HANDBALL

Klartext: Schuldenabbau, Kosten und Corona-Folgen

pn; 01.05.2020, 16:30 Uhr
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Foto: YouTube --- Die 30-minütige Präsentation von VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler verfolgten in der Spitze bis zu 174 Zuschauer in der Live-Ausstrahlung.
HANDBALL

Klartext: Schuldenabbau, Kosten und Corona-Folgen

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pn; 01.05.2020, 16:30 Uhr
Gummersbach - Christoph Schindler spricht in seiner Videopräsentation von massivem Schuldenabbau - Aufruf zur Solidarität in der Corona-Krise - Neuer Trainer soll kommende Woche vorgestellt werden - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

Die heutige Videopräsentation des VfL Gummersbach wird als eine echte Rarität in die Geschichte des deutschen Sports eingehen – nicht nur aufgrund der ungewöhnlichen Art der rein virtuellen Verbreitung über YouTube wegen der Corona-Pandemie. Selten dürfte ein Verein so offen mit internen – auch negativen - Informationen an die Öffentlichkeit gegangen sein. Transparenz, Fakten und belastbare Zahlen hatte Geschäftsführer Christoph Schindler in seiner Bilanz im Vorfeld versprochen, vielem davon wurde er in dem 30 Minuten langen Video gerecht, verschwieg dabei auch keineswegs, den – gerade in Zeiten der Corona-Krise – ungewissen Blick in die Zukunft des Traditionsvereins.

 

Konnte man in den vergangenen Jahren meist nur mutmaßen, wie hoch der Altlasten des früheren Rekordsmeister sind, weiß die Öffentlichkeit nun, dass den Verein nach wie vor eine Million Euro Schulden drücken – was Schindler angesichts der Entwicklung der vergangenen 19 Monate seit der Neuausrichtung unter dem Slogan „Heimat des Handball“ allerdings als echten Erfolg verkaufen kann. Denn: Mit dem Abstieg in die 2. Liga plagten den Verein noch vier Millionen Euro Schulden sowie eine Unterdeckung von weiteren zwei Millionen für die laufende Saison. „Wir waren abgestiegen, überschuldet und hatten kein Geld für neue Spieler“, fasste es der 36-Jährige zusammen.

 

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Verantwortlich für die dennoch positive Entwicklung sieht Schindler eben jene Neuausrichtung des Vereins im November 2018, mit der man sich eine neue Identität habe geben wollen, weg von fehlender Transparenz, ständig wechselndem Personals und massiven wirtschaftlichen Problemen. Schindler wurde deutlich: Zu lange habe der Verein versucht, dem Glanz der großen Vergangenheit gerecht zu werden. Personalkosten und sportliche Realität hätten weit auseinander geklafft. „Die Konsequenz daraus ist, dass das Geschäftsmodell nicht funktioniert hat“, so Schindler, der auch davon sprach, die ohnehin bereits um 700.000 € (im Vergleich zur Saison 2017/18 sogar um eine Million Euro) gestrafften Personalkosten weiter senken zu müssen, auch wenn der Verein bereits beim niedrigsten Stand seit zehn Jahren sei.

 

[Fotos: Michael Kleinjung --- Die SCHWALBE arena ist für Christoph Schindler eine der schönsten Hallen Deutschlands in ihrer Größe.]

 

Aber nicht nur bei der Mannschaft sei der Rotstift angesetzt worden, auch im Umfeld habe der Verein weitere Möglichkeiten zur Konsolidierung gefunden. Mit der Veränderung der Preispolitik und der Abschaffung des bei den Fans ungeliebten Stammblatts habe man viele Zuschauer zurückgewonnen und einen Vereinsrekord mit 1.500 verkauften Dauerkarten aufgestellt. Mit einem Schnitt von 2991 Zuschauern steht der VfL im Zuschauerranking der 2. Liga auf Platz zwei - nur der HSV Hamburg lockte mehr Besucher an, was aber auch an dessen Ausflug in die Barclaycard Arena liege. Die SCHWALBE arena und den VIP-Raum in der Halle 32 bezeichnete Schindler als „Champions League“.

 

Einsparungen habe der Verein zudem bei den Kosten der Heimspiele getroffen. Hierzu tragen das Volunteerprogramm, das künftig von 20 auf 100 Mitglieder ausgebaut werden soll, genauso bei, wie das mit den Gesellschaftern der Arena erarbeitete Konzept der Mietreduzierung. In der aktuellen Saison seien hierdurch 250.000 € eingespart worden – langfristig werde der Verein etwa 150.000 € weniger zahlen müssen. Wichtigste Änderung dürfte allerdings das neue Vermarktungskonzept gewesen sein. Mit der transparenten Sponsorenpyramide, Netzwerkveranstaltungen, dem neu gegründeten Sponorenausschuss sowie den drei ins Leben gerufenen VfL-Clubs seien nicht nur 240 Mikro-Sponsoring-Partnerschaften entstanden, viele Partner habe man damit auch überzeugen können, nach Kündigungen zurückzukommen.

