HANDBALL
Zwischen Handballlust und Verletzungsfrust: Thiele muss Ziele anpassen
Gummersbach - Die Handballsaison 2022/23 steht in den Startlöchern und Oberberg-Aktuell beleuchtet Neuverpflichtungen, Abgänge und Chancen der oberbergischen Vertreter in den einzelnen Ligen - Heute: Oberligist HBD Löwen Oberberg.
Von Peter Notbohm
Drei Siege aus drei Spielen – Maik Thieles Bilanz als Derschlager Trainer in der abgelaufenen Saison kann sich sehen lassen. Den Traditionsverein bewahrte er damit vor dem GAU, dem Abstieg in die Verbandsliga, nachdem er Anfang April die Rolle des Feuerwehrmanns übernommen hatte. Zuvor hatte sich Derschlag mit sofortiger Wirkung von Vorgänger Andy Palm getrennt, dem man nach dessen angekündigten Wechsel zur SG Menden-Sauerland und einer Niederlage in Düren den Klassenerhalt nicht mehr zugetraut hatte. „Wir haben das Beste aus der Situation gemacht“, blickt Trainerroutinier Thiele auf das vorerst letzte Jahr des TuS Derschlag zurück. Denn ab dieser Saison firmieren die Handballer unter neuem Namen und gehen nach dem Zusammenschluss mit dem TV Bergneustadt als HBD Löwen Oberberg auf Torejagd.
Thiele gibt zu, dass der Klassenerhalt überlebenswichtig war: „Wir hätten sonst vermutlich Schwierigkeiten bekommen, die Mannschaft zusammenzuhalten.“ Dass mit Ausnahme der beiden Ferndorfer Luca Nenne-Kolb und Benjamin Seifert nach dem Klassenerhalt aber alle Feldspieler geblieben sind, wertet er als positives Zeichen. Dass Thiele eine Woche vor Saisonbeginn dennoch sorgenvoll in die neue Saison blickt, liegt an der schweren Knieverletzung von Marijan Basic (Foto) während des BSP-Cups.
Ursprünglich hatte der Löwencoach mit einem breiter aufgestellten Kader ganz andere Ziele. „Ich war noch nie ein Freund von Abstiegskampf“, hatte er im Gespräch mit Oberberg-Aktuell noch vor zwei Wochen gesagt und einen Platz im gesicherten Mittelfeld angepeilt. Nach dem langfristigen Ausfall seines besten Spielers heißt es nun aber doch wieder „nur“ Kampf um den Klassenerhalt.
Dabei hatten die Löwen im Sommer durchaus an den Problemstellen im Kader gearbeitet: Als Königstransfer kam Alen Čaber. Der 27-jährige bosnische Torhüter soll für mehr Konstanz zwischen den Pfosten sorgen. Er verfügt über höherklassige Erfahrung aus seinem Heimatland und hat auch schon in der zweiten spanischen Liga gespielt. „Mit seinen Paraden wird unser Spiel hoffentlich schneller und auch als Motivator hinterlässt er bislang einen sehr guten Eindruck“, sagt Thiele, der hinter dem Balkan-Keeper einen Konkurrenzkampf der drei verbliebenen Torhüter ausruft. Viel verspricht er sich aber auch von Felix Soldanski, der von Landesligaaufsteiger Marienheide/Müllenbach kommt, den Thiele aber auch schon während seiner Zeit beim VfL Gummersbach II trainiert hat: „Obwohl er letzte Saison nur Kreisliga gespielt hat, bin ich überzeugt, dass es in der Oberliga nur wenige Spieler gibt, die sein Niveau als Shooter haben.“
[Maik Thiele (Mitte) wollte eigentlich mit seinem Team im gesicherten Mittelfeld landen, musste kurz vor Saisonbeginn die Ziele aber anpassen.]
