Bilder: Christian Herse --- Lars Schänzler vom TV Refrath bot die nervenaufreibendste und spannendeste Partie des Abends.
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Spiel, Satz und Sieg für den Badminton-Sport
Wipperfürth Die deutsche U19-Badminton-Nationalmannschaft verlor zwar gestern mit 0:7 gegen Dänemark, das zurzeit beste Team in Europa, zeigte aber in jeder Partie einen aufopfernden Kampf um jeden Ball und begeisterte die Zuschauer.
Von Christian HerseMit leuchtenden Augen stand Andreas Lamsfuß gestern Nachmittag in der Mühlenberghalle. Es ist einfach nur Wahnsinn, wenn man sieht, wie sich diese einfache Halle quasi über Nacht in eine Sportarena verwandelt hat, schwärmte er mit einem Blick über das Spielfeld. So viele Helfer haben mit angepackt, am Ende hat alles wie von alleine funktioniert.

Noch sind es zwei Stunden bis zum ersten Aufschlag. Während die Deutschen die Zeit zum Abschlusstraining nutzen, entspannen die Dänen in ihrer Unterkunft. Kurz zuvor saß man noch gemeinsam bei der Kreissparkasse Köln. Diese hatte den BC Wipperfeld 2011 als Ausrichter mit 3.500 unterstützt. Insgesamt mussten wir eine fast fünfstellige Summe aufbringen, um das Spiel nach Wipperfürth holen zu können, berichtet Lamsfuß und dankte der Sportstiftung der Sparkasse, die durch Christian Brand vertreten wurde: Als bei uns die Anfrage eintraf, stand sofort fest, dass wir mithelfen wollen. Der Breitensport ist für uns sehr wichtig und gerade in Wipperfeld sehen wir, wie hier wirklich etwas stabiles entsteht. Dem Badminton Club war in der letzten Saison erstmals der Aufstieg in die Regionalliga gelungen und mit Mark Lamsfuß hat man selbst nun einen Spieler im Aufgebot der U19-Nationalmannschaft.
Mit 15 Jahren entscheiden sich die meisten Sportler heutzutage für eine Karriere als Profisportler. Während die meisten in Deutschland ein Sportinternat besuchen, läuft die Ausbildung in Dänemark wesentlich breiter ab. Hier besuchen alle Jugendliche bis zur neunten Klasse eine Schule. Danach entscheiden viele, ob sie in drei Jahren ihr Abitur machen wollen oder auf einen Sportgymnasium dafür vier Jahre investieren wollen, beschreibt der dänische Trainer Bo Ømosegaard den Werdegang in seinem Land.

[Am Nachmittag besuchten die Spieler die Kreissparkasse Köln am Marktplatz. Die Deutschen freuten sich dabei über einen Scheck in Höhe von 500 für ihre Reise zu dem Weltmeisterschaften nach Japan im Herbst.]
Sein deutscher Kollege Holger Hasse, ab Januar 2013 Cheftrainer des Nationalteams, sieht jedoch nach wie vor ein Standing-Problem in Deutschland: Hier kommt Fußball, Fußball, Fußball und dann Fußball. In Asien kassieren Badminton-Spieler Millionengehälter, bei uns reicht es nicht einmal zum Leben. Grund dafür sei vor allem mangelndes Interesse in der Öffentlichkeit. Wipperfürth stellt sich dabei jedoch gegen den allgemeinen Trend und beweist mit seinen Leichtathletik- und Badminton-Vereinen, dass es einen gesunden und zugleich erfolgreichen Sportmix besitzt, wie Sparkassen-Filialleiter Helmut Wagner betont.
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Diese Begeisterung war auch gestern zu spüren. Knapp 500 Zuschauer waren in die Mühlenberghalle gekommen, aus der via Kameras die insgesamt sieben Partien auch ins Internet ausgestrahlt wurden. Lokalmatador Mark Lamsfuß trat mit Mark Byerly als amtierende Deutsche Meister U19 im Doppel gegen Kaspar Antonson und David Daugaard an. In zwei spannenden Sätzen hielten die Deutschen die Partie lange spannend und zwangen die Gegner mehrfach zu Rettungstaten, die im Aus endeten. Doch am Ende setzte sich die Erfahrung der Favoriten durch, welche die beiden Sätze mit 17:21 und 16:21 gewinnen konnten. Chancenlos waren Ramona Hacks und Anika Dörr im Einzel, die gegen ihre Konkurrentinnen kein geeignetes Mittel fanden und deutlich verloren. Ganz anders Fabian Roth vom TV Refrath. Er konnte den ersten Satz gegen Mads Sorensen für sich verbuchen (24:22) und bot einen intensiven Kampf, verlor aber die nächsten beiden Sätze und damit sein Spiel.

Für die längste Partie des Abends sorgte sein Vereinskollege Lars Schänzler, der gegen Joshua Eipe antreten musste. Über 53 Minuten flogen die Bälle in atemberaubender Geschwindigkeit hin und her. Nach einem schwachen ersten Satz mit 15:21 kämpfte sich Schänzler zurück, machte in der zweiten Runde einen 8:15 Rückstand wett und zwang seinen Konkurrenten mit einem nervenstarken 23:21 in einen dritten Satz. Motiviert durch die Zuschauer witterte Schänzler seine Chance und konterte mehrfach die aggressiven Angriffe seines Gegner. Beim Stand 19:19 roch es nach dem ersten Punkt für die Deutschen am Abend, doch dann zeigte Eipe seine ganze Klasse und schmetterte sich mit 20:22 zum Sieg.
Ähnlich nervenaufreibend das Damen-Doppel des Abends. U19-Europameisterin Dörr stand mit Franziska Volkmann auf dem Feld und musste gegen Maiken Fruergaard und Isabella Nielsen antreten. Mit einem 21:12 im zweiten Satz bewiesen die beiden Deutschen ihr großes Talent und nutzten jeden kleinsten Fehler der Däninnen aus, die jedoch dennoch die Oberhand behielten und den ersten sowie dritten Satz knapp für sich entschieden.
Keine Chance hatte hingegen das nicht eingespielte Mixed-Doppel Fabian Roth/Jennifer Karnott, die das letzte Match des Tages deutlich verloren. Man muss auch mal was ausprobieren und solche Partien eignen sich hervorragend dafür. Natürlich wäre eine stärkere Besetzung im Mixed für die Zuschauer attraktiver gewesen, aber es ist halt ein Testspiel, so Lamsfuß. Als nach vier Stunden Hochleistungssport das letzte Spiel beendet war und die Zuschauer die Halle verließen, war der Glanz in seinen Augen aber nicht erloschen: Wir haben viele enge Partien gesehen, von denen mindestens drei auch anders hätten ausgehen können. Ich finde, wir haben hier heute Abend eine großartige Werbung für diesen Sport gesehen."