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Fußball-Stichtag: Jubiläum des TuS Belmicke

Red; 15. Jan 2010, 00:59 Uhr
Oberberg Aktuell
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Fußball-Stichtag: Jubiläum des TuS Belmicke

Red; 15. Jan 2010, 00:59 Uhr
Oberberg – Frank Winkler blickt auf einschneidende Daten der oberbergischen Fußballgeschichte zurück: Auf den Tag genau vor 100 Jahren wurde der TV Belmicke, Vorgängerverein des heutigen TuS, gegründet.
Im Jahr 1910 hatte Belmicke zusammen mit den umliegenden Dörfern knapp 350 Einwohner. Einer davon hieß Matthias Meier, der vier Jahre zuvor von Wuppertal-Elberfeld nach Belmicke gezogen war, um als Lehrer an der Dorfschule zu arbeiten. Meier begeisterte sich von Beginn an fürs Turnen und als Gastwirt Josef Hütte an seine Gastwirtschaft einen Saal bauen ließ, fand er auch die passende Räumlichkeit. So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich am 15. Januar die Jugendlichen zur Gründung eines Turnvereins zusammenfanden. Lehrer Meier wurde in der Gründungsversammlung zum 1. Vorsitzenden des TV Belmicke gewählt.

Während des 1. Weltkriegs kam der Sport in Belmicke völlig zum Erliegen. Unter Hubert Engel wurde der Verein am 19. August 1919 wieder ins Leben gerufen. Zwei Jahre später kam der Lehrer Hermann Kerres nach Belmicke, um die Leitung der Schule zu übernehmen. Er kam ursprünglich aus Aachen und war ein begeisterter Anhänger des Fußballsports. Diese Begeisterung übertrug er in den folgenden Jahren auch auf die Jugendlichen, so dass man im Februar 1925 ein erstes Fußballspiel auf einer Weide nahe Belmicke austrug. Nach kurzer Zeit fand man auch ein geeignetes Gelände, wo man mit viel Mühe einen Fußballplatz errichtete. So entstand auf einer Höhe zwischen Belmicke und Benolpe ein Spielfeld von 90 Meter Länge und 50 Meter Breite.

Am 9. August 1925 beschlossen die Mitglieder in einer Versammlung, vor allem auf Initiative von Kerres hin, aus dem Deutschen Turnerbund auszutreten und sich dem Verband der Deutschen Jugendkraft (DJK) anzuschließen. Neben dem Fußball wurden weiterhin die Sportarten Leichtathletik und Turnen betrieben. Kerres war zu diesem Zeitpunkt 1. Vorsitzender des Vereins. Er war nicht nur für den Belmicker Sport, sondern auch für den gesamten Sportbetrieb im DJK-Bezirk Aggertal eine unverzichtbare Größe.

Der TV Belmicke spielte in der Meisterschaft in der Gruppe Aggertal gegen die Vereine DJK Victoria Dieringhausen, Lindlar und Overath. Wie gut die Mannschaft war, zeigte sich nur wenige Jahre später, als sie am Ende der Spielzeit 1930/31 überlegen die Meisterschaft vor Engelskirchen gewannen. Die Begeisterung der Bevölkerung über die gewonnene Meisterschaft nutzte Kerres, um für den Verein mit Erfolg einen neuen Sportplatz zu bekommen. Am 16. August 1931 wurde auf einer Höhe östlich von Belmicke der neue Sportplatz vor einer großen Besucherzahl eingeweiht. In einem Freundschaftsspiel verlor man allerdings gegen Bergneustadt mit 1:4.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung hatten vor allem die DJK-Vereine immer mehr unter den Repressalien des Staates zu leiden, bis sie im Jahr 1935 endgültig verboten wurden. Mit diesem Verbot erstarben auch die offiziellen sportlichen Aktivitäten in Belmicke, es gab lediglich inoffizielle Freundschaftsspiele ohne direkte Namensnennung. Während des 2. Weltkriegs fanden 16 aktive Sportler des TV Belmicke den Tod.

Am 30. September 1945 trafen sich auf Initiative von Hubert Frohne hin fast vierzig Bürger in der Gastwirtschaft Josef Bieker, um den vor zehn Jahren verbotenen Sportverein wieder aufleben zu lassen. Den Sportplatz hatte man bereits vorher notdürftig wieder hergerichtet. In der Versammlung wurde zunächst die Notwendigkeit eines eigenen Sportvereins bestätigt, Hubert Frohne zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der neue Name des Vereins lautete nun Turn- und Spielverein Belmicke. In dieser Gründungsversammlung wurde ebenfalls beschlossen, dass man sich dem Deutschen  Fußballbund anschließt. So wurde der TuS Belmicke Gründungsmitglied der im November 1945 beginnenden ersten Spielserie nach dem Krieg.

