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Sind sie noch ganz dicht?
Reichshof Ein Informationsabend zum Pilotprojekt mit rund 850 bebauten Grundstücken im Bereich der Wiehltalsperre brachte neue Erkenntnisse. Über 90 Prozent der privaten Abwasserleitungen sind undicht.
Fachleute der Gemeinde Reichshof berichteten bei einem Informationsabend, zu dem der Verein Haus & Grund Oberberg, eingeladen hatte, über das Projekt Dichtheitsprüfung. Über 90 Prozent der privaten Abwasserleitungen sind undicht und eine Sanierung der Rohre kostet die betroffenen Eigentümer durchschnittlich rund 6.000 . Bürgermeister Rüdiger Gennies sagte: Haus & Grund Oberberg ist aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Zusammenschluss, da hier die Interessen der Hauseigentümer gebündelt vertreten werden. Das Thema Dichtheitsprüfung beschäftigt die Gemeinde vor allem in der Wiehltalsperre schon seit Jahren intensiv.Rechtsanwalt Volker Steffen, Vorsitzender von Haus & Grund Oberberg, begrüßte die zahlreichen Zuhörer und führte in die Thematik ein. Gesetzliche Grundlage der Dichtheitsprüfung ist Paragraf 61 des Landeswassergesetzes. Danach ist die Prüfung der privaten Abwasserleitungen für alle Neubauten verbindlich, muss für bestehende Gebäude aber auch generell bei Änderungen durchgeführt werden. Vielen ist aber zweierlei unbekannt, so Steffen weiter, zum einen ist die Prüfung bis spätestens Ende 2015 auch in allen Bestandsbauten vorzunehmen, zum anderen wird sie künftig alle 20 Jahre wiederholt werden müssen.
Was bei den Prüfungen zu beachten ist, erläuterten die beiden Experten der Gemeinde Reichshof, Sarah Schmidt und Norbert Schindler. Sie wussten aus ihrem Pilotprojekt im Wasserschutzgebiet an der Wiehltalsperre, zu berichten, dass tatsächlich neun von zehn privaten Abwasserkanälen durch die Prüfung fielen. Vielfach müsse man allerdings auch zugestehen, dass es sich bei den festgestellten Undichtigkeiten nur um einfache Fälle handle, erklärte Schmidt: ein verrutschtes Dichtungsgummi, ein kleiner Riss im Rohr oder eine ausgediente Muffe. Nicht immer ist es gleich eine dicke Wurzel oder eine heftige Absenkung, die das Abwasserrohr quasi unbrauchbar macht.
Die Kosten für eine Reparatur hängen stark vom Schadensbild und der Zugänglichkeit der betroffenen Leitung ab. Mal reicht die Sanierung des vorhandenen Rohrs, mal muss ein Teilstück oder gar die komplette Leitung erneuert werden. Schnell entstehen dabei Kosten von mehreren tausend Euro, die der Privateigentümer vollständig zu tragen hat. Nach den beiden Referenten der Gemeinde widmete sich Christian Harth von der Kuchem GmbH in seinem Vortrag den technischen Möglichkeiten der Rohrprüfung und -sanierung und zeigte Hartmut Lübke von der Volksbank Oberberg Möglichkeiten der Finanzierung auf. Die Interessensgemeinschaft plant bereits einen zweiten Informationsabend, an dem auch Politiker zu dem Thema Stellung nehmen sollen.