HANDBALL

Starker VfL unterliegt abgezocktem THW

uk; 02.04.2023, 20:38 Uhr
Fotos: Thomas Wirczikowski --- Tom Jansen wird von der Kieler Abwehr hart bearbeitet.
HANDBALL

Starker VfL unterliegt abgezocktem THW

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uk; 02.04.2023, 20:38 Uhr
Gummersbach - Überraschung gegen den Rekordmeister aus Kiel war möglich - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Uli Klein

 

Die Zutaten für ein knackiges Handballspiel waren geradezu perfekt: Hier die Gastgeber, die erst am vergangenen Donnerstag ein starkes Stück in Leipzig abgeliefert und zwei Punkte aus der Messestadt mitgebracht hatten. Dort der deutsche Rekordmeister, der nach Minuspunkten inzwischen wieder Branchenführer in der nationalen Eliteliga ist. Man durfte also richtig gespannt sein auf das Traditionsduell zwischen den Oberbergischen und den abgezockten Champions von der Förde.

 

Und die 60 Minuten in der SCHWALBE arena hielten tatsächlich, was sich Besucher und Experten im Vorfeld des Matches versprochen hatte. Am Ende setzte sich der Favorit aus dem Norden durch, doch trotz der 26:30-Niederlage bestätigten auch die Gastgeber, dass sie eine absolute Bereicherung für die nationale Eliteliga sind.

 

[Ellidi  Vidarsson erzielte vier Treffer, bevor er Rot kassierte.]

 

VfL Gummersbach - THW Kiel 26:30 (10:12).

 

In Minute 45 hat Gudjon Valur Sigurdsson die Faxen endgültig dicke. Gerade hat VfL-Kreisläufer Ellidi  Vidarsson die dritte Zeitstrafe und als deren Konsequenz die Rote Karte gesehen, da muss sich der VfL-Trainer Luft machen. „Goggi“ verzichtet freilich auf schäumende Mimik oder unzweideutige Gesten. Vielmehr schlägt der VfL-Trainer die feine Klinge der Ironie. "Jungs, ihr wisst jetzt, was der THW-Bonus ist", sagt er und schiebt süffisant einen Rat nach: "Genießt es!"

 

Ob seine schwitzende Belegschaft dieser Empfehlung nachkam, schien indes doch eher ein wenig zweifelhaft. Allzu überfordert kam das schwäbische Unparteiischen-Duo Brodbeck/Reich (Metzingen) daher und spielte doch eine Hauptrolle in einer Partie, die sämtliche Limits der Intensität sprengte und überragende Unterhaltung bot.

 

[Die Teams schenkten sich nichts.]

 

Es war in der Tat ein grandioser Handballnachmittag, den die 4.132 Gäste in der wieder mal ausverkauften Arena durchleben durften. Die Hausherren zeigten nach dem erfreulichen Auswärtssieg in Leipzig nämlich auch am Sonntag keinerlei Respekt vor den "großen Tieren" aus dem Norden. Im Gegenteil: Mit einer unglaublich beweglich-giftigen Defensive, in der sich vor allem Tom Kiesler mit schnellen Beinen und fixen Händen als Zerstörer zahlloser THW-Vorhaben hervortat sowie einem famosen Tibor Ivanisevic im Kasten raubte man den prominenten Gästen förmlich die Lust am Torwurf, sodass die 8:3-Führung nach 18 Minuten nicht wirklich überraschen konnte.

 

Aber der THW reagierte im Stile eines chronischen Serienmeisters. Kiel schüttelte sich, Coach Filip Jicha gestikulierte und ordnete die Dinge neu. Und tatsächlich: Das Drücken der Reset-Taste brachte aus Perspektive der Gäste den erhofften Umschwung. Die blauweißen Angreifer scheiterten in den folgenden Minuten allzu oft an THW-Keeper und Welthandballer Niklas Landin oder man malträtierte gleich dreimal in Serie den Kieler Pfosten. Der Serienmeister ließ sich nicht zweimal bitten und nutzte die Gummersbacher Versäumnisse zu einem 0:8-Lauf. Letztendlich ging es mit einem 10:12 zugunsten der Gäste in die Pause.

 

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Auch nach Wiederbeginn setzte sich das zähe Ringen um kleinste Vorteile fort. Der THW wusste inzwischen, dass er es mit einem ernstzunehmenden Gegner zu tun hatte und der von den Rängen frenetisch unterstützte VfL fightete als gäbe es kein Morgen mehr.

 

[16 Paraden von Tibor Ivanisevic reichten dem VfL nicht zu einer Überraschung.]

 

Bis zum 19:20 war keineswegs absehbar, welches der beiden Teams die Halle als Sieger verlassen würde. Als dann aber Vidarsson und Miro Schluroff binnen 186 Sekunden jeweils die Rot nach der dritten Zeitstrafe kassierten, war`s um die Hallenherren geschehen. Kiel spielte nun sowohl seine individuelle Klasse als auch den Vorteil einer erstklassig besetzten Bank aus und konnte die beiden Zähler über die Stationen 22:27 (54.) und 24:29 (57.) durchaus nicht unverdient einfahren.

 

[Stepan Zeman war zweimal erfolgreich.]

 

Sigurdssons Fazit: "Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft, was wir geleistet haben und wie wir gedeckt haben. Das hat unser bisheriges Niveau noch einmal übertroffen, weil es einfach Kiel war. Tibor war überragend. Am Ende der ersten Hälfte war es schwer für uns, wenn die Kräfte nachlassen und wir nicht mehr mit voller Intensität in die Zweikämpfe gehen. Und auch beim THW steht natürlich überragender Torhüter zwischen den Pfosten."

 

Gummersbach: Tibor Ivanisevic (16 Paraden), Fabian Norsten (n.e.); Lukas Blohme (5/2), Julian Köster (2), Tom Jansen, Ellidi Vidarsson (4), Ole Pregler (4), Hakon Styrmisson (1), Stepan Zeman (2), Miro Schluroff (1), Mathis Häseler (2), Jonas Stüber, Fynn Schroven (2/1), Paul Ohl, Tom Kiesler (1), Tilen Kodrin (2)

 

Kiel: N. Landin (16 Paraden), Mrkva (ab 56./2 Paraden); Duvnjak (1), Sagosen (4), Reinkind (2), Landin (1), Överby (1), Wiencek, Ekberg (7/3), Johansson, Fraatz, Dahmke (1), Zarabec, Bilyk (6), Pekeler (5), Weinhold (2).

 

Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck/Simon Reich

 

Zeitstrafen: 12:12 Minuten (3x Vidarsson und Schluroff (jeweils Rot) - N. Landin, Överby, Johansson, Pekeler, Ekberg, Jicha).

 

Siebenmeter: 5/3 - 7/3 (Köster scheitert an N. Landin, Blohme scheitert an Mrkva - Ekberg scheitert 2x an Ivanisevic, 1 x vorbei, Sagosen scheitert a. Ivanisevic).

 

Zuschauer: 4.132

 

Ergebnisse und Tabelle

 

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