HANDBALL

Pausen-Kritik: Sigurdsson verordnet seinem Team 'Spaß haben'

pn; 27.08.2023, 20:20 Uhr
Fotos: Thomas Wirczikowski --- Tom Jansen drehte im zweiten Durchgang auf.
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Pausen-Kritik: Sigurdsson verordnet seinem Team 'Spaß haben'

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pn; 27.08.2023, 20:20 Uhr
Gummersbach - Der VfL feiert gegen den TBV Lemgo einen 30:27-Auftakterfolg zum Bundesligastart - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach – TBV Lemgo Lippe 30:27 (12:14).

 

„Wir sollten wenigstens so tun, als ob wir Spaß haben!“ Klare Ansage von VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson in der Kabine während der Halbzeit beim Ligaauftakt gegen den TBW Lemgo Lippe. Die Ostwestfalen waren im ersten Heimspiel der neuen Saison der erwartet unangenehme Gegner, mit dem der VfL Gummersbach nach dem letztjährigen Viertelfinalaus im DHB-Pokal noch eine Rechnung offen hatte.

 

[Gudjon Valur Sigurdsson griff in der Halbzeitpause in die psychologische Trickkiste.]

 

Die Worte des Trainers in der Kabine zeigten Wirkung, der VfL hatte nicht nur binnen Minuten den knappen Pausenrückstand aufgeholt, sondern dank eines in dieser Phase furios aufspielenden Julian Köster auch gleich wieder die Führung übernommen. Der Kapitän war aber nicht der einzige Faktor am Sonntagnachmittag. Auch Torhüter Daniel Rebmann hinterließ nach seiner Einwechslung mit acht Paraden in 36 Minuten einen bleibenden Eindruck. Vorne lieferte zudem Tom Jansen im rechten Rückraum eins seiner besten Spiele im VfL-Dress ab.

 

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Der Niederländer wollte nach Spielschluss die Lobeshymnen auf ihn aber gar nicht hören: „Wir haben uns das heute als Mannschaft erkämpft und die Fans nach der nervösen Phase vor der Pause sofort mit ins Boot geholt. Die zwei Punkte zum Auftakt sind wichtig, aber das können wir auch noch cleverer spielen.“ Auch Neuzugang Rebmann zeigte sich überraschend selbstkritisch: „Ich bin heute gar nicht so ganz zufrieden mit meiner eigenen Leistung, bin aber froh, dass ich der Mannschaft in der wichtigen Phase mit ein paar gehaltenen Bällen helfen konnte.“

 

Die 60 Minuten in der mit 4.016 Zuschauern nicht ganz ausverkauften SCHWALBE arena begannen temporeich. Das erste VfL-Tor der neuen Saison oblag Ellidi Vidarsson nach 50 Sekunden. Mit seiner Startaufstellung überraschte Sigurdsson ein wenig: Ole Pregler bekam den Vorzug vor Dominik Mappes und im rechten Rückraum begann der georgische Neuzugang Giogi Tskhovrebadze, nachdem Tom Jansen gegen Paris noch deutlich mehr Spielanteile erhalten hatte.

 

Schon nach sechs Minuten stand es 4:4, ehe der VfL seine beste Phase in der ersten Hälfte hatte. Vidarsson, Milos Vujovic, Köster und Stepan Zeman sorgte für eine erste 8:4-Führung (12.). Sehr zum Ärger von Lemgos Coach Florian Kehrmannm, der umgehend mit einer Auszeit reagierte und im linken Rückraum Thomas Houtepen für den blassen Emil Laerke brachte. Fortan standen die Ostwestfalen vor allem defensiv wesentlich stabiler, Gummersbach musste nun um jedes Tor deutlich mehr kämpfen, produzierte zudem einige Fehler. Außerdem bekam der VfL TBV-Spielmacher Lukas Hutecek und den Linkshänder Niels Versteijnen kaum in den Griff.

 

[Milos Vujovic traf im ersten Ligaspiel für den VfL fünfmal.]

 

Die Konsequenz: Lemgo kam zum 10:10-Ausgleich (22.) durch Jan Brosch, auch weil Milos Vujovic und Dominik Mappes bis zur Pause gleich drei Mal beim Siebenmeter an Urh Kastelic scheiterten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff lagen die immer nervöser wirkenden Oberberger sogar mit 11:14 (28.) in Rückstand. Seine offizielle Premiere feierte kurz vor dem Seitenwechsel zudem der Videobeweis in der SCHWALBE arena. Die Schiedsrichter prüften, ob Mathis Häseler den reklamierenden Lemgoer Keeper am Kopf getroffen hatte – der Juniorenweltmeister blieb straffrei.