 

[Hier die komplette Präsentation des VfL Gummersbach.]

 

Auch sportlich attestierte Schindler dem Verein einen Wandel, weg von der fehlenden Identifikation: „Wir wollten Spieler, die sich für den Verein zerreißen und charakterlich passen.“ Mit Torge Greve habe man einen Trainer gefunden, der das vorgelebt habe und gemeinsam mit Akademieleiter Alois Mraz auch die Anschlussförderung der VfL-Talente gestärkt habe. Zehn Spieler des Kaders hätten die VfL-Akademie durchlaufen – ein Wert, der natürlich auch den finanziellen Grenzen geschuldet ist. „Trotzdem soll das die Ausrichtung für die Zukunft sein und dieses Level annähernd behalten werden“, habe Schindler auch bei der Entscheidung der Greve-Nachfolge auf die Werte Identifikation, Charakter, Leidenschaft und Treue geachtet. Auf wen dieses Anforderungsprofil passt, will der Verein – genauso wie weitere personelle Entscheidungen - in der kommenden Woche verkünden.

 

Zudem gewährte Schindler einen kleinen Einblick in sein neuestes Projekt: Mit der Handballschule Oberberg, die er als Herzensangelegenheit bezeichnete, wolle man nicht nur in Schulen und Unternehmen gehen, sondern den Sport über den Handball im Oberbergischen Kreis hinaus fördern. Ob dieses Projekt von Erfolg gekrönt ist, hängt allerdings maßgeblich mit den weiteren Entwicklungen der Corona-Krise zusammen. Kurzarbeitergeld sowie Verzichtserklärungen von Fans und Sponsoren hätten dem Verein zwar geholfen, Schaden zu minimieren und teilweise abzuwenden, „eine Zukunft können wir aber nur gestalten, wenn wir Einnahmen haben“, wurde Schindler deutlich.

 

[Luis Villgrattner und Julius Fanger stehen exemplarisch für die Zukunft des VfL Gummersbach - Auch künftig wird und muss der Verein auf die eigenen Talente setzen.]

 

Er könne zwar jedes Unternehmen verstehen, das von sich sage, dass man derzeit andere Probleme als den VfL Gummersbach habe, appellierte trotzdem an die Partner des Vereins, den gemeinsamen Weg fortzusetzen und bat auch die Fans, sich nicht vom Kartenkauf abschrecken zu lassen. " Wenn wir diese Einnahmen nicht generieren können, ist ein Fortbestand des VfL Gummersbach nicht möglich". Quelle: https://www.handball-world.news/o.red.r/news-1-1-63-124238.html Aktuell plant die Handball-Bundesliga mit dem Saisonstart im September – vor Zuschauern. Sollte es dennoch zu Geisterspielen kommen, werde der Verein Gegenleistungen für Fans und Sponsoren erbringen. „Diese dürfen aber nicht in Rückzahlungen liegen“, wurde Schindler nicht konkret, wie diese dann gestaltet sein könnten, sondern versprach lediglich, dass es für jeden etwas geben werde. „Wie das genau aussehen wird, werden wir in den nächsten Wochen kommunizieren“, müsse der Verein zunächst rechtliche Dinge prüfen.

 

Seine Präsentation schloss der VfL-Geschäftsführer mit einem Wunsch ab: „Lasst uns zeigen, dass wir anders sind als die anderen. Der VfL Gummersbach ist mehr als nur ein Verein, der in der 2. Liga um Punkte spielt. Er ist das Aushängeschild für unsere Region und für jeden von uns ein Stück Heimat und diese Heimat ist nach der Krise noch ein Stück wichtiger. Unterstützen sie die Heimat des Handballs.“

 

KOMMENTARE

1

Bravo Herr Schindler. Dieses Video zeigt, was der Stab um Herrn Schindler geleistet hat. Ich hoffe und wünsche, dass sich daraus bald ein Erfolgt zeigt.
Der vorgezeigte Weg ist aus meiner Sicht richtig.

Werner Schröder, 02.05.2020, 11:21 Uhr
2

Sehr gute Werbung in eigener Sache und ein Topauftritt von Schindler. Ob aber die Mannschaft dadurch besser wird, sei mal dahingestellt.

Siegerländer, 02.05.2020, 15:19 Uhr
3

Klasse Herr Schindler. Genau die Transparenz hat immer gefehlt. Nächste Saison bin ich wieder Dauerkarten Inhaber.

Peter, 02.05.2020, 19:51 Uhr
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