HANDBALL
Heimniederlage gegen Lemgo: „Wir hatten heute gar nichts verdient“
Gummersbach - Zu viele Fehler und eine schwache Wurfquote sind die Gründe für das 27:29 des VfL Gummersbach gegen den TBV Lemgo-Lippe – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
VfL Gummersbach - TBV Lemgo-Lippe 27:29 (17:14).
Von Peter Notbohm
Mangelnde Selbstkritik konnte man den VfL-Handballern nach der überraschenden 27:29-Heimniederlage gegen den TBV Lemgo-Lippe nicht vorwerfen. Miro Schluroff sprach bei DYN von „einer Halbzeit zum Vergessen“. Lukas Blohme wollte es gegenüber Oberberg-Aktuell nicht Angst nennen, „aber wir spielen nicht, was wir können, sondern lassen uns von Lemgos Spielstil einlullen“. Für Teitur Einarsson war es „ganz einfach schlechter Handball“ und Cheftrainer Gudjon Valur Sigurdsson war ähnlich hart in seiner Kritik: „Man kriegt, was man verdient und wir hatten heute gar nichts verdient.“
[Kentin Mahé hatte mit Rückenproblemen zu kämpfen.]
Für den VfL Gummersbach war dieses erste Heimspiel der neuen Bundesliga-Saison jedenfalls ein echter Stimmungskiller. Nach dem überzeugenden Auswärtserfolg in Hannover zum Auftakt und den beiden souveränen Auftritten in der Qualifikation zur European League waren nicht wenige Fans im Umfeld im Vorfeld der Meinung, dass Lemgo doch nur ein kleiner Zwischenhappen sei. Einmal mehr bewahrheitete sich aber: Die Handball-Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt, wo jeder jeden schlagen kann.
Kein Wunder, dass Lemgos Trainer Florian Kehrmann nach der Partie davon redete, „geflasht“ zu sein: „Wenn man in dieser Halle gewinnt, wo sehr viel Euphorie herrscht, wo die Stimmung sehr positiv ist und sportliche Leistung dazu noch sehr gut, dann ist das einfach ein schönes Erlebnis für einen Trainer. Das werden hier nicht viele Mannschaften erleben.“
[Miro Schluroff sorgte in der Schlussphase dafür, dass Gummersbach wieder zum Ausgleich kam.]
Zuvor hatten die 4.132 Zuschauer in der zum 14. Mal bei Bundesliga-Spielen ausverkauften SCHWALBE arena ein hektisches und zerfahrenes Spiel gesehen. Sigurdsson sprach zurecht von einem Match auf eher geringem Tempo, in dem beide Teams hart für ihre Tore arbeiten mussten und das von langen Angriffen und vielen Freiwürfen geprägt war.
Gummersbach erwischte den besseren Start und ging durch zwei Treffer von Kreisläufer Kristjan Horzen sofort mit 2:0 (2.) in Führung. Doch schnell knirschte es im VfL-Motor. Zeitstrafen gegen Stepan Zeman (Gesichtstreffer in der Abwehr) und Julian Köster (Kopftreffer beim gegnerischen Torhüter) brachten Lemgo zurück ins Spiel. Zusätzlich musste Kentin Mahé schon nach sechs Minuten mit Rückenproblemen zur Behandlung in die Kabine.
[Mit seiner Wurfquote (27,27 Prozent) konnte Teitur Einarsson nicht zufrieden sein. Allein zweimal haderte der Isländer mit dem Pfosten.]
Es folgte eine ausgeglichene Anfangsphase, mit leichten Vorteilen für den VfL. Die eher ungewohnte 5:1-Deckung gab Sigurdsson allerdings recht rasch wieder auf, nachdem sie von Lemgo zu häufig überspielt wurde. Nach dem 11:10 (19.) kam zudem Bertram Obling für den bis dahin glücklosen Dominik Kuzmanovic zwischen die Pfosten.
Das brachte etwas mehr Stabilität. Nach dem 13:10 (22.) durch Ellidi Vidarsson begann Lemgos Coach konsequent mit dem siebten Feldspieler zu agieren. Über 15:14 (28.) waren es Blohme und ein Siebenmetertreffer von Vujovic (stark von Schluroff gezogen) die den 17:14-Pausenstand perfekt machten.
