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Lichter beim VfH Gummersbach erloschen: Verein löst sich auf

sl; 5. Mar 2002, 14:41 Uhr
Oberberg Aktuell
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Lichter beim VfH Gummersbach erloschen: Verein löst sich auf

sl; 5. Mar 2002, 14:41 Uhr
(sl/5.3.2002-14:35) Von Simone Liebelt
Gummersbach – Mit 31 Ja-Stimmen bei nur einer Gegenstimme entschieden sich gestern Abend die Mitglieder des VfH Gummersbach im Rahmen der außerordentlichen Versammlung für die Auflösung des Vereins.
[Archiv-Bilder: Peter Lenz --- VfH-Vorsitzender Dieter Schröder unterbreitete den Mitgliedern den Entschluss des Vorstandes zur Auflösung und die Hintergründe.]



"Aus finanziellen Gründen kann der Verein die Mannschaften nicht mehr tragen", laut Vorsitzenden Dieter Schröder blieben versprochene Zahlungen der Handball GmbH respektive des VfL Gummersbach e.V. aus. Diese waren eigentlich im Insolvenzvertrag festgelegt worden. Der VfH stand vor dem Aus, und das Schicksal des vor zwei Jahren gegründeten Vereins wurde nun gestern durch die Mitglieder besiegelt.



32 Mitglieder waren gekommen, um über die Zukunft des "Vereins für Handball" zu entscheiden. Zu Beginn der außerordentlichen Sitzung erklärte der Vorsitzende Schröder nochmals die Hintergründe, die zu diesem Vorschlag seitens des Vorstandes führten (wir berichteten). Danach war hatten die Mitglieder Gelegenheit, Fragen zu stellen. Und das taten sie auch.



Was wird aus der Spielgemeinschaft HSG Gummersbach-Derschlag? Eine HSG mit dem VfH kann es natürlich nicht mehr geben. Der TuS Derschlag muss sich einen neuen Partner suchen. Aber, das machte Bernd Beekes vom TuS deutlich, will und muss Derschlag eine Spielgemeinschaft aufrecht halten. "Am liebsten hätten wir mit dem VfH weiter gemacht, aber dies ist jetzt ja nicht mehr möglich. Folglich müssen wir uns einen neuen Verein suchen." Zwar hätten schon Gespräche mit dem VfL Gummersbach e.V. stattgefunden, aber es schien kein Interesse an einer Spielgemeinschaft vorhanden zu sein, erklärte Beekes weiter.



Carsten Sauer, Geschäftsführer der Handball GmbH, konnte dies auf Anfrage von Oberberg-Aktuell nicht bestätigen: "Grundsätzlich ist schon Interesse da, aber es muss mit unserem Jugend-Förderkonzept zusammenpassen. Der VfL Gummersbach braucht einen Unterbau. Da die HSG aber in der Oberliga spielt, fehlt einfach der Ansatz für eine Spielgemeinschaft. Wäre die HSG in der Regionalliga vertreten, sähe die Sache anders aus. Denn dann könnten wir vom Doppelspielrecht für unsere Nachwuchs-Bundesligaspieler gebrauch machen."



Was passiert mit den Jugendmannschaften? So wie es im Moment aussieht, werden die Jugendmannschaften vom VfL e.V. übernommen. So ist der Spielbetrieb zunächst für eine Spielzeit gesichert. Die Sommerrunde wird aber noch unter dem Namen "HSG Gummersbach-Derschlag" absolviert. Das versicherte Schröder den Anwesenden. "Die Mannschaften sind ordnungsgemäß gemeldet."



Vorstandsmitglied des VfL Gummersbach e.V., Udo Schmidt erklärte, dass der VfL den Jugendbereich sicherstelle. Und das sei vollkommen unabhängig davon, ob die erste Mannschaft des VfL, also die Bundesligamannschaft, den Klassenerhalt schafft oder nicht. Wenn die Mannschaften aufgenommen würden, müsste "nur" eine neue Handball-Abteilung gegründet werden.



