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Mit der Wiehltalbahn zum 80. ins Geburtshaus: dem Bahnhof Oberwiehl

om; 2. Sep 2002, 23:09 Uhr
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Mit der Wiehltalbahn zum 80. ins Geburtshaus: dem Bahnhof Oberwiehl

om; 2. Sep 2002, 23:09 Uhr
(om/10.2.2002-22:00) Von Oliver Mengedoht
Oberberg - Am heutigen Karnevalssonntag erfüllte die Wiehltalbahn einem Marienheider Bürger einen ganz besonderen Geburtstagswunsch.

[Bilder: Oliver Mengedoht (8), Patrick Breloehr (4) --- Wiehltalbahn-Vorsitzender Gerhard Mansel (l.) und das Geburtstags"kind" (3.v.r.) im Oberwiehler Bahnhof, wo Hans Hölting 1922 geboren wurde.]





[Der Älteste mit dem Jüngsten bei der Feier im Oberwiehler Hof, den 16 Wochen alten Julian auf dem Arm.]



Hans Hölting wurde am 10. Februar 1922 im Bahnhof Oberwiehl geboren und genau dort feierte er heute mit seiner Geburtstagsgesellschaft auch den Ehrentag. Als Sohn eines preußischen Stationsvorstehers und selbst eisenbahninteressiert erolgten An- und Abreise stilgerecht mit der Bahn, wenngleich Probleme der Deutschen Bahn die Wiehltalbahn (WB) leider zwangen, für die erste Zwischenetappe einen fix gemieteten Bus zu benutzen.

[Abfahrt aus Weiershagen.]



"Das ist großartig!" schwärmte Hans Hölting bei der Geburstagsfeier im Oberwiehler Hof und dankte Gerhard Mansel, dem Vorsitzenden der WB, und allen weiteren Beteiligten herzlich. Die Mitglieder der Wiehltalbahn hatten seit einer Woche mit dem eigenen SKL ("Schienenkran") und Personal von DB Netz, THW Wetter/Ruhr und WB die Strecke zwischen Gummersbach und Marienheide von den vielen umgestürzten Bäumen befreit, damit die Sonderfahrt auch stattfinden konnte. Marienheides Bürgermeister Uwe Töpfer war extra zum Bahnhof gekommen, um zu gratulieren und die Gesellschaft auf eine gute Bahnreise zu schicken, doch es kam etwas anders.

[Gemütlich unterwegs nach Oberwiehl.]



Die Deutsche Bahn hatte heute Morgen Probleme in Ründeroth und Deutz und konnte für den MAN V7T-Triebwagen der Wiehltalbahn keine Freigabe erteilen. Mansel musste schnell handeln und mietete einen Bus, der die 60 Personen nach Weiershagen brachte, wo der Diesel-Triebwagen von 1966 dann einsatzbereit stand und zumindest von dort den rüstigen 80-Jährigen, seine Verwandten, Freunde und Nachbarn - er hatte die ganze Alte Heidestraße eingeladen - nach Oberwiehl fuhr, zum Geburtshaus Höltings.

[Bis gestern hatten die Bahner die Strecke nach Marienheide wieder freigeräumt - vergeblich (linkes Bild); der Heier Bürgermeister Uwe Töpfer gratulierte dennoch herzlich und verabschiedete den Geburtstagstross.]



Wie war es überhaupt zu dieser rührigen Sonderfahrt gekommen? Hans Hölting hatte durch Zufall mitbekommen, dass WB-Vorsitzender Mansel selber so eine Fahrt zu seinem 50. durchgeführt hatte und wandte sich an ihn. Als Mansel hörte, dass der Pensionär sogar im Bahnhof Oberwiehl geboren worden war, dass es um den 80. ging und auch noch ein Sonntag war, war es eine Selbstverständlichkeit, die Fahrt zu organisieren.

[Zugführer Dirk Wilkesmann am "Steuer".]



Hölting erblickte also als Sohn des Stationsvorstehers Ludwig Hölting am 10. Februar 1922 im Bahnhof Oberwiehl das Licht der Welt und hatte auch in Folge mit der Bahn zu tun. "Nach zwei Jahren hier zogen wir '24 in den Bahnhof Murschbick, '33 nach Bielstein", erinnerte sich der Jubilar im Oberwiehler Hof. "Ich hab nur in Bahnhöfen gelebt bis '41, als ich Soldat wurde", lachte er. "Das war wirklich eine Erlebniswelt, ich kannte jedes Gleis und jeden Lokführer.

[Mit dem Bus ging es nach Weiershagen, dort endlich in den MAN VT7.]



"Morsbach, bekannte Hölting, sei der Ort seiner kindheit, dort habe die "Erlebniswelt" begonnen, "danach hatte ich immer Heimweh". Der 80-Jährige berichtete auch, dass sein älterer Bruder Plakate gegen die Nazis geklebt habe. "Ich erinnere mich noch an das Motiv. Aber mein Vater war ein penibler Beamter, darum haben sie ihn in Ruhe gelassen. Ich musste jeden Morgen noch vor der Schule in die Kirche - später habe ich das ein bisschen seingelassen", schmunzelte Hölting.

[Die Wiehltalbahn hatte für die Feiernden Sekt bereitgestellt und servierte den im Triebwagen.]



Dass die Fahrt tatsächlich von Marienheide aus hätte stattfinden können, hatte sich erst am Samstag letzter Woche entschieden: Mit einem Großeinsatz von freiwilligen Hilfskräften wurde auf der Bahnstrecke Gummersbach – Marienheide der extreme Schneebruch vom letzten Dezember beseitigt, erklärte Mansel. Christian Tresp, Betriebsleiter des neuformierten Regionalnetzes "Bergisch-Märkisches Land" konnte daraufhin und nach weiteren technischen Kontrollen die Strecke für die Sonderfahrt freigeben.

[Seit Samstag vor einer Woche bis gestern hatten Bahner, THW und DB die Strecke von Schneebruch befreit.]



"Für die Wiehltalbahn und die örtliche Gastronomie sind solche Veranstaltungen eine willkommene Ergänzung in ihrem regulären Angebot", ist sich Klaus Schmidt, Geschäftsführer der Wiehltalbahn GmbH sicher. Vorsitzender Mansel, stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn, dachte sogar noch einen Schritt weiter: Angesichts der bevorstehenden Reaktivierung des Schienenpersonenverkehrs auf der Strecke nach Marienheide ist er sicher, dass über kurz

oder lang von der Bevölkerung auch eine Verbindung von Marienheide ins Wiehltal gefordert werden wird. "Das ist sozusagen die vorgezogene Probefahrt", sagte Mansel lachend.

[Zahlreiche Bäume waren durch die Schneelast im Winter auf die Strecke gestürzt und mussten weggeräumt werden.]





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