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Lassen Banken Otto Kind AG im Stich?

nk, bv; 2. May 2010, 15:48 Uhr
Bilder: Natalie Kuss --- Auf dem Lindenplatz wurde unter anderem für gerechte Löhne demonstriert.
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Lassen Banken Otto Kind AG im Stich?

nk, bv; 2. May 2010, 15:48 Uhr
Gummersbach - Große Sorgen um Arbeitsplätze beim oberbergischen Ladenbau-Unternehmen im Rahmen der Demonstrationen der Gewerkschaften zum 1. Mai auf dem Gummersbacher Lindenplatz.
Tradition hat der gewerkschaftliche Protest am 1. Mai, aber diesmal bekamen die Arbeitnehmer, die dem Aufruf zur Demonstration auf dem Gummersbacher Lindenplatz gefolgt waren, hautnah zu spüren, dass die Wirtschaftskrise und der drohende Arbeitsplatzverlust auch um das Oberbergische keinen Bogen machen. Bei den Beschäftigten der Otto Kind AG geht nämlich die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes um. Der Hersteller von Ladeneinrichtungen ist in eine Schieflage geraten und die Hausbanken hatten die Prüfung der Firma durch ein unabhängiges Wirtschaftsunternehmen veranlasst. Dem Vernehmen nach soll in dem abschließenden Testat empfohlen worden sein, rund 15 Prozent der über 300 Beschäftigten auf die Straße zu setzen.



Betriebsangehörige zeigten mit großen Plakaten, was sie davon hielten. Sie forderten die Banken auf, das Unternehmen nicht aufzugeben. "Vergangene Woche wurde uns auf einer Betriebsversammlung eröffnet, dass Arbeitsplätze massiv gefährdet und Kündigungen unumgänglich seien, da das Unternehmen ansonsten von den Banken keine Kredite mehr bekomme", erklärte Kind-Betriebsratsvorsitzender Joachim Rätzer. Von diesem Schlag zeigte sich IG-Metall Bevollmächtigter Norbert Kemper erschüttert: "Es ist ein Beispiel für die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise. Den Banken, die so vorgehen, muss das Handwerk gelegt werden."  

"Der 1. Mai ist unser Fest für Solidarität. Gemeinsam kämpfen wir für gute Arbeit, gerechte Löhne und einen starken Sozialstaat", so fasste Sigrid Wolf vom DGB Köln-Bonn den Anlass der Demonstration in Gummersbach zusammen. Viele Arbeiter, Interessierte sowie Politiker trafen sich auf dem Lindenplatz, um für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Der DGB fordert unter anderem eine stärkere Besteuerung hoher Einkommen, eine Neugestaltung der Kommunalfinanzen und eine Bekämpfung der Dumpinglöhne.

Hauptrednerin war Elke Hannack, Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes, die viel Kritik an den Arbeitgebern übte, aber genauso viele Forderungen an die Gewerkschaften aussprach. Ihr zu Folge ist die Devise der Arbeitgeber, "dass Arbeitskräfte billig und schnell ersetzbar sein müssen". Verheerend sei auch, dass etwa 20 bis 30 Prozent Leiharbeiter in Betrieben arbeiteten. "Das darf nicht zur Normalität werden", meinte Hannack aus. Des Weiteren sprach sie sich gegen befristete Einstellungen und gegen Niedriglöhne aus. "Es muss ein Mindestlohn von 8,50 € eingeführt werden", forderte sie. Die Kopfpauschale der Bundesregierung war ebenso Ziel ihrer Kritik. "Gute Arbeit fällt nicht vom Himmel, daher müssen wir dafür kämpfen", lautete ihr abschließendes Credo.

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