HANDBALL

NEVER STOP mit Paul Drux: "Man kann immer Chancen finden und suchen. Und das sollte man auch”

EXTERNER BEITRAG; 22.03.2025, 13:00 Uhr
Foto: Mhoch4.
HANDBALL

NEVER STOP mit Paul Drux: "Man kann immer Chancen finden und suchen. Und das sollte man auch”

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EXTERNER BEITRAG; 22.03.2025, 13:00 Uhr
Oberberg - NEVER STOP, die Doku-Serie der Handball-Bundesliga, in Zusammenarbeit mit Dyn, zeichnet anhand von Interviews, Kinder- und Jugendfotos die Karriere von Paul Drux nach (MIT VIDEO).

Von Björn Pazen

 

Es gibt wenige Handballer, nach denen zu Lebzeiten ein Rennpferd
benannt wurde. Paul Drux wurde diese Ehre zuteil. „Drux the King“ heißt das schnelle Pferd, das dem Namensgeber und seinem Förderer Bob Hanning gemeinsam gehört. Seit Oktober 2024 hat der 127-fache Nationalspieler, eines der prägenden Gesichter der Füchse Berlin, (leider) mehr Zeit für die Rennbahn. Drux musste mit 29 Jahren seine sportliche Karriere nach mehreren schweren Verletzungen außerplanmäßig beenden. Beeindruckend ist nicht nur sein Karriereweg, sondern auch sein Umgang damit.


Wie alles bei Paul Drux Zuhause in Marienheide begann, wie sein Weg über Gummersbach bereits als 16-Jähriger in die Hauptstadt führte und welche Pläne er für die Zukunft hat, das berichtet Paul Drux in der aktuellen Folge von „NEVER STOP – vom ersten Wurf bis zur Weltspitze“.

 

Die Doku-Serie der Handball-Bundesliga GmbH, in Zusammenarbeit mit Dyn, zeichnet anhand von Interviews, Kinder- und Jugendfotos sowie mit teilweise bisher unveröffentlichtem Filmmaterial Karrierewege von Handballprofis in der HBL nach, denen es gelungen ist, aus einen Kindheitstraum und einer Leidenschaft von Kindesbeinen an, einen handfesten Beruf zu machen.  In der aktuellen Folge 8 kommen unter anderem Weggefährten wie Fabian Wiede, Stefan Kretzschmar und Bob Hanning, aber auch die ersten Jugendtrainerinnen von Drux zu Wort, die verhinderten, dass der junge Paul frühzeitig mit dem Handball aufhörte.

 

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Zweimal stand Paul Drux bei Olympischen Sommerspielen für Deutschland auf dem Handballfeld, gewann 2016 in Rio de Janeiro Bronze und belegte in Tokio 2021 Platz 7. Die Europameisterschaft 2016, hier war Drux fest eingeplant, verpasste er aufgrund einer Schulterverletzung, das deutsche Team gewann in Polen den Titel. Im selben Jahr gewann er nach seinem Comeback mit den Füchsen Berlin die Vereinsweltmeisterschaft.

 

In den Jahren zuvor hatte er an der Seite von Fabian Wiede Gold bei der U18-EM und der U-20-EM gewonnen. Mit den Füchsen Berlin wurde er 2014 DHB-Pokalsieger, gewann zweimal den EHF-Pokal (2015, 2018), einmal die European League (2023), lief 272 Mal in der Bundesliga im Füchse-Trikot auf und erzielte dabei 628 Tore.

 

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Dass Paul Drux beim Handball landete, lag in der Familie: Schon sein Vater Mathias hatte beim SSV Marienheide gespielt, auch sein Großvater und seine Großmutter waren Handballer. Also fing auch er dort an: „Ich bin mit den Kumpels immer mit dem Fahrrad hingefahren. Und wir haben uns dann da getroffen und ein bisschen Handball trainiert“, blickt Drux zurück. Seine Mutter Andrea nennt einen eher pragmatischen Grund für die Wahl der Sportart: „Wenn man in Marienheide wohnt, geht man entweder zum Fußball oder zum Handball. Und auf dem Fußballfeld war es mir als Mutter einfach zu kalt.“


Mit zwölf Jahren wechselte Drux ins benachbarte Gummersbach – aber vorher hätte er fast die Lust am Handball verloren: Bei einem Heimspiel der SSV-Jugend lag sein Team zur Pause deutlich hinten, „weil die Jungs alle schlecht gespielt haben,“ wie sich seine erste Trainerin Sanne Giebeler erinnert: „Und dann sind wir in die Kabine und Paul saß da: Schuhe aus, Hose aus und sagt: Ich spiele kein Handball mehr. Nein, ich kann das nicht. Ich habe dann auf Paul eingeredet, dass wir ihn brauchen, dass wir ohne ihn überhaupt nicht mehr gewinnen könnten und, und, und.“


Dieser Zuspruch zeigte Wirkung, denn Paul machte weiter – und wie: „Manch einer hat Talent und schafft es nicht, weil er nicht alles gibt. Aber Paul, der wollte und ist dann auch beizeiten flügge geworden“, sagt Silke Schreiber, seine damalige Trainerin: „Von Marienheide nach Gummersbach ist es jetzt nicht so weit gewesen, aber in dem Alter dann nach Berlin zu gehen ist nicht so einfach.“


Denn schon mit 14 Jahren war Paul Drux auf dem Radar der Füchse, mit 16 folgte er dem Ruf von Bob Hanning – auch sein Vater befürwortete den großen Schritt in die Hauptstadt. „Das war natürlich ein Riesenschritt, nicht nur für mich, auch für meine Familie. Ich habe echt viel Mut gebraucht. Mein Vater hat mir aufgezeigt, was das für einen Mehrwert bringen würde. Meine Mutter war natürlich todtraurig, als ich dann gefahren bin. Ich kann das heute nachempfinden, was das bedeutet, das erste Kind aus dem Haus gehen zu lassen - 600 Kilometer weg.“


In Berlin lernte er seinen Kumpel fürs Leben kennen: Fabian Wiede. Beide spielten nicht nur zusammen im Füchse-Nachwuchs, sondern drückten gemeinsam die Schulbank, machten ihr Abitur zusammen, lebten im gleichen Internat. „Natürlich haben wir uns extrem gefreut, dass wir dieses Privileg haben, hier in diesem Club trainieren und spielen zu dürfen. Aber bei Paul und mir war der Druck extrem groß, weil Bob damals schon extrem viel von uns gehalten hat und extrem viel auf uns gesetzt hat“, sagt Wiede: „Aber man hat auch gesehen, dass wir in jungen Jahren auch die Leader waren in der Mannschaft.“


Ohne dieses Duo aus dem eigenen Nachwuchs wäre der Aufstieg der Füchse kaum denkbar gewesen. „Paul ist Teil der DNA dieses Clubs. Er ist neben Fabian Wiede die Integrationsfigur dieses Vereins. Paul hat von der Jugend bis zu den Profis alle Stationen bei uns durchlaufen und ist immer bei uns geblieben. Stars wie Mathias Gidsel, Mijajlo Marsenic oder Dejan Milosavljev würden hier nicht spielen, wenn es Paul und Fabi nicht geben würde“, verdeutlicht Bob Hanning.


Auch deswegen blieb Drux während seiner gesamten Karriere ein Fuchs: „Ich habe nie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, die Liga oder auch die Füchse zu verlassen. Natürlich stellt man sich auch mal vor, wie ist es, da zu spielen, wo am Meer die Sonne scheint, wo es gefühlt 15 Grad mehr sind als hier. Auf der anderen Seite wusste ich immer, was ich an Berlin habe.“


Sportlich und privat liebt er die deutsche Hauptstadt, dort, wo er auch seine Frau Linda kennenlernte, mit der zwei Töchter hat. Und natürlich seinen Klub: „Die Füchse bedeuten mir vor allem Sicherheit. Ich habe mich hier von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. Ich habe ganz viele tolle Menschen kennengelernt, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie für diese Sache hier brennen. Diese Erfahrungen, die mir dieser Club und diese Sportart gegeben haben, sind mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.“


Zu eben diesen Erfahrungen gehören allerdings schon früh schwere Verletzungen, die Paul Drux mehrfach längere Zeit außer Gefecht setzen. Im Herbst 2024 trifft er dann gemeinsam mit dem Verein und den Ärzten die schwere Entscheidung, seine Karriere zu beenden. „Ich glaube, ich kann das ganz gut abschütteln. Aber wenn ich mal alleine bin oder wenn ich wirklich drüber nachdenke, dann tut einem das schon sehr, sehr weh. Richtig realisiert habe ich alles, als ich meine Große ins Bett gebracht
und gemerkt habe: Okay, sie wird das nicht mehr erleben, dass ich Handball spiele und die Kleine wird das sowieso nie sehen. Das war ein harter Moment.“


Aber die Füchse-Familie steht auch in einem solchen Fall zusammen: „Ich glaube, dass es diesen Club auszeichnet, dass Verantwortung übernommen wird. Auch bei Spielern, die schwere Schicksale erleiden müssen“, sagt Sportdirektor Stefan Kretzschmar – und für ihn ist klar, dass Paul Drux auch in Zukunft den Weg der Füchse mitgestalten wird: „Wenn man so eine Identifikationsfigur hat, dann macht es hochgradig Sinn ihn weiter an den Club zu binden. Ich hoffe, dass er in den nächsten Jahren hier eine wichtige Rolle spielen wird, auch nach seiner Karriere.“


Diese Überzeugung teilt auch Bob Hanning: „Ich habe irgendwann in jungen Jahren gesagt, das ist unser Karabatic, und das habe ich damals wirklich ernst gemeint. Aber das Leben macht nicht immer das, was man will. Und ich habe schon damals gesagt, mein Traum wäre, dass er mein Nachfolger wird. Und dazu stehe ich genauso wie ich es am ersten Tag getan habe, aber ich hätte volles Verständnis, wenn er sich das nicht auch antun will.“


Ob es Hannings Nachfolge sein wird, oder nicht – eines ist für Paul Drux klar: „Ich strebe auf jeden Fall eine Karriere im Sport, hoffentlich im Handball, an. Ich kann es mir tatsächlich ohne dieses Umfeld schwierig vorstellen.

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