HANDBALL

„Zu eindimensional“: Kiel bestraft Gummersbachs Fehler gnadenlos

pn; 22.11.2024, 23:30 Uhr
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Fotos: Thomas Wirczikowski ---- Zu viele Fehler machte Gummersbach im Duell mit dem THW Kiel. Hier landet ein Wurf von Giorgi Tskhovrebadze unglücklich am Pfosten.
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„Zu eindimensional“: Kiel bestraft Gummersbachs Fehler gnadenlos

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pn; 22.11.2024, 23:30 Uhr
Gummersbach - Ausgerechnet gegen den THW Kiel zeigt der VfL Gummersbach die schwächste Offensivleistung der gesamten Saison – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach - THW Kiel 24:30 (15:16).

 

Gummersbachs Chefcoach Gudjon Valur Sigurdsson zählt eigentlich zu den Trainern, die sich öffentlich bedingungslos vor ihre Mannschaft stellen. Nach der 24:30-Heimniederlage im Traditionsduell der Altmeister gegen den THW Kiel kam dem Isländer allerdings deutlich mehr Kritik über die Lippen. „Wir waren eindimensional im Angriff und spielen fast nur über die linke Seite. Unser Angriff war nur auf drei Schultern verteilt“, analysierte er nach der dritten Saisonniederlage.

 

Kritik, die sich vor allem an die beiden Linkshänder Giorgi Tskhovrebadze und Teitur Einarsson richtet. Denn die tragenden Schultern benannte Sigurdsson dann auch noch: Julian Köster, Ole Pregler und Miro Schluroff. Insgesamt machten die Gummersbacher gegen die Zebras allerdings auch deutlich zu viele Fehler. 16 technische Fehler standen nach Abpfiff in der Statistik, dazu dieselbe Anzahl an Fehlwürfen. Zu viel gegen ein Topteam wie den THW Kiel, der nach zuletzt zwei Liga-Niederlagen wieder ein Spiel gewann.

 

[„Kampf, Einsatz und Wille haben heute gestimmt, aber wir müssen aus solchen Spielen lernen“, meinte Sigurdsson nach dem Match.]

 

Entsprechend gelöst zeigte sich Kiels Coach Filip Jicha nach der Partie: „Ich bin innerlich richtig emotional. Ich muss der Mannschaft ein großes Lob aussprechen. Wir haben heute in einer der schwierigsten Hallen in der Bundesliga gespielt. Mir haben Körpersprache, Einsatz und Willen unheimlich gefallen. Dazu hatten wir auch eine richtig gute Qualität in der Abwehr.“ Noch vor wenigen Monaten waren die Norddeutschen in Gummersbach mit 29:40 unter die Räder gekommen, am Freitagabend raubten die Kieler dem VfL seine größte Waffe, das Tempospiel.

 

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[Mit fünf Toren war Miro Schluroff neben Lukas Blohme gefährlichster VfL-Werfer.]

 

Grenzenloser Jubel brandete nur vor Spielbeginn in der zum 18. Mal in der Bundesliga in Folge ausverkauften SCHWALBE arena auf. Der Verein gab die Vertragsverlängerungen mit Milos Vujovic und Kristjan Horzen bekannt (siehe Extra-Bericht). Die Anfangsminuten der Partie waren dann aber ein echter Dämpfer. Ein Pfostentreffer von Julian Köster, dazu zwei schlechte Anspiele an den Kreis und schon stand es 0:4 (4.) aus Sicht der Oberberger.

 

Doch auch Kiel agierte längst nicht fehlerfrei. Keine drei Minuten später hatte Gummersbach dank Köster, Tilen Kodrin und einem Dreierpack von Lukas Blohme zum 5:5 (7.) ausgeglichen. Die Fehlerquote blieb auf beiden Seiten hoch. Kiel kassierte zwar zwei Zeitstrafen und dazu auch zwei Tore ins leere Gehäuse durch VfL-Keeper Dominik Kuzmanovic, blieb aber zunächst tonangebend. Über 5:8 (12.) und 8:12 (17.) brachte erst eine Zeitstrafe gegen Rune Dahmke die Gummersbacher zurück ins Spiel: Beim 13:12 (23.) gelang Julian Köster die erste VfL-Führung.

 

[An Dominik Kuzmanovic lag die Niederlage am wenigsten. Der Kroate parierte starke 15 Bälle.]