["Wir haben heute alles auf der Platte gelassen", meinte Florian Kehrmann nach dem Spiel.]
Den Start in die zweite Hälfte verschliefen die Oberberger allerdings vollkommen. „Bis dahin haben wir das Spiel eigentlich im Griff. Ich weiß selbst nicht, was nach der Pause passiert ist“, wirkte Einarsson nach der Partie ein wenig ratlos und sprach von vielen dummen Fehlern. Für Lukas Blohme verloren die VfL-er schlicht den Kopf. Bereits beim 18:18 (38.) durch Kreisläufer-Kante Jan Brosch fiel der Ausgleich. Nach einem Pfostentreffer Einarssons gingen die Gäste durch Leve Carstensen sogar in Führung – Auszeit Sigurdsson.
Den Run der Gäste unterbrach der Isländer damit aber kaum. Beim 21:24 (46.) erhöhte Lemgos bester Torschütze Tim Suton (7) sogar auf drei Tore. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sigurdsson den nach der Pause wieder eingewechselten Mahé bereits wieder vom Feld genommen. Der Franzose war mit drei Fehlpässen völlig von der Rolle. Ein weiterer Grund für den Rückstand waren aber auch die Paraden von Constantin Möstl. Der österreichische Nationaltorhüter zeigte zwölf teils spektakuläre Paraden (Quote 32,4 Prozent). Da konnten Kuzmanovic (22,8 Prozent) und Obling (29,4 Prozent) mit ihren jeweils fünf Paraden nicht mithalten.
In dieser Phase war es vor allem Miro Schluroff zu verdanken, dass Gummersbach wieder auf 25:25 (52.) herankam. Nach drei Raketen-Würfen und einem tollen Steckpass auf Vidarsson nahm Sigurdsson den Halblinken aber wieder herunter und brachte Köster zurück ins Spiel. Nach dem Match sagte, der Isländer dass Schluroff keine Luft mehr bekommen habe und raus musste.
[In den wichtigen Momenten nach der Pause wurde Constantin Möstl zum entscheidenden Faktor.]
Die Schlussphase wurde wild: Gummersbach zwang sieben Lemgoer zwar immer wieder ins passive Spiel, machte aber nichts aus den eigenen Chancen. Einarsson hatte erneut Pech mit dem Pfosten und spätestens als Köster einen Ball ins Seitenaus warf und Bobby Schagen im Gegenzug zum 27:29 traf, war die Partie entschieden. Lemgo feierte, Gummersbach war konsterniert.
„Hintenraus entscheiden zwei, drei Szenen das Spiel. Vielleicht hatten wir das Glück auf unserer Seite“, meinte Kehrmann. Sigurdsson gratulierte den Gästen hingegen zu einem verdienten Sieg: „Möstl zeigt ein paar fantastische Paraden und wir machen am Ende die Fehler. Das Spiel entscheidet dann die Abwehr von Lemgo“, so der Isländer, der das Spiel nun analysieren will, „damit wir es nächste Woche besser machen“. Am Sonntag (16:30 Uhr) muss der VfL Gummersbach zum SC DhfK Leipzig.
Gummersbach: Kristjan Horzen, Ellidi Vidarsson, Lukas Blohme (je 4), Miro Schluroff, Tilen Kodrin, Teitur Einarsson, Julian Köster (je 3), Milos Vujovic (3/2).
Lemgo: Tim Souton (7), Leve Carstensen, Niels Versteijnen (je 4), Lukas Hutecek, Jan Brosch (je 3), Samuel Zehner (3/3), Bobby Schagen, Hendrik Wagner (je 2), Frederik Simak (1).
Zeitstrafen
4:6 Minuten (Zeman, Köster – Theilinger, Wagner, Simak).
Siebenmeter
2/2 – 3/3.
Schiedsrichter
Fabian Baumgart/Philipp Dinges.
Zuschauer
4.132 (ausverkauft).
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