 

Mit einem Aufreger begann auch die zweite Hälfte. Lemgos Jan Brosch traf Dominik Mappes mit beiden Händen im Gesicht und wurde von den Unparteiischen vorzeitig zum Duschen geschickt. Hiervon angestachelt drehte Gummersbach das Spiel binnen Minuten zum 17:14 (37.). Köster traf in dieser Phase gleich vier Mal in Folge, einmal spektakulär per Kempatrick. Auch auf die nächste hitzige Szene mussten die Zuschauer nicht lange warten: Milos Vujovic wurde von Versteijnen im Gegenstoß von hinten (41.) bearbeitet und flog anschließend in die Bande. Dass TBV-Coach Florian Kehrmann dem Montenegriner anschließend noch ein paar saftige Worte mitgab, sorgte für ein gellendes Pfeifkonzert im blau-weißen Rund.

 

[Ellidi Vidarsson war vom Kreis heute eine Bank. Seine Distanzwürfe verfehlten ihr Ziel dagegen.]

 

Der VfL ließ sich nun aber nicht mehr aus dem Konzept bringen. Schon beim 21:18 (45.) nahm Kehrmann seine letzte Auszeit und ließ fortan mit dem siebten Feldspieler agieren. Über 23:19 (48.) und 26:23 (52.) blieb Gummersbach nun aber cool. Für einen Wutausbruch seines Trainers sorgte kurz darauf aber Ellidi Vidarsson. Dem beim 'Empty Net' sonst so zielsicheren Isländer gelang heute gleich zwei Mal das Kunststück, den Ball beim Anwurf neben das leere Tor zu setzen. Schimpftriade Sigurdssons inklusive, der seinen Landsmann umgehend auswechselte.

 

Lemgo nahm das Geschenk zwar dankend an, mehr als der 26:25-Anschlusstreffer (56.) vom starken Versteijnen gelang aber nicht mehr. Spätestens als Vujovic per Siebenmeter zum 28:25 (58.) traf, war die Vorentscheidung gefallen. Daran konnten auch die rote Karte gegen Stepan Zeman zwei Minuten vor dem Ende sowie die 3:3-Pressdeckung der Gäste nichts mehr ändern.

 

[Daniel Rebmann feierte einen Einstand nach Maß. Sein Trainer sieht ihn noch längst nicht am Limit: "Er hat in der Reha unheimlich hart gearbeitet, wird aber noch ein paar Wochen bis zur Topform brauchen.]

 

„Wir wussten, dass der VfL sich gut verstärkt hat und haben einen guten Kampf geliefert, aber es hat einfach nicht gereicht. Hinten raus muss man genug Power auf die Felge bringen. Dafür hatten wir heute ein paar Nackenschläge zu viel“, meinte Kehrmann nach der Partie. Damit spielte er auf den verletzungsbedingten Ausfall von Tim Suton sowie die frühe rote Karte Broschs an. Sigurdsson philosophierte indessen über die Nervosität seiner Mannschaft: „Das war in der Vorbereitung nicht so, ist aber auch das Schöne am Ligabetrieb. Da geht es wieder um etwas. Ich freue mich einfach, dass die Bundesliga wieder losgeht.“ Er sprach von einem schweren Auftaktspiel: „Lemgo spielt sehr diszipliniert und wir sind nie wirklich in unser Tempospiel gekommen.“

 

Am Donnerstag geht es für den VfL Gummersbach weiter. Am zweiten Spieltag wartet mit dem amtierenden Deutschen Meister in Kiel der nächste Härtetest. „Das ist immer etwas Spezielles und da nehmen wir uns viel vor.“

 

Gummersbach: Ellidi Vidarsson (6), Julian Köster, Tom Jansen (je 5), Milos Vujovic (5/2), Giorgi Tskhovrebadze, Dominik Mappes (je 2), Stepan Zeman, Mathis Häseler, Kristjan Horzen, Tilen Kodrin, Tom Kiesler (je 1).

 

Lemgo: Niels Versteijnen (8), Lukas Zerbe (5), Lukas Hutecek (4), Samuel Zehnder (4/3), Nicolai Theillinger (2), Jan Brosch, Frederik Simak, Thomas Houtepen, Leos Petrovsky (je 1).

 

Zeitstrafen

4:10 Minuten (Kiesler Zeman (Rot) – 2x Simak, Petrovsky, Brosch (Rot), Versteijnen).

 

Siebenmeter

2/5 - 3/4 (Vujovic und Mappes (2x) scheitern an Kastelic – Rebman pariert gegen Zehnder).

 

Schiedsrichter

Thomas Kern/Thorsten Kuschel.

 

Zuschauer

4.016.

 

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