Weiter im HBD-Trikot auflaufen wird Marc Erlinghagen, der von Thiele für den Saisonendspurt zu einem Comeback überredet worden war. Ein gefühlter Neuzugang ist außerdem Eldar Starcevic, der sich nach seiner Knieverletzung im vergangenen Oktober nun seit knapp zwei Wochen wieder im Training befindet. Thiele bremst bei seiner Personalie aber bewusst: „Ich gebe ihm alle Zeit der Welt, wieder fit zu werden.“ Abgerundet wird die Liste der Neuzugänge durch Jonas Schiefer und den 20-jährigen Keeper Julien Neu (TV Olpe). Abgeschlossen ist die Kaderplanung damit aber nicht. Neben einem Ersatz für Basic sucht der Verein noch nach einem zweiten Kreisläufer und einem weiteren Linkshänder. „Da befinden wir uns noch in Gesprächen“, sagt Thiele.
Athletisch habe die Mannschaft im Vergleich zur Fast-Abstiegssaison deutlich zugelegt, betont er. Dass die Deckung bei ihm das A und O ist, dürfte in Handball-Oberberg ohnehin jeder Handballer wissen. „Ich will mit verschiedenen Deckungssystemen einen schnellen Ball nach vorne spielen lassen“, verrät er seine Grundtaktik. Sollte sich dieses System schnell etablieren, Alen Čaber zum erhofften Rückhalt werden und noch ein neuer Spielmacher gefunden werden, sollten die Löwen in ihrer Premierensaison erneut den Klassenerhalt schaffen können.
Zugänge
Alen Caber
Julien Neu (TV Olpe)
Jonas Schiefer (zweite Mannschaft)
Marc Erlinghagen (reaktiviert)
Felix Soldanski (HSG Marienheide/Müllenbach)
Abgänge
Luca Vollenberg (HSG Marienheide/Müllenbach)
Benjamin Seifert
Luca Nenne-Kolb (beide TuS Ferndorf II)
Spielerkader
Tor
Jonas Bauch
Alen Čaber
Tobias Fraunhoffer
Julien Neu
Feld
Marijan Basic
Marc Erlinghagen
Antony Hudrak-Domokos
Marko Köster
Norman Krause
Andrijan Krstev
Till Malek
Tobias Mlynczak
Jonas Schiefer
Felix Soldanski
Eldar Starcevic
Fynn Wandschneider
Trainer
Maik Thiele
Co-Trainer
Carsten Mundhenk
Sportlicher Leiter
Oliver Meyer
Mannschaftsarzt
Thomas Hein
KOMMENTARE
1
„Thiele muss Ziele anpassen.“… Es ist immer noch ein Mannschaftssport und wegen ein Spieler musst man doch keine Ziele anpassen.
Hamster, 18.08.2022, 19:25 Uhr2
Ich hoffe einfach, dass die Gespräche mit jungen, talentierten Spielern geführt werden. Hier hat Maik Thiele doch bestimmt Kontakte. Wenn wieder nur Ex-Profis für viel Geld gekauft werden, ist der Ruf der neuen Spielgemeinschaft direkt angeknackst. Ein ehemaliger 2.Ligaspieler wechselt denke ich nicht nach Derschlag, weil ihn das Konzept der neuen Spielgemeinschaft überzeugt hat.
Also come on Löwen, denkt an eure Zukunft und gebt das Geld für die Jugend aus und nicht für Ex-Profis!
3
Wenn die Vereine der HBD die Chance einer enge Verzahnung nutzen, kann dies über die Saison hinaus gewinnbringend für alle werden, wenn nicht wird es nur ein weiterer Versuch einer gescheiterten Spielgemeinschaft werden. Beide Kader sowohl der ersten und zweiten sind eng besetzt und nur gemeinsam sind die Ziele zu erreichen.
Eine Oberliga-Mannschaft mit einem starken Landesliga Unterbau kann attraktiv für junge Talente sein, diese sollten aber wie schon geschrieben nicht in Jugoslavien geworben werden, sondern aus der Region kommen. Das dieser Weg kurzfristig vermeidlich schwieriger erscheint, gerade durch die Quantitätsstrategie der HCGS ist für alle klar aber auch dort werden Spieler merken, dass nicht alles gold ist was glänzt
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