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Ein Jahr in Ghana: 'Die ersten Eindrücke sind überwältigend'

ma; 18. Sep 2012, 09:48 Uhr
Bilder: Marie Albrecht --- Strandimpressionen von der Cape Coast in Ghana.
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Ein Jahr in Ghana: 'Die ersten Eindrücke sind überwältigend'

ma; 18. Sep 2012, 09:48 Uhr
Gummersbach - Die Gummersbacherin Marie Albrecht absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr an einer Schule in Ghana und schildert auf OA ihre Erlebnisse und Erfahrungen.
Liebe Leser!

Die ersten Eindrücke von Ghana sind überwältigend! Seit rund zwei Wochen lebe ich nun in diesem wunderschönen Land, das mich so herzlich empfangen hat und ich komme aus dem Staunen kaum noch heraus. Alles ist anders, vieles scheint intensiver: Das alltägliche Leben spielt sich fast gänzlich auf der Straße ab: Wann immer ich aus dem Haus gehe und in die naheliegende Stadt Swedru fahre, bin ich umgeben von Taxis und Kleinbussen, den sogenannten Tro-Tros, von Händlern, die versuchen ihre Ware an den Mann zu bringen, von Frauen die ihre Kinder auf dem Rücken und ihr Eigentum auf dem Kopf tragen, von Ziegen, Hunden und Hühnern, die sich auf der Suche nach Nahrung ihren Weg bahnen.


[Erste Versuche beim Schüsseltragen.]

Und immer wieder dieser eine Satz: "Ey Obrouni, how are you?" - "Ey Weiße, wie geht's dir?". Wo immer ich auch bin, ich falle auf wie ein bunter Hund, während ich überfordert versuche, mich im dichten Gedränge aus Menschen und Verkehr zu orientieren, mich mit Cedis und Pesewas nicht zu verhaspeln und mich gleichzeitig noch bei der Person zu entschuldigen, der ich gerade auf den Fuß getreten bin - am Besten natürlich auf Fante-Twi! Ich falle nicht nur auf, weil ich weiß bin, sondern auch, weil ich noch nicht so recht in den Lebensfluss zu passen scheine.

Und doch werde ich größtenteils herzlich begrüßt und mir jede tollpatschige Unhöflichkeit, wie zum Beispiel das Benutzen der in Ghana als beleidigend angesehenen linken Hand, lachend verziehen. Fremde Menschen rufen mir "Akwaaba!" - "Willkommen!" zu, Kinder kommen zu mir gelaufen und wollen meine Freunde werden, während der ein oder andere Händler versucht, mich mit halsbrecherischen Obrouni-Preisen übers Ohr zu hauen. Ich bin seit gerade mal zwei Wochen hier und langsam versuche ich mich in diese laute, bunte und fröhliche Gesellschaft vorzutasten. Ich habe gelernt, wo der Unterschied zwischen einer Drop In/Off- und einer Share-Taxifahrt liegt, und auch, dass Essen so scharf sein kann, dass man Husten, Heulen und Naseputzen gleichzeitig muss.



[Schüler in der Bücherei.]
  

Zwei Wochen sind keine lange Zeit und dennoch habe ich schon viel erlebt: Ich habe mich durch die engen Marktgassen der Hauptstadt Accra geschlagen, war im Atlantik schwimmen, habe mit insgesamt 30 Leuten in einem Tro-Tro getanzt, habe gelernt mit den Fingern zu Essen und mir diese beim Wäschewaschen wund geschrubbt. Am wohl wichtigsten ist jedoch, dass ich in eine ghanaische Gastfamilie gezogen bin und angefangen habe zu arbeiten. Denn nur wenn man sein deutsches Leben zu einem Teil aufgibt und gegen ein ghanaisches eintauscht, kann man wohl wirklich verstehen, auf was für einem Fleckchen Erde man da gelandet ist - und was die eigene Rolle hier und auch daheim eigentlich bedeutet.



[Ein Straßenzug im Dorf Swesco.]

In diesem Sinne verabschiede ich mich mit der Hoffnung, dass mir beim nächsten Bericht meine Gastfamilie, bestehend aus Mama und zehnjähriger Schwester, und meine Arbeit als Lehrerin und Büchereimitarbeiterin an der Kwansakrom Junior High School ganz neue Blickwinkel und Lehren eröffnet haben!


Bis zum nächsten Mal!

Herzlichst, Ihre Marie Albrecht
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