Bilder: Michael Kleinjung --- Mit einem Geigerzähler wurden die Personen untersucht.
ARCHIV
Entwarnung nach Großeinsatz in Niederseßmar
Gummersbach - Zirkonsand-Reste mit natürlicher Strahlung lösten den Großeinsatz auf einer Deponie in Niederseßmar aus - Für Mensch und Umwelt bestand zu keiner Zeit eine Gefahr (AKTUALISIERT).
+++2. AKTUALISIERUNG (heute, 14:06 Uhr)+++Am Tag nach dem Zwischenfall auf dem Gelände einer Deponie in Niederseßmar ist die Erleichterung groß: Niemand ist zu Schaden gekommen. Letztlich löste natürlich strahlender Zirkonsand die umfangreichen Maßnahmen aus. Detlef Hayer, Leiter der Feuerwehr Gummersbach, sprach von einem nicht alltäglichen Einsatz. Bei den Messungen waren zunächst Unklarheiten aufgetreten. Den Einsatzkräften lag ein handschriftliches Protokoll vom Werkschutz der Müllverbrennungsanlage in Iserlohn über die Dosis der Strahlung, die in der Einheit Sievert gemessen wird, vor. Es war nicht eindeutig zu erkennen, ob es sich um Nano- oder Mikrosievert handelt, betont Hayer.
Erst nach Rücksprache zwischen Deponie-Betreiber Remondis und dem Ordnungsamt Gummersbach konnte zweifelsfrei geklärt werden, dass sich die in Iserlohn ermittelten Messwerte im Nanosievert-Bereich bewegen und somit eine harmlose Strahlung von dem Müll ausgeht. Da aber zunächst von einem höheren Risiko für Mensch und Umwelt ausgegangen werden musste, wurden entsprechend viele Einsatzkräfte alarmiert. Wenn so etwas noch einmal passieren sollte, würden wir es genauso machen, stellt Hayer klar. Kreisdirektor Jochen Hagt verdeutlichte, dass der Schutz der Bevölkerung absolute Priorität besessen hat. Die Feuerwehr hat richtig reagiert. Es musste erst einmal festgestellt werden, wie groß die Gefahr tatsächlich ist.
Die neunköpfige Familie, die aus einer Wohnung in unmittelbarer Nähe des Geländes evakuiert wurde, konnte mittlerweile wieder nach Hause zurückkehren. Da es am Abend kälter wurde und die Familie kleine Kinder hat, wurde sie für eine Nacht woanders untergebracht, so Gummersbachs Stadtsprecher Siegfried Frank. Die Stadt wird nun prüfen müssen, wie hoch die Kosten für den Einsatz waren und wer dafür aufkommen muss. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen, sagt Frank. Die Polizei hat ihre Ermittlungen abgeschlossen. Es liegt keine Straftat vor, so Sprecher Jürgen Dzuballe.
+++AKTUALISIERUNG (gestern, 22:05 Uhr)+++
Der Einsatz auf der Deponie in Niederseßmar ist beendet. Wie OA auf Nachfrage bei Einsatzleiter Detlef Hayer erfuhr, kann vollständige Entwarnung gegeben werden. Zusammen mit einem Strahlen-Experten haben Feuerwehrleute in Schutzanzügen den betroffenen Müllhaufen mit einem Gewicht von rund 15 Tonnen untersucht und auseinandergezogen. Dabei wurde ein Transportsack gefunden. Dieser war zu einem Drittel mit Zirkonsand gefüllt, der in Gießereien eingesetzt wird und eine natürliche Strahlung abgibt, die jedoch sehr gering und somit ungefährlich ist. Dieser Sand fällt nicht unter die Gefahrstoffverordnung und das Atomgesetz, sondern kann in geeigneter Form auf Deponien entsorgt werden, erläuterte Hayer. Das Material wurde in einer speziellen Kiste separiert und wird zu einem späteren Zeitpunkt auf eine andere Deponie gebracht. Der Experte hat betont, dass zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch und Umwelt bestanden hat. Auch die Fahrzeuge, die in der Nähe abgestellt waren, sind nicht betroffen, sagte ein erleichterter Hayer nach einem alles andere als alltäglichen Einsatz.
+++ERSTE MELDUNG (gestern, 19:23 Uhr)+++
Auf einer Mülldeponie in Gummersbach-Niederseßmar ist offenbar radioaktiv belasteter Müll entdeckt worden. Die Feuerwehr benutzt Geigerzähler, um festzustellen, ob eine gesundheitsgefährdende Strahlenbelastung aufgetreten ist. Dabei wurden auch insgesamt neun Menschen - darunter eine Familie, die in einer Wohnung in unmittelbarer Nähe des Geländes lebt - sowie ein Hund untersucht. Die Messungen verliefen negativ. Alle sind strahlenfrei, verkündete Kreisdirektor Jochen Hagt am Ort des Geschehens. Als reine Vorsichtsmaßnahme ist ein Dekontaminationszelt aufgebaut worden.
[Die Einsatzkräfte haben sich Spezialanzüge, um ihre Messungen vorzunehmen.]
Nach Angaben des Kreisdirektors sei das Material zusammen mit anderem Müll gestern Nachmittag in Niederseßmar von einem Entsorgungsfahrzeug aufgenommen und heute Morgen zu einer Müll- verbrennungsanlage nach Iserlohn gebracht worden. Dort wurde festgestellt, dass Radioaktivität vorliegt, erklärte Hagt. Da radioaktiv belastetes Material nicht verbrannt werden darf, kehrte der Fahrer nach Niederseßmar zurück und lud den Baumischabfall wieder ab Laut Hagt habe das Ordnungsamt Duisburg die Stadtverwaltung Gummersbach über den Vorgang in Kenntnis gesetzt. Anschließend wurde die Feuerwehr alarmiert. Deponie-Betreiber Remondis hatte die zuständigen Behörden ebenfalls verständigt.
[Kreisdirektor Jochen Hagt (Mitte) und Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling eilten sofort nach Niederseßmar.]
Bei der Deponie handelt es sich um eine Sammelstelle der Firma Remondis, wo gewerbliche,, aber auch private Abfälle angenommen werden. Wie Detlef Hayer von der Feuerwehr Gummersbach erklärte, werde man in Kürze mit genaueren Messungen an dem betroffenen Müllhaufen beginnen, um die Quelle der Strahlung zu lokalisieren. Darüber hinaus wurden die Bezirksregierung sowie das Landes-Umweltministerium über den Fall informiert. Ein Strahlen-Experte aus Schwerte wird bald in Gummersbach eintreffen
Außerhalb der Absperrung, die sich zunächst auf das Areal der Deponie beschränkte, bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung, versicherte Hayer. Später mussten ein Schnellrestaurant und eine Tankstelle in der Nähe vorsorglich schließen.
Neben der Polizei sowie Mitarbeitern der Stadtverwaltung und verschiedener Behörden des Kreises sind 110 Kräfte der Feuerwehr (Löschzug I Gummersbach, Dekontaminationseinheit Marienheide, Messzug Oberberg, Einsatzleitwagen der Feuerwehr Bergneustadt) sowie des Rettungsdienstes vor Ort.
Das Deutsche Rote Kreuz Lindlar-Frielingsdorf baute mit neun Helfern ein beheiztes Betreuungszelt auf, in dem die Kinder aus der evakuierten Wohnung betreut wurden. In Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt konnte für die Familie vorübergehend eine andere Unterkunft gefunden werden. Zu Unterstützung wurden auch die DRK-Ortsvereine Derschlag und Gummersbach-Bergneustadt alarmiert. Zusammen mit den Lindlarern übernahmen sie die Betreuung und Verpflegung der Einsatzkräfte.
Zu dieser Meldung werden keine Leserkommentare freigeschaltet.