Der TuS Derschlag machte indes auch klar, dass man die Jugendmannschaften nicht alleine tragen könne. Beekes: "Wenn wir das könnten, hätten wir letztes Jahr sicherlich nicht nach einem Partner für den TuS gesucht."

[Bernd Beekes vom TuS Derschlag hätte gerne die HSG mit dem VfH weitergeführt, aber das geht jetzt nicht mehr.]



Was passiert mit den HSG-Seniorenmannschaften? Bei dieser Frage wirkte der VfH-Vorstand etwas unsicher. Schröder: "Seit Gründung der HSG liegt die Verantwortung für die Senioren bei dem TuS Derschlag. Wir kümmern uns nur um die Jugendlichen." Mehr war zu diesem Thema nicht zu hören.



Das heißt also, dass der Jugendbereich gesichert ist, aber der Seniorenbereich in der Luft hängt. Auf weitere Nachfragen der Mitglieder kam nur die Antwort, dass sich die Mitglieder einen neuen Verein suchen müssten, entweder VfL Gummersbach e.V. oder TuS Derschlag.



Wie sieht die Finanzierung der Winter- und der Sommerrunde aus? Der VfH will die restlichen Spiele mit den Mitgliederbeiträgen und einigen Spenden, die noch zu erwarten sind, finanzieren. "Aber wir ziehen nicht den Jahresbeitrag ein, sondern nur den Beitrag für das erste Quartal", erklärte Ulrich Schürmann, Kassenwart des VfH. Außerdem kämen noch viele Kosten auf den Verein zu. Ende Februar hatte der Verein eine Unterdeckung 4.300 Euro. Und dieser Betrag komme jeden Monat in der Sommerrunde noch hinzu. Auch die VfL-GmbH wolle etwas dazu tun, erklärte Schürmann. "Aber das ist nur eine mündliche Zusage. Schon in der Vergangenheit hat die GmbH viel versprochen und dann doch nichts gemacht."



Dem widersprach GmbH-Geschäftsführer Sauer heute vehement: "Es ist klar, dass der VfH ab dem 1. April ein Problem mit der Finanzierung hat. Aber die beiden Vorstände von VfL und VfH haben sich zusammen gesetzt. Bei diesem Gespräch war auch ich anwesend. Wir sind überein gekommen, dass wir alles in einen Topf werfen. Das heißt, dass sowohl der VfL etwas dazu gibt wie auch die GmbH. Ich habe noch einige Spenden dafür aquariert."



Wie will der VfL die Mannschaften finanzieren? Darauf wusste auch Udo Schmidt eine Antwort. "Wir können die Jugendmannschaften halten." Außerdem befinde sich der Verein nicht mehr im Insolvenzverfahren, so dass in diesem Bereich keine Zahlungen mehr notwendig sind. Auch werde die Handball-GmbH die Jugendmannschaften unterstützen, und das mit 50.000 Euro. Dies aber nur, wenn die Mannschaften unter dem Namen VfL Gummersbach auflaufen und die Bundesligamannschaft den Klassenerhalt schafft.



Das bestätigte Sauer: "Wir haben ein Förderkonzept für die Jugendmannschaften erarbeitet. Daraus geht hervor, dass der VfL Gummersbach eine Jugendabteilung bekommt." Zwar sei der VfH Mitglied im VfL, aber das akzeptiere der DHB nicht als Unterbau. Und dieser soll nun mit dem Förderprogramm und der Übernahme der Jugendmannschaften in den VfL Gummersbach geschaffen werden.



Die Abstimmung:



Nachdem alle mit- und untereinander das Für und Wider einer Auflösung diskutiert hatten, kam es dann zur Entscheidung. Namentlich musste die Stimme abgeben. 31 der 32 anwesenden Mitglieder stimmten für die Auflösung, nur nur einer war dagegen.



In mindestens drei, spätestens aber in sechs Wochen muss es nochmals eine außerordentliche Mitgliederversammlung geben. Auch dann wird wieder abgestimmt. Falls erneut für die Auflösung gestimmt wird, sind die Lichter beim VfH Gummersbach endgültig aus.

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