 

Jicha reagierte und brachte Tomas Mrkva für den blassen Nationaltorhüter Andreas Wolff (2 Paraden, Quote 16,7 Prozent). Der Tscheche (35) lieferte sich fortan mit Kuzmanovic ein Duell auf hohen Niveau. Mrkva kam beim Abpfiff mit seinen sieben Paraden auf eine Quote von 38,9 Prozent. Der VfL-Keeper parierte insgesamt 15 Bälle (34,9 Prozent). Ärgerlich aus VfL-Sicht: Nach dem 15:14 (29.) durch Kristjan Horzen gelangen Kiel nach einem weiteren Fehler der Gastgeber noch zwei Treffer in der Schlussminute. Johansson traf einen Wimpernschlag vor der Halbzeitsirene zum 15:16.

 

Noch ärgerlicher: Auch den Start in den zweiten Durchgang verschliefen die Oberberger völlig. Den ersten Treffer erzielte Einarsson erst nach über acht Minuten. Kiel war erneut zum 16:20 (39.) enteilt und baute den Vorsprung sogar zum 18:24 (44.) aus. Nun war es Kuzmanovic, der mit seinen Paraden die Gummersbacher noch einmal ins Spiel brachte. Während Sigurdsson und der verletzte Ellidi Vidarsson immer wieder die Fans anfeuerten, traf Milos Vujovic per Siebenmeter zum 21:24 (52.).

 

Auch den nächsten Wurf parierte Kuzmanovic, im Gegenzug scheiterte aber auch Blohme an Mrkva und im nächsten VfL-Angriff verprellte Köster den Ball gegen Domagoj Duvnjak. Mit dem 21:26 (55.) durch Emil Madsen war die Niederlage besiegelt, Kiel brachte den verdienten Sieg sicher nach Hause.

 

[Teitur Einarsson (li.) und Giorgi Tskhovrebadze erwischten keinen guten Abend.]

 

„Am Ende war es eine Kraftfrage. 16 technische Fehler dürfen wir uns gegen Kiel nicht erlauben“, meinte Miro Schluroff im Anschluss beim Streamingdienst DYN. Auch Sigurdsson attestierte den Gästen, dass sie „einfach besser und effektiver waren“. Vor allem vor Hendrik Pekeler zog er den Hut: „Was er mit einem kaputten Arm wegverteidigt, ist aller Ehren wert.“ Doch auch für sein Team hatte der Isländer Lob: „Der Kampf hat gestimmt. Die Abwehr muss ich loben. Die Jungs haben viel investiert. Wir hatten aber zu wenige Schultern, die die Last tragen können. Das haben wir heute gegen eine Spitzenmannschaft aus Kiel gemerkt.“

 

Auch auf die Frage, ob Teitur Einarsson nach seiner zweimonatigen Verletzungspause nicht deutlich zu viel Einsatzzeit bekommen habe, hatte Sigurdsson eine klare Meinung: „Ich lasse die spielen, von denen ich meine, dass sie am besten für uns sind. Gigi ist im Tief und es fehlt ihm das Selbstbewusstsein. Natürlich frage ich mich, ob ich früher mit drei Rechtshändern oder dem siebten Feldspielen hätten agieren sollen, aber das kostet Kraft. Das ist unsere Wahrheit zurzeit. Wir werden uns deshalb aber nicht verstecken.“

 

Beide Teams treffen bereits in einem Monat am 19. Dezember wieder aufeinander. Dann in der Wunderino Arena in Kiel, wo es um den Einzug ins FinalFour des DHB-Pokals geht. Gummersbachs nächstes Match ist das bedeutungslose letzte Gruppenspiel in der European League am Dienstag in Sävehof (Schweden). In der Liga geht es zwei Tage später zu den Rhein-Neckar-Löwen.

 

Gummersbach: Lukas Blohme, Miro Schluroff (je 5), Julian Köster, Kristjan Horzen (je 3), Milos Vujovic (3/3), Tilen Kodrin, Dominik Kuzmanovic (je 2), Teitur Einarsson (1).


Kiel: Lukas Zerbe (8), Eric Johansson (6/1), Emil Madsen, Hendrik Pekeler (je 4), Rune Dahmke, Domagoj Duvnjak (je 3), Patrick Wiencek, Bence Imre (je 1).

 

Zeitstrafen

4:8 Minuten (Zeman, Kodrin - Zerbe, Duvnjak, Dahmke, Landin).

 

Siebenmeter

2/2 – 1/2 (Zerbe trifft erst im Nachwurf).

 

Schiedsrichter

Robert Schulze/Tobias Tönnies.

 

Zuschauer

4.132 (ausverkauft).

 

Ergebnisse und Tabelle

 

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

1

in der 1.Halbzeit konnte der VfL-Torwart die Fehler vorne noch ausgleichen.
In 2.Halbzeit kam zu den vielen Fehlern noch merkwürdige Entscheidungen der Schiris dazu.
Im Pokal sind andere Schiris da und der VfL hat da durchaus Chancen aufs Weiterkommen.

Werner Eisenbach, 23.11.2024, 09:38 Uhr
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