Man spielte in der Gruppe Agger gegen den SSV 08 Bergneustadt, Borussia Derschlag, TuRa Dieringhausen, SV Frielingsdorf-Scheel, VfL Gummersbach, VfR Marienhagen und dem SSV Marienheide. Zwar belegte man am Ende den vorletzten Platz und musste damit in die 2. Kreisklasse absteigen, doch zeigte man mehrfach, dass man gegen die Großen des Kreises mithalten konnte.

In den letzten beiden Meisterschaftsspielen dieser Gründungsspielzeit hatte man sich mit drei guten Spielern aus Drolshagen verstärkt. Weil es für den TuS Drolshagen im Kreis Olpe noch keine Möglichkeit bestand, den regulären Spielbetrieb aufzunehmen, betrieb man sowohl von Belmicker als auch von Drolshagener Seite aus den Zusammenschluss. Am 13. April 1946 trafen sich die Vertreter beider Vereine im Gasthof Stahl in Stupperhof und besprachen die Einzelheiten. Schon an diesem Abend verkündete man die Bildung des Vereins Turn- und Sportverein Drolshagen-Belmicke. Obwohl die Mannschaft nun einen wirklich guten Standard erreichte und von renommierten auswärtigen Trainer betreut wurde, schafften sie am Ende der Spielzeit 1946/47 nicht den erhofften Aufstieg in die 1. Kreisklasse Oberberg, man musste sich mit dem enttäuschenden Platz vier begnügen. Da sich inzwischen für Drolshagen die sportliche  Situation im Kreis Olpe gebessert hatte, trennten sich beide Vereine  im Juli 1947 bereits wieder.

Die nächsten Jahre blieb dem TuS Belmicke trotz großer Anstrengungen der große Erfolg verwehrt, bis sie am Ende der Spielzeit 1953/54 nach einem 1:0-Sieg beim SV Frömmersbach als Meister ihrer Staffel und damit als Aufsteiger in die 1. Kreisklasse Oberberg feststanden. Drei Jahre lang konnte man sich in der höchsten oberbergischen Klasse halten, ehe man im Juni 1957 wieder absteigen musste. Doch nur zwei Jahre später erfolgte die Rückkehr. Am 24. Mai 1959 wurde auf dem Sportplatz in Derschlag das Entscheidungsspiel um den Aufstieg ausgetragen. Am Ende der regulären Spielzeit stand es zwischen dem TuS Belmicke und dem SV Sinspert-Wehnrath 1:1 unentschieden. Erst in der Verlängerung setzte sich Belmicke entscheidend durch und gewann noch deutlich mit 4:1.


Wiederum nur zwei Jahre später erfolgte dann der endgültige Abstieg aus der 1. Kreisklasse. In den nächsten 17 Jahren blutete die Mannschaft immer mehr aus. Viele der alten Kämpen hängten ihre Fußballschuhe an den Nagel, die neuen, die nachkamen, hatten nicht immer ihre Qualität, so dass der TuS Belmicke am Ende der Saison 1977/78 zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den bitteren Gang in die unterste Spielkasse antreten musste. Mit einem neuen Sportplatz im Rücken und mit der Erfahrung von einigen älteren Spielern, die es noch einmal wissen wollten, schaffte man mit einem Punkt Vorsprung auf die Reservemannschaft des SSV Marienheide die sofortige Rückkehr in Kreisliga B Oberberg.

Die nächsten dreißig Jahre spielte man dann mit recht wechselnden Erfolg fast durchgehend in dieser Liga, wobei man Anfang der Neunziger einmal in die Kreisliga C abstieg, um im folgenden Jahr den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen und Ende der Neunziger zweimal als Tabellenweiter sehr knapp am Aufstieg in die Kreisliga A scheiterte. Im neuen Jahrtausend hielt sich die Mannschaft weiter in der B-Klasse, ehe sie im Sommer 2009 erneut in die Kreisliga C Berg abstieg. Das Jubiläumsjahr des Vereins begehen die Fußballer mit großen Sorgenfalten: Nach einem durch den Abstieg verursachten personellen Umbruch rangiert man nach Abschluss der Hinrunde auf dem letzten Tabellenplatz.   

Die Jubiläumsfeierlichkeiten werden heute Abend (18:30 Uhr) mit der Eröffnung der Ausstellung "Zehn Jahrzehnte TuS Belmicke" im St. Anna-Heim eingeläutet.

Wer mit Frank Winkler in Kontakt treten möchte, kann dies unter hannsd@gmx.de tun.  
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