HANDBALL

Mappes ohne Nerven: VfL rettet einen Punkt

pn; 09.10.2022, 20:45 Uhr
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Foto: Thomas Wirczikowski ---- Dominik Mappes erzielte wenige Sekunden vor dem Ende den 36:36-Ausgleich. Der finale Leipziger Freiwurf verendete nur noch im Innenblock.
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Mappes ohne Nerven: VfL rettet einen Punkt

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pn; 09.10.2022, 20:45 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach verspielt erneut eine klare Führung und muss sich gegen den SC DHfK Leipzig mit einem 36:36-Remis begnügen - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach - SC DHfK Leipzig 36:36 (21:19).

 

Nicht nur VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson saß zunächst gedankenversunken bei der Pressekonferenz nach dem Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig, auch seine Handballer mussten 60 intensive Minuten zunächst einmal verarbeiten und sich entscheiden, wie man dieses 36:36-Remis bewerten soll.

 

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["Mit dem Saisonstart können wir als Aufsteiger zufrieden sein, als Spieler hätte ich aber gerne jedes Spiel gewonnen", fasst Tom Jansen die 9:5-Auftaktpunkte zusammen.]

 

Den analytischsten Ansatz fand Dominik Mappes, der mit seinem zehnten Treffer den Schlusspunkt unter eine dramatische Schlussphase gesetzt hatte. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Wir verstehen noch nicht, dass wenn man so führt, man weiter in die Tiefe gehen muss und sich keine Kann-Würfe nehmen darf. Ich hoffe das verstehen wir in den nächsten Wochen“, meinte er, nachdem Gummersbach bereits zum wiederholten Male in dieser Saison eine klare Führung aus der Hand gegeben hatte.

 

Generell sprachen aber alle Gummersbacher von einem wichtigen Zähler. „Ein Punkt gegen ein Team wie Leipzig macht mich nicht unglücklich“, sagte Sigurdsson nach dem Spiel, gab aber auch zu, gemischte Gefühle zu haben: „Über 42 Minuten machen wir es überragend vom Tempo her und erzielen insgesamt 36 Tore. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir bieten. Wir müssen aber noch konsequenter werden und merken, dass unsere Fehler noch härter als in der 2. Liga bestraft werden.“

 

[An Tibor Ivanisevic (9 Paraden) und Fabian Norsten (5 Paraden) lagen die 36 Gegentore nicht. Auch die beiden Leipziger Keeper kamen auf zwölf abgewehrte Bälle.]

 

Die Partie begann schwungvoll. Die beiden Torhüter Tibor Ivanisevic und Mohamed El-Tayar zeichneten sich in den Anfangsminuten sofort mit zwei Paraden aus. Leipzig erwischte bis zum 3:5 (7.) den etwas besseren Start. Spielfreudige Gummersbacher konterten aber zum 7:5 (10.), was DHfK-Coach André Haber zu seiner ersten Auszeit zwang.

 

Das Tempo blieb auch in der Folge hoch, beide Mannschaften konnten sich defensiv kaum auszeichnen, die Tore fielen weiter im Minutentakt. Über 8:8 (16.) wurde nun Tibor Ivanisevic immer mehr zum Faktor: Nach der sechsten Paraden des Serben stellte Stepan Zeman die alte Zwei-Tore-Führung wieder her, die auch bis bis zum 14:12 (23.) Bestand hatte. Für den heute glücklosen Julian Köster war mittlerweile Ole Pregler im Spiel und harmonierte bis zur Pause stark mit Dominik Mappes.

 

[Nachdem er bereits am Samstag elf Tore in der 3. Liga gemacht hatte, ließ Finn Schroven auch in der Bundesliga sein Talent aufblitzen.]

 

Auch der 19-jährige Finn Schroven überraschte mit drei Toren bis zur Pause. „Es macht riesigen Spaß, ihm zuzuschauen“, befand Sigurdsson. Der Gelobte blieb indessen bescheiden: „Wenn man ein paar Minuten in der 1. Liga sammeln kann, ist das der Wahnsinn. Ich freue mich über meine Entwicklung, hoffe aber immer, dass Tom Jansen und Nemanja Zelenovic wieder fit sind.“ Dem Nachwuchstalent gesteht Sigurdsson auch Fehler zu: „Ich habe heute wahrscheinlich selbst 15 Fehler gemacht, er nur einen.“ Mit einer tollen Drehung um die eigene Achse besorgte das Eigengewächs das 16:14 (27.), auch zur Pause führte Gummersbach mit zwei Treffern. Überhaupt nicht in den Griff bekamen die Gastgeber nicht nur bis zu diesem Zeitpunkt das gegnerische Kreisläuferspiel über den bulligen Maciej Gebala.

 

Nach dem Seitenwechsel überraschte Sigurdsson mit zwei Wechseln. Für die keineswegs schlechten Kodrin und Ivanisevic kamen Hakon Styrmisson und Fabian Norsten. Beide sollten sofort zünden: Der schwedische Keeper hielt direkt die ersten beiden Würfe, Styrmisson traf zum 24:20 (34.) und ließ die mit 4.060 Zuschauern fast ausverkaufte SCHWALBE arena toben. Selbst von der berechtigten roten Karte (37.) gegen Abwehrchef Stepan Zeman, der Viggó Kristjánsson im Gesicht erwischt hatte, ließ sich Gummersbach nicht aufhalten. Beim 25:20 (37.) nahm Leipzigs Trainer entnervt die zweite Auszeit.

 

[Für Stepan Zeman (Nr. 66) war die Partie vorzeitig beendet.]

 

Ohne echten Erfolg: Der VfL agierte wie im Rausch und erhöhte zum 30:24 (42.), worauf Haber erneut den Auszeit-Buzzer drückte. Warum Gummersbach nun völlig den Rhythmus verlor? Darüber werden Sigurdsson und seine Spieler nach der Länderspielpause sicher intensiv sprechen. Vorwürfe wollte er seinem Team nicht machen: „Ich kann den Jungs nur einen Vorwurf machen, wenn sie nicht mehr aufstehen. Das tun die Jungs aber und geben alles, was sie können.“

 

Jedenfalls häuften sich nun die Fehler. Gleich zwei Mal rollten VfL-Angriffe auf das verwaiste Leipziger Tor zu. Einmal wurde Dominik Mappes geblockt, einmal spielte Ellidi Vidarsson einen katastrophalen Pass auf Lukas Blohme, anstatt selbst von der Mittellinie zu werfen. Wie schon in den bisherigen Spielen zeigte Gummersbach plötzlich Nerven angesichts einer deutlichen Führung, die über 31:28 (45.) und 33:32 (51.) dahinschmolz. Kurz darauf erzielte Sime Ivic sogar den Ausgleich, bis zum 35:34 (54.) blieb der VfL aber in Front. In einer wilden Schlussphase gelang den Hausherren fast nichts mehr, sodass Leipzig drei Minuten vor dem Ende plötzlich sogar vorne lag.

 

["Auf dem Steinmüllergelände hat sich einiges verändert", fand Simon Ernst bei seiner Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Er sprach von einer schönen Erfahrung, "trotzdem hätte ich gerne beide Punkte mitgenommen". Gummersbach habe ein "brutales" Tempo gespielt "und wir sind zu chaotisch und kopflos nach hinten gelaufen. Das hat der VfL gnadenlos bestraft", meinte er nach dem Schlusspfiff.]

 

Den Punkt zu verdanken hatte das Sigurdsson-Team letztlich Tibor Ivanisevic, der in den Schlussminuten zwei Mal stark rettete, sowie Dominik Mappes, der – anders als in Göppingen – diesmal den Ausgleich erzielte. Nicht nur Gästetrainer André Haber, der die fehlende Wachsamkeit seiner Defensive kritisierte, musste durchatmen: „Es war ein megaintensives Spiel. Gummersbach zieht das brutalste Tempospiel auf, mit dem wir in der letzten Zeit konfrontiert worden sind.“ Doch nicht nur er sprach von einer mitreißenden Partie, auch Sigurdsson hatte an den 60 Minuten Spaß gefunden: „Vom Kampf, der Leidenschaft und der Halle her, war das ein toller Handballtag.“

 

Die Bundesliga geht nun in die Länderspielpause. Julian Köster, Ellidi Vidarsson, Hakon Styrmisson, Tilen Kodrin, Stepan Zeman, Fabian Norsten und Mathis Häseler reisen zu ihren Nationalteams. Bei Tom Jansen war dies am Sonntag noch unklar. Der Niederländer war kurzfristig für das Spiel gegen Leipzig fit geworden, nachdem er sich gegen Stuttgart ein Knochenmarködem an der Hand zugezogen hatte. Das nächste Pflichtspiel hat der VfL am 19. Oktober im DHB-Pokal bei Zweitligist Empor Rostock.

 

[Mit zehn Toren war Dominik Mappes erneut Gummersbachs Antreiber.]

 

Gummersbach: Dominik Mappes (10/1), Lukas Blohme (6), Tilen Kodrin, Hakon Styrmisson, Ole Pregler, Finn Schroven (je 3), Ellidi Vidarsson, Julian Köster, Tom Jansen, Stepan Zeman (je 2).

 

Leipzig: Maciej Gebala (9), Sime Ivic (6), Oskar Sunnefeldt, Patrick Larsen, Simon Ernst, Marino Maric, Tim Mattes (je 3), Viggo Kristjansson (3/2), Luca Witzke (2), Marko Mamic (1).

 

Zeitstrafen

6:6 Minuten (Zeman (Rot), 2x Köster - 2x Ivic, Gebala).

 

Siebenmeter

1/2 - 2/2 (Mappes scheitert per Heber an Saeveras - Kristjánsson sicher).

 

Zuschauer

4.060.

 

Schiedsrichter

Tobias Schmack / Philipp Dinges.

 

Ergebnisse und Tabelle

 

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