoff-Murfuni, „dabei sind die Jüngsten das Fundament unserer Sportart. Das muss aufrechterhalten werden.“

 

[Krauthoff-Murfuni mit ThSV-Manager René Witte.]

 

Sportlich könnte es für den früheren Bundesligisten dagegen kaum besser laufen. Nachdem der Betriebsunfall 3. Liga innerhalb einer Saison schnell behoben war, spielten die Ostdeutschen eine überragende Hinrunde, besiegten in eigener Halle unter anderem die Spitzenteams aus Hamm und Essen. Mit der 25:30-Niederlage in Gummersbach Mitte Dezember erlitt der Aufsteiger zwar eine kleine sportliche Delle zum Ende der Hinserie, nach dem Sieg zuletzt über Bayer Dormagen beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsränge aber weiter satte acht Punkte und kann am heutigen Samstag beim Tabellen-16, der HSG Konstanz, ausgebaut werden. Sich auf diesem Polster auszuruhen, ist aber nicht die Sache von Krauthoff-Murfuni: „In dieser ausgeglichenen Liga kann alles sehr schnell gehen. Damit muss man leben und auch umgehen.“ Der Klassenerhalt bleibt das erklärte Ziel, mit insgesamt zehn Auswärtsspielen in der Rückrunde, habe das Team noch ein dickes Brett zu bohren.

 

Aber auch den TuS Derschlag, wo seine Tochter in der E-Jugend spielt, beobachtet der 43-Jährige aus der Ferne immer noch. Zuletzt war er beim DHB-Amateurpokal-Achtelfinale gegen die HSG Werratal 05 am Epelberg. „Ich bin gerne dort vor Ort und verfolge den Verein“, war Krauthoff-Murfuni froh, dass mit Rainer Jäckel jemand gefunden wurde, der seine Arbeit im Nachwuchsbereich in beratender Rolle fortsetzt. „Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie viele Kinder dort spielen und sich entwickeln.“ Einen sorgenvollen Blick richtet er dagegen auf das Flaggschiff des Vereins: „Das ist nach Außen das Aushängeschild und ich hoffe, dass auch kommende Saison ein leistungsfähiger Kader zur Verfügung steht.“

 

 

Akribisch beschäftigt sich Krauthoff-Murfuni aber auch mit seiner eigenen Zukunft. Ob er irgendwann einmal selbst Cheftrainer sein will? „Natürlich will ich irgendwann in vorderster Front stehen und gewisse Entscheidungen selbst treffen“, antwortet er auf diese Frage. Erfahrungen habe er während seiner Karriere als Spieler und Co-Trainer von seinen vielen Trainern - von Markus Baur über Lars Walter - wie ein Schwamm aufgesaugt: „Ich habe vieles mitgenommen, aber auch vieles liegen lassen und immer versucht, das Beste rauszuholen.“ Bevor er eines Tages aber selbst die Chefrolle übernimmt, genießt er die Arbeit mit Hasanefendic, „schließlich ist Sead einer der erfahrensten Trainer der Welt.“

 

KOMMENTARE

1

Der Zeitpunkt des Gespräches mit OA ist schon interessant, gerade jetzt wo die Trainersuche beim VFL im Gange ist ........ OA bei der Trainersuche eng eingebunden ?

EinSchelm, 15.02.2020, 15:17 Uhr
2

Trainersuche des VFL wird unterstützt durch Oberberg-Aktuell

Reiner Schreiner, 15.02.2020, 15:57 Uhr
3

Bitte bleib da, wo du bist !

Peter , 16.02.2020, 02:53 Uhr
0 von 800 Zeichen
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