Bilder: Martin Hütt ---- Evgeni Pevnov machte ein starkes Spiel am Kreis, leitete aber auch die Niederlage mit ein.
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Gummersbach bringt sich selbst um den Lohn
Gummersbach - Die Kurtagic-Schützlinge verspielen in zwölf torlosen Minuten eine komfortable Führung - Verein gibt zwei weitere Vertragsverlängerungen bekannt - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter NotbohmMit einem Sieg wollte der VfL Gummersbach noch einmal das obere Mittelfeld angreifen, verbleibt nach der 26:28-Heimniederlage gegen Berlin aber auf dem neunten Rang. Nach Schlusspfiff wurden die Vertragsverlängerungen von Andreas Becker und Tobias Schroeter bis 2018 bekannt gegeben.
VfL Gummersbach Füchse Berlin 26:28 (15:15).

So richtig fassen konnten beziehungsweise wollten es nach Spielschluss weder die Spieler des VfL Gummersbach, noch ihr Trainer Emir Kurtagic oder die 3852 Zuschauer in der gut gefüllten Schwalbe Arena. Trotz einer über weite Strecken guten Leistung standen die Oberberger am Ende mit leeren Händen da. Der VfL-Anhang hatte seine Schuldigen schnell gefunden und verabschiedete sowohl die beiden Unparteiischen, als auch das Gästeteam mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabinen. Dabei mussten die Hausherren sich diese völlig unnötige Niederlage vielmehr an den eigenen Kragen heften. Das sah auch Kurtagic nach dem Abpfiff so, der zwar zu Protokoll gab, dass sein Team trotz aller Widrigkeiten über 45 Minuten die bessere Mannschaft war, am Ende es aber verpasst habe, den Sack auch wirklich zuzumachen.


[An den Gummersbacher Torhütern lag es nicht. Lichtlein parierte zwölf Würfe, darunter einen Siebenmeter. Puhle kam auf neun gehaltene Bälle.]
Den folgenden Füchsewurf von Paul Drux nutzte Lichtlein zwar zu seiner bereits zehnten Parade, zog sich dabei aber auch eine Adduktorenverletzung zu und musste Ersatzmann Matthias Puhle Platz machen. Mehrere Fehler, darunter ein diskutables Stürmerfoul von Simon Ernst sorgten schließlich dafür, dass Berlin mit einem schmeichelhaften Remis in die Pause gehen konnte. Die zweite Hälfte begann zudem alles andere als nach dem Geschmack der Gummersbacher. In Überzahl Evgeni Pevnov drückte die Strafbank erzielten die Gäste zwei schnelle Treffer nach dem Seitenwechsel zum 15:17 (32.). Hellwach agierte nun allerdings 'Pepe' Schroeter, der nicht nur den Anschlusstreffer erzielte, sondern auch mit einem abgefangenen Pass den Gummersbacher Konter einleitete. Auch dank eines nun stark haltenden Matthias Puhle übernahm der VfL erneut das Kommando. Über 18:17 (36.) war es Kapitän Christoph Schindler, der mit einem unkonventionellen Stemmwurf aus elf Metern zum 21:19 (40.) traf.
Nachdem dann auch noch ein Berliner Wurf geblockt wurde, Jakov Gojun auf Gästeseiten eine Zeitstrafe kassierte und Pevnov per gefühlvollem Heber zum 23:20 (45.) erhöhte, war der Tisch für einen VfL-Sieg vermeintlich gedeckt. Zum Spielverderber avancierte nun allerdings Berlins Schlussmann Silvio Heinevetter, der sich zunehmend steigerte, sowie die Gummersbacher Angst vor der eigenen Courage. Einem Pfostentreffer folgten ein unnötiger technischer Fehler des VfL-Kreisläufers sowie ein Lattentreffer von Simon Ernst. Berlin konterte zum 23:24 (49.) und auch die sofort genommene Auszeit Kurtagics konnte der Gummersbacher Nervosität keinen Einhalt gebieten. Da halfen auch zahlreiche starke Paraden von Matthias Puhle nicht, der sein Team im Alleingang im Spiel hielt. Einfachste technische Fehler sowie zwei liegen gelassene Siebenmeter von Kevin Schmidt sorgten für eine elfminütige Phase ohne VfL-Treffer. Erst beim 24:26 (56.) brach Pevnov den Bann und läutete das letzte Gummersbacher Aufbäumen ein.
Zwei Mal war es Schroeter vorbehalten, den Anschlusstreffer zu erzielen. In der hektischen Schlussphase, in der das Kampfgericht nach einem Time-Out der Schiedsrichter die Uhr über 20 Sekunden lang unbemerkt nicht anhielt, behielt Berlin letztlich aber kühlen Kopf und sorgte durch den überragenden Petar Nenadic, den die Gummersbacher Defensive nie wirklich in den Griff bekam, für die Entscheidung. Wir gehen jetzt mit einem scheiss Gefühl in die zweiwöchige Pause, brachte es Kurtagic nach der Partie auf den Punkt.

[Die rechte Seite bleibt die Problemseite des VfL. Florian von Gruchalla (im Bild) blieb völlig blass und wurde früh gegen Tobias Schroeter ausgewechselt. Mark Bult versorgte zwar Pevnov aus dem Rückraum mit einigen guten Anspielen, strahlte aber ansonsten überhaupt keine Torgefahr aus.]
Stimmen:
Erlingur Richardsson (Trainer Füchse Berlin): Zu Beginn stand unser Mittelblock schlecht. Die 5:1-Deckung hat dann besser funktioniert und nach dem Seitenwechsel war es der Wechsel zurück zur 6:0-Defensive, der eine gute Phase gebracht hat. Silvio Heinevetter kam ebenfalls gut zurück und hat in den letzten 15 Minuten sehr gut gespielt.
Volker Zerbe (Sportkoordinator Füchse Berlin): Wir haben im Vorfeld gesagt, dass dies hier ein Schlüsselspiel im Kampf um Platz fünf ist. Wir hatten Schwächephasen, sind aber auch zurückgekommen. Daher bin ich sehr stolz auf das Team, denn wir haben hervorragend gekämpft.
Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): Es ist schwer jetzt etwas zu sagen. Ich bin sicherlich enttäuscht, dass wir es heute nicht geschafft haben, 60 Minuten konstant zu spielen. Wir waren phasenweise die bessere Mannschaft, machen aber vor der Pause drei unnötige Fehler, die von einem Team wie Berlin bestraft werden. Nach der Pause liegen wir wieder mit drei Toren vorne und haben auch klare Situationen. Wenn du diese Gelegenheiten nicht nutzt, wird es schwer, zu gewinnen. Auch wenn wir verloren haben, hatten die Jungs eine tolle Einstellung und waren eigentlich die bessere Mannschaft."
Frank Flatten (Manager VfL Gummersbach): Natürlich geht es mir nicht gut. Ich bin enttäuscht, denn wir waren die bessere Mannschaft. Kleinigkeiten haben uns zurückgeworfen. Leider haben nicht alle ihre Leistung abgerufen, die es benötigt in so einem Spiel, wo es um die europäischen Plätze geht. Trotz allem mein Kompliment an die Mannschaft für die tolle Moral und den Fans für die tolle Unterstützung. Wenn wir an diesen Kleinigkeiten arbeiten wollen und den Kontakt zu Mannschaft wie Berlin kontinuierlich herstellen möchten, brauchen wir die Region. Wir brauchen nicht nur die Fans, sondern auch die Unternehmen aus dem Umkreis, um den nächsten sportlichen Schritt zu machen.
Statistik
VfL Gummersbach: Andreas Schröder (6), Evgeni Pevnov, Christoph Schindler (je 5), Tobias Schroeter (3), Kevin Schmidt (3/2), Julius Kühn (2), Simon Ernst, Magnus Persson (je 1).
Füchse Berlin: Petar Nenadic (9), Bjarki Elisson (8/2), Drago Vukovic (3), Fabian Wiede, Ignacio Plaza, Matthias Zachrisson, Jesper Nielsen (je 2).
Zuschauer
3852.
Schiedsrichter
Fabian Baumgart / Sascha Wild
Strafen
4:6 Minuten (Kühn, Pevnov 2x Gojun, Drux)
Siebenmeter
4/2 3/2 (Schmidt scheitert doppelt an Heinevetter Lichtlein pariert gegen Elisson).