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In Waldbröl soll eine andere Welt entstehen

nh; 15. Jun 2012, 14:40 Uhr
Grafiken: Architektur- und Stadtplanungsbüro Hamerla, Gruß-Rinck, Wegmann und Partner --- Durch den Umbau der Kaiserstraße soll eine 'andere Welt' entstehen mit viel Platz für Fußgänger. Die Kaiserstraße soll zum Flanieren einladen.
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In Waldbröl soll eine andere Welt entstehen

nh; 15. Jun 2012, 14:40 Uhr
Waldbröl - Der zweite Perspektiven-Workshop zeigte, welch großes Entwicklungspotenzial im Innenstadtbereich liegt - Einvernehmliche Einigung über den Merkur-Komplex für diesen Herbst angestrebt.
Von Nils Hühn

Nachdem beim ersten Workshop im März deutlich gemacht wurde, dass das aktuelle Erscheinungsbild der Stadt „Mist“ (Jutta Gruß-Rinck) sei und die Probleme thematisiert wurden, konnten beim gestrigen Treffen des sogenannten Innenstadt-Forums mit rund 40 Bürgern die ersten Konzepte besprochen werden. Der Schwerpunkt des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept (IHEK), das gemeinsam mit dem Düsseldorfer Architektur- und Stadtplanungsbüro Hamerla, Gruß-Rinck, Wegmann und Partner entwickelt wird, lag hierbei besonders auf der neuen Verkehrskonzeption der Stadt.


Im Rahmen der anstehenden Kanalsanierung im Bereich der Kaiserstraße soll diese überarbeitet werden. „Flanieren entlang der Kaiserstraße“ sei das Ziel, so Hans-Joachim Hamerla vom Planungsbüro. Um dies zu verwirklichen, soll die Straße ab dem Kreisverkehr an der Brölbahnstraße bis zur Friedensstraße zur Einbahnstraße werden. Dadurch wird die Fahrbahnbreite auf 4,50 Meter (inklusive 1,25 Meter Schutzstreifen für Radfahrer) reduziert. Die Gehwege sollen dann von derzeit 1,5 bis 2,5 Meter Breite auf 2 bis 6 Meter Breite vergrößert werden. Auch mehr Parkplätze würden so in diesem Bereich entstehen, obwohl das Hauptaugenmerk auf der Verbesserung für die Fußgänger liegt. Zusätzlich soll eine Allee angelegt werden. „Es entsteht eine ganz andere Welt“, so Hamerla.


[Der Straßenquerschnitt der Kaiserstraße. Links ist der Bestand mit einer 11,5 Meter breiten Fahrbahn und lediglich 1,5 Meter breiten Gehwegen. In der Planung (rechts) ist die Fahrbahn nur 4,5 Meter breit und für die Gehwege ist deutlich mehr Platz, sodass auch Außen-Gastronomie möglich wäre.]

Im Bezug auf die Änderungen der Kaiserstraße, bei der die Finanzierung durch die notwendige Kanalsanierung und Fördermittel bereits steht, herrschte beim Workshop große Einigkeit. Im Bezug auf die Pläne zur Bahnhofstraße gibt es jedoch noch Klärungsbedarf. Favorisiert wird auch in diesem Bereich eine Einbahnstraßen-Regelung. Doch alternativ gibt es auch die Möglichkeit, dass die Fahrbahn in beide Richtungen genutzt werden kann. „Wir sind da völlig offen“, so Hamerla. Für beide Varianten gibt es Für- und Gegensprecher.


[Das Grobkonzept der Verkehrsführung im Innenstadtbereich.]

Laut den Prognosen für das neue Verkehrskonzept würde in beiden Fällen eine deutliche Abnahme des Verkehrs im Innenstadtbereich eintreten. Voraussetzung ist dabei jedoch die Umsetzung des Boxbergkreisverkehrs, der aber laut Aussagen von Straßen NRW geplant sei. Lediglich ein genauer Bautermin steht noch nicht fest. Die Änderung des Verkehrskonzept ist für 2014 angedacht. Begonnen wird damit, wenn der Kanal erneuert werden muss.

Bereits in diesem Jahr soll eine gütliche Einigung mit den beiden Eigentümern des Merkur-Komplexes erzielt werden. „Von dieser Entscheidung hängt sehr viel ab“, so Hamerla. Derzeit werden intensive Gespräche geführt und eine schnelle Einigung könnte erzielt werden. Verschiedene Pläne für die Nutzung des Merkur-Komplexes gibt es bereits. Im „Masterplan“ ist das Areal als „Die Mitte der Mitte I“ beschrieben.

[Eine mögliche Variante zur Nutzung auf dem Merkur-Areal. Hier soll das neue Zentrum an der Kaiserstraße entstehen.]

„Wir wollen die Kaufkraft wieder in die Innenstadt holen“, ist das Ziel von der Planung. Dazu müsste die derzeitige Bebauung auf dem Gelände abgerissen werden. In der favorisierten Planung sind die Bestandteile ein neues Rathaus, zwei Ankermieter und weiterer Einzelhandel sowie ein Parkhaus. Laut Berechnungen des Planungsbüros ist dieser Plan finanzierbar. Als Alternative gibt es Pläne für ein vitales Zentrum mit Angebot von Einzelhandel, Kultur und Events.


[Die Schwerpunktbereiche in der Innenstadt mit der Kaiserstraße als Rückgrat.]

Der Masterplan umfasst insgesamt neun Schwerpunktbereiche, zu denen auch das Petz-Areal gehört. Hierfür liegen auch bereits Pläne vor, aber vieles hängt von der Entscheidung des Merkur-Komplexes ab, weshalb hier mit Hochdruck an einer schnellen Einigung gearbeitet wird. Der Marktplatz gehört ebenfalls zu den Schwerpunktbereichen. Die Pläne einer Neuanordnung der Parkplätze stieß beim Workshop auf große Zustimmung. Beim nächsten Treffen im September werden die Pläne konkretisiert und mögliche Förderanträge gestellt. Bereits am 27. Juni wird das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt.

„Die Zeit der Zufallsentscheidungen in Waldbröl ist vorbei“, machte Bürgermeister Peter Koester deutlich. Er freute sich, dass bei dem Workshop so intensiv, rege und sachlich diskutiert wurde. In den viereinhalb Stunden wurde viel angesprochen und Hamerla war von jeder Anregung begeistert. Froh ist auch Koester, dass die Nachfrage von möglichen Investoren für die einzelnen Konzepte „außergewöhnlich“ hoch sei. „Die Potenziale der Stadt wurden erkannt“, freut sich der Rathauschef und hofft, dass auch in der Bevölkerung wahrgenommen wird, dass Waldbröl in einer Zeit ist, in der viele Chancen zur Verbesserung da sind, die nur genutzt werden müssen.
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