HANDBALL
Neue Handball-Ligen: Viel Vorfreude, aber auch Verwunderung
Oberberg – In Nümbrecht wundert man sich über die Eingruppierung der neuen Oberliga-Staffeln – Trainer Seinsche spricht angesichts einer sportlichen Hammer-Staffel von einem „Geschmäckle“.
Von Peter Notbohm
Neue Spielklassen, neue Namen und neue Gegner. Wenn in zwei Monaten für die oberbergischen Handballer am 7. September die neue Saison startet, wird es einige gravierende Veränderungen geben. Durch die Fusion der beiden Handballverbände Mittelrhein und Niederrhein zum Handballverband Nordrhein (HNR/OA berichtete) wird es eine neue Ligeneinteilung geben. Für viele Mannschaften bedeutet dies neue Gegner und deutlich kürzere Strecken.
Die Neueinteilung stößt allerdings nicht bei allen Vereinen auf Gegenliebe. Vor allem beim SSV Nümbrecht staunte man nicht schlecht über die neuen Oberliga-Staffeln. Männer-Trainer Manuel Seinsche spricht von „fehlender Transparenz“ seitens des Verbandes und dem „Geschmäckle einer absoluten Hammergruppe“. Auch Frauen-Trainerin Martina Duckart (Foto) wundert sich, dass ihr Team in einer reinen „HVM-Staffel“ spielt und damit weiterhin ins 130 Kilometer entfernte Merkstein reisen muss, während der Kreisnachbar SV Wipperfürth mit seiner Mannschaft in einer anderen Staffel landete. „Wir haben uns schon ein wenig gewundert, dass bei den Männern so viel anders eingeteilt wurde“, sagt Duckart.
„Wir haben uns bei der Einteilung an den Kilometergrenzen orientiert, auch wenn es natürlich weiterhin Härtefälle geben wird“, erklärt Karl-Walter Marx, HNR-Vizepräsident Spieltechnik. Auf Ergebnisse aus der Vorsaison habe man dabei weniger Rücksicht genommen. Bei den Frauen habe die Einteilung in dieser Form „so am besten gespannt“. Künftig werden nach dem DHB-Beschluss bundesweit alle vierten Ligen als Regionalliga geführt. Darunter folgen Oberliga und Verbandsliga mit mehreren Staffeln. Die Landesliga wird es im Nordrheingebiet ab der kommenden Saison nicht mehr geben. Auf Kreisebene folgen stattdessen die sogenannten Regionsoberligen und Regionsligen.
In der Regionalliga wird es weiterhin einen Aufsteiger in die 3.Liga geben. Drei Teams steigen künftig in die Oberliga ab. Die Meister der drei Oberliga-Staffeln erhalten künftig ein Startrecht in der Regionalliga, zwei Teams aus jeder Staffel müssen absteigen. Ähnlich verhält es sich bei den Männern in der Verbandsliga: Auch hier steigen die sechs Staffel-Sieger auf, während jeweils zwei Teams in die zwölf Kreise absteigen müssen. Vereine, die diese Saison in einer Staffel eingeteilt wurden, können in der nachfolgenden Saison auch in einer anderen Staffel eingruppiert werden. Die Durchführungsbestimmungen wurden noch nicht veröffentlicht.
Im Frauen-Bereich gibt es bereits zum jetzigen Zeitpunkt vier Rückzüge (drei in der Oberliga, einen in der Verbandsliga). Bei den Männern gibt es mit dem HSV Bocklemünd zudem einen Verein, der eigentlich am 28. Oktober des vergangenen Jahres sein Team aus dem Spielbetrieb abgemeldet hatte, nun aber doch ein Startrecht in einer der Verbandsliga-Staffeln erhält. Nachdem kein HVM-Vertreter aus der Nordrheinliga abgestiegen ist, die neugegründete Spielgemeinschaft Wölfe Voreifel (ehemals TV Rheinbach und SG Ollheim/Straßfeld) nur noch zwei ihrer drei möglichen Startplätze wahrnimmt und aus der oberbergischen Kreisliga kein Verein bereit war, aufzusteigen (OA berichtete), musste der Verband kreativ werden. Bocklemünd signalisierte in Gesprächen, das Startrecht wahrnehmen zu wollen, eine Relegation der Kreisliga-Zweiten konnte damit umgangen werden.
Extrem gespannt ist Nümbrechts Coach Manuel Seinsche (Foto) auf die kommende Saison. In der Oberliga Gruppe 2 treffen die SSV-Handballer mit den HBD Löwen Oberberg, dem Pulheimer SC, dem Longericher SC II, dem LTV Wuppertal, Mettmann-Sport, dem TuS Lintorf auf gleich mehrere Spitzenteams der letztjährigen, HVM- und HVN-Oberliga-Staffeln. Dazu kommt mit der SG Langenfeld ein Absteiger aus der Regionalliga. „Diese Gruppe sticht im Vergleich zu den anderen beiden sportlich total hervor. Wer sich hier durchsetzt, ist auf jeden Fall bereit für das Abenteuer Regionalliga“, sagt er. Verwundert ist auch, weil bei den Frauen vollkommen anders eingeteilt wurde. Eine Prognose wagt er sich angesichts dieser „Todes-Staffel“ nicht: „Natürlich wollen wir uns verbessern und lange oben mitmischen, aber dafür darf sich kein Leistungsträger verletzen.“
Entspannter sieht Löwen-Trainer Maik Thiele (Foto) die Staffeleinteilungen in der Oberliga, auch wenn er ebenfalls anmerkt, „dass wir wohl in die stärkste der drei Gruppen gerutscht sind“. Mit der Vorbereitung auf die neue Saison haben seine Handballer bereits Anfang Juni begonnen. Überraschend mit dabei: Marc Erlinghagen, der nun doch weiter im Löwen-Trikot auflaufen wird. Richtig einzuschätzen weiß Thiele die neue Liga noch nicht: „Das wäre ein Schuss ins Blaue. Aber mir sind starke Gegner ohnehin lieber, weil es immer besser ist, wenn man ans Leistungslimit gehen muss.“ Einziger Wermutstropfen aus Löwen-Sicht: Der Wunschgegner seiner Spieler („Meine Jungs hätten gerne gegen den 1. FC Köln gespielt und Trikots getauscht“) ist in einer anderen Staffel gelandet.
Vorfreude herrscht aber auch bei den oberbergischen Verbandsligisten. Oberwiehls neuer Coach Christian Schüttenhelm freut sich, dass durch die Ligenreform die langen Fahrten nach Aachen weggefallen sind. Als Favoriten auf den Titel sieht er Gelpe/Strombach II und Jahn Köln-Wahn. Sein Team erwartet er im oberen Mittelfeld und rechnet mit einer ausgeglichenen Verbandsliga Gruppe 4: „Wir werden durch die Abgänge ein bisschen umbauen müssen.“
[Rotation ist bei den oberbergischen Verbandsligateams angesagt. Nur Daniel Rodriguez (r.) bleibt seinem Team erhalten. Mit Christian Schüttenhelm (l.) und Bastian Schneider übernehmen in Oberwiehl und Nümbrecht zwei Neulinge.]
Auch Nümbrechts Neutrainer Bastian Schneider freut sich über kürzere Reisezeiten, will den Fokus zunächst aber gar nicht auf die Tabelle legen: „Für mich steht zunächst die Weiterentwicklung unserer Spieler im Vordergrund.“ Er plant ein junges Team aufzubauen, das mit einem neuen Konzept einen anderen Handball als zuletzt spielen soll. Dafür hat er seinen Spielern nach dem Saisonende nur anderthalb Wochen Pause gegeben. „Wichtig ist, dass wir eine Einheit werden.“
Daniel Rodriguez und die Handballer des HC Gelpe/Strombach II haben den knapp verpassten Oberligaaufstieg (am Ende entschied über Platz fünf der direkte Vergleich mit dem punktgleichen Polizei SV Köln) inzwischen abgehakt und will einen neuen Anlauf starten. „Wir treffen auf viele bekannte Gesichter in unserer Staffel.“ Einzige echte Neulinge sind die SG Langenfeld II und der ATV Hückeswagen. Vor allem auf das dazugewonnene Derby gegen die Schlossstädter freut sich Rodriguez, hätte sich mit der HSG Rade/Herbeck aber noch ein weiteres oberbergisches Derby gewünscht. „Die Stärke unserer Staffel ist in Ordnung, schauen wir mal, was möglich ist.“
KOMMENTARE
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
ARTIKEL